Impro im Knast

Folgenden Bericht bekamen wir von Axel Bungert der Spieler bei „Die Taubenhaucher“ aus Köln ist. Vielleicht findet sich ja auch eine Berlin-Brandenburger Impro-Gruppe, die hier einen entsprechenden Versuch startet will:

von Axel Bungert, „Taubenhaucher“, Köln:

Die uniformierte Frau an der Pforte schaute streng: „Handys und Personalausweise in die Schublade, bitte!“ Dann schleuste sie uns durch drei Türen. Die nächste ging immer erst dann auf, wenn die letzte zu war. Und dann waren wir drin – im Knast. Zu diesem Auftritt konnten wir keine Freunde einladen, keine Karten verkaufen. Was für ein Publikum würde uns im Frauenknast wohl erwarten?

Alles fing an mit einer Anfrage des Kunst- und Literaturvereins für Gefangene, der den Auftritt unter dem Motto „Kultur hinter Mauern“ organisierte. Der Verein sorgt bei den Gefangenen mit Büchern und Veranstaltungen für Abwechslung. So wie alle Künstler verzichteten auch wir auf eine Gage.

Dann ist es soweit –  die Show startet. Unruhe im Publikum. „Man sieht den Frauen nicht an, ob sie Handtaschendiebinnen oder Mörderinnen sind,“ wurde uns kurz zuvor gesagt. Die Anmoderation fällt schwer, wird gestört. Dann die erste Szene – plötzlich ist gespannte Stille. Erste Lacher. Und dann: spontaner Szenenapplaus! Und nicht einfach nur Applaus. Röhren. Jubeln. Gelächter. Euphorie. So schnell hatten wir noch kein Publikum gepackt! Und die Energie bleibt oben. Immer wieder erschallt innerhalb der Szenen begeisterter Applaus, und das Jailhouse rockt!

Als Vorgaben für unsere Szenen bekommen wir „Küchendienst“ als alltägliche Handlung, der „armlose“ Erfinder hatte natürlich eine Maschine erfunden, die Löcher in die Mauer zaubert, und als Beziehung gibt man uns „Knacki und Grüner“. Die Euphorie überträgt sich auf uns: Keine Szene lahmt, die Ideen sprudeln hin und her. Noch bevor wir uns nach der letzten Szene verbeugen können, erschallen ohrenbetäubende „Zugabe!“-Rufe. Ein dankbareres Publikum habe ich noch nicht erlebt. Mit strahlenden Gesichtern werden wir wieder durch die Türen geschleust.

Die Westdeutsche Zeitung berichtete vom Auftritt, nachzulesen unter http://www.wz-newsline.de/sro.php?redid=922608

Wer selbst einmal im Gefängnis auftreten möchte, kann sich gerne an Herrn Neumicke vom Kunst- und Literaturverein für Gefangene unter bernd_neumicke@t-online.de wenden. Derzeit vermittelt er Auftritte in NRW und Hannover.

Thomas Jäkel
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