„Durchgedreht!“ Improvisationscomedy im ZDF mit Jörg Thadeusz

von macro:

KÖLN – Ab Mitte Juni gibt es wieder einen Versuch, Improtheater als Fernsehformat zu etablieren. „Durchgedreht!“ soll sich dabei als Urlaubsvertretung für die sehr beliebte und erfolgreiche „Heute Show“ in insgesamt 6 Folgen beweisen.

Quelle: ZDF.de

Moderator Jörg Thadeusz hat dabei ein wechselndes Ensemble, neben den beiden festen Mitglieder Bernhard Hoëcker und Max Giermann spielten in der ersten Folge Ilka Luza, Alexis Kara und Norbert Frieling.

Das Konzept der in Köln vor Livepublikum produzierten Improshow kombiniert aktuelle Geschehnisse aus Politik, Unterhaltung und Boulevard der letzten Woche mit Short Form Impro Games. Jörg Thadeusz beginnt leicht nervös wirkend ein Thema mit einigen bissigen Bemerkungen, um dann die Spieler mit Formaten in ein „Set“ zu schicken.

Die „Sets“ können sowohl feste Szenenbilder wie zum Beispiel ein Schlafzimmer sein, die mittels Drehbühne eingefahren werden oder digitale Kulissen – hineinprojiziert in eine Green Screen Box. Dabei werden die oftmals sehr stark den Witz vorgebenden Settings von den Spielern aufgegriffen, wie zum Beispiel eine Loriot-Badewanne, in der eine Szene zwischen Per Steinbrück und seinem Pressesprecher improvisiert wird. Klassische Short Form Games wie ein Gromolo-Switch werden mit Zweierszenen kombiniert. Eine selten zu sehende Variante einer Szene im Liegen mit direkter Kamera von oben ist eine schöne Idee, die Kameratechnik wird genutzt für experimentelle Formen.

Fernsehen ist für Impro immer recht schwierig

Die Spieler sind handwerklich gut, es wird viel akzeptiert. Eine Markus Lanz und Lothar de Maizière Parodie trifft die beiden schon ganz gut. Den Szenen fehlt allerdings fast durchgängig Tiefe, es wird viel auf den ersten Witz gespielt. Einige Spieler, wie der hyperaktive Bernhard Hoëcker sind sehr unterhaltsam, bei vielen anderen bleibt die Darstellung aber recht ähnlich in Tempo und emotionaler Haltung. Sehr sympathisch lachen sich Spieler bei einigen Szenen kaputt, diese Spielfreude ist sehr erfrischend anzusehen.

Fazit: Fernsehen ist für Impro immer recht schwierig, da es nicht klar genug sichtbar ist, das alles wirklich im Moment entsteht. Der Live-Aspekt ist schon eine tragende Säule im Improtheater. Vermutlich ist das Erlebnis direkt im Gloria-Theater weitaus beeindruckender als dann die Fernsehfassung. Ich finde es großartig, dass das ZDF es trotzdem wagt und Mut zum Scheitern beweist. Weiter so.

Hier in der ZDF Mediathek (bis es depubliziert wird): http://durchgedreht.zdf.de

Thomas Jäkel
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5 thoughts on “„Durchgedreht!“ Improvisationscomedy im ZDF mit Jörg Thadeusz”

  1. Ich finde man hat es den Machern angemerkt, dass Sie sich Mühe gegeben haben, nicht auf Schillerstraßen-Niveau zu gehen, obwohl mindestens zwei der Spieler ja ja auch mitgemacht hatten.

    Ansonsten ist Zeit halt das knappe Gut im Fernsehen und man muss also schnell zur Pointe kommen und das auch noch möglichst massenkompatibel.

    Die Szene im Liegen war interessant, obwohl es für mich als Stil geübt aussah – vielleicht ist da aber auch viel weggeschnitten worden, was aber den eigentliche Charme (Scheitern am Stil) nimmt.

    Ob das für mehrere Folgen reicht, muss sich herausstellen – ich hab da meine Zweifel.

  2. Ich fands kaum erträglich. Es geht allein drum Gags und Kalauer zu generieren, “es fehlt an Tiefe” ist wirklich sehr nett formuliert.

    Jetzt ist grade das ” ach, sowas wie Schillerstraße” macht ihr abgeebt, nun werden die Leute nach “sowas wie durchgedreht fragen – furchtbar, für jeden der beim Impro gerne Geschichten erzählt…

  3. Das SWF hat bereits in meiner Jugend Theatersport gesendet, in den Privaten ist “Frei Schnauze” und “Schillerstraße” gelaufen. Und in der Comedylandschaft hat es sich von “Samstag Nacht” über “Sieben Tage Sieben Köpfe” zur “Heute Show” entwickelt.
    Für mich eine recht gelungende Mischung aus Comedy und Impro fürs Fernsehen, die Improtechniken nutzt und zusätzlich die Möglichkeiten des Fernsehens mit Kulissen und Green-Box einsetzt. Ich sehe das eher als Comedysendung, und dann geht das schon in Ordnung.
    Keine Konkurrenz fürs Impro auf der Bühne und allemal besser als die gescripteten Gags die in allen Kanälen laufen!

  4. Mein Gott – Tut mir Leid das zu schreiben aber das ist nur einfach FLACH

  5. Ich fand es auch schrecklich, schrecklich – ich weiß gar nicht, wo ich genau anfangen soll. Es fängt schon bei Thadeusz an, der weder witzig noch tiefgründig ist. Ich habe ständig geschwankt zwischen Langeweile, fremdschämen, Schockzustand, wütend und ärgerlich.

    Damit haben Sie uns, die Woche für Woche dafür einstehen, dass Improvisation eine besonders schöne Form des Geschichtenerzählens ist, einen Bärendienst erwiesen.

    Ach, so was wie durchgedreht. Macht Ihr auch lustig. Nein, möchte man schreien, wir spielen Theater und das ist berührend, emotional, ernst, politisch, dramatisch, traurig, ja und manchmal wenn es sich ergibt, dann ist es auch komisch. Und ansonsten ist es nicht XXL durchgedreht und nach Frei Schnauze Schiller.

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