Improfestival 2023 – Solo-Musical von Gilly Alfeo begeistert

BERLIN – Mit Soulical brachte Gilly Alfeo am Freitag (10.03.2023) im Ratibor Theater ein Solo-Musical auf die Bühne und begeisterte mit eingängigen Songs und einer Liebesgeschichte das Publikum.

Zu Beginn begrüßte Festivalleiter Christoph Jungmann das Publikum im leider nicht voll besetzten Ratibor Theater und verriet, dass Gilly Alfeo ihn gefragt hätte, ob dieser sein Solo-Musical hier spielen könne. Da der Musiker dem Festival schon seit 12 Jahren verbunden ist, habe Jungmann sofort ja gesagt – zum Glück!

Love is in the air!

Das eine Liebesgeschichte entstehen würde, war schnell klar, denn Gilly Alfeo, Musiker und Improspieler aus Köln, fragte zu Beginn der Show nach Inspirationen für eine von zwei Figuren. Aus dem Publikum meldete sich Jenny, die Lehrerin für Schüler mit Lernschwierigkeiten war und beantwortete einige weitere persönliche Fragen – zum Beispiel, dass sie auch manchmal sehr stur sein könne. Nachdem Alfeo alles auf seinem Block notiert hatte, ging es auch schon los mit einem ersten Eröffnungssong.

Nachdem wir die Figur Jenny ein wenig kennen gelernt hatten, wurde aus dem Publikum noch Denis befragt. Der Erzieher gab ebenfalls Auskunft über sich und schuf somit die Grundlage für die zweite Hauptfigur der Geschichte. Alfeo spielte alle Figuren, in dem er Haltungen wechselte oder ihnen andere Stimmen verlieh. Es war unterhaltsam ihm dabei zuzusehen und man konnte dem Geschehen gut folgen – zudem er den Abend auch noch auf Englisch improvisierte. Dabei wurde der ein oder andere pädagogische Fachbegriff entweder wortwörtlich oder gar nicht übersetzt, was ebenfalls zur Heiterkeit des Publikums beitrug.

Sehenswerte Musik

Das sehenswerte an dieser Soloimpro war aber die Musik. Seitlich zum Publikum hatte Alfeo sein Keyboard mit Laptop und Loopstation aufgebaut, so dass man sehr gut beobachten konnte, was er da so alles tat. Den Eröffnungssong des Musicals spielte er nur mit dem Keyboard und sang dazu. Dann ging er dazu über aus Geräuschen oder Textphrasen Loops zu erstellen, die ihm als Beat dienten. Darüber loopte er verschiedene Instrumente wie Bass oder Schlagzeug, die er mittels des Laptops simulierte. So entstanden komplexere Songs, zu denen er singen und sich bewegen konnte – wirkliche Musical-Tanzeinlagen bot er aber nicht.

Ihm gelang es sehr eindrückliche Songs zu improvisieren, wie den bluesigen “Slave of Capitalism” oder echte Ohrwürmer wie “Actually” und “Show Me Around”, die das Publikum zum Mitsingen veranlassten. Es war spannend und vergnüglich ihm beim Entwickeln der Struktur zuzusehen. Mitunter misslang ein Loop, was er kurz kommentierte und dann erneut versuchte. Diese Veröffentlichung kleiner Fehler war sehr erfrischend, da man Impromusiker*innen meist nicht zugesteht, dass sie sich vertun.

Das begeisterte Publikum erlebte eine schöne kleine Liebesgeschichte voller Musik. Ich hätte mir an der ein oder anderen Stelle noch einen Song gewünscht, um etwas mehr über das Innenleben und die Sehnsüchte der Figuren zu erfahren, aber das tat meinem Gesamtgenuss des Abend keinen Abbruch.

Soulical, das Solo-Musical von Gilly Alfeo, ist auf alle Fälle außergewöhnlich und bietet echt sehenswerte Musik!

Thomas Jäkel
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