2. Theatersport Cup: Am Ende waren alle doch eins

von Manuela Hoffmann:

BERLIN – Am 19. September 2012 nahmen Darsteller von Rocket Sugar Factory (Wien) und Theatersport Berlin im BKA-Theater zum zweiten Wertungsabend im Rahmen des Theatersport Cup 2012 den Impro-Kampf auf. Durch den Abend führte Robert Munzinger (Theatersport Berlin und Die Gorillas) und Uwe Matschke sorgte für die musikalische Begleitung.

Die impro-verwöhnten Zuschauer kamen auch dieses Mal im BKA voll auf ihre Kosten. Sie wurden gut ins Geschehen eingebunden. Immer wieder verlagerte sich sogar der Schwerpunkt der Aktion von der Bühne in die Reihen des Publikums. Kein Wunder, dass diese spontanen Abstecher „auf die andere Seite“ mit Lachsalven und Applaus belohnt wurden.

Ins Rennen um die Gunst des Publikums gingen Jacob Banigan mit Jim Libby (beide Rocket Sugar Factory, Wien) und Beate Fischer mit Marin Cactas (beide Theatersport Berlin). Jim und Jacob leben in Wien, wo sie bei der legendären Improgruppe Englisch Lovers zusammen improvisieren. Beate Fischer ist dem TV-Publikum durch ihr Mitwirken in der ZDF-Serie „Dr. Sommerfeld“ bekannt. Marin Cactas hat in diversen Kino- und TV-Produktionen mitgespielt.

2. Theatersport Cup Berlin 3. Tag
Von links: Jim Libby, Marin Cactas, Beate Fischer und Jacob Banigan / Foto: Manuela Hoffmann

Der Abend ging los mit mit einer Herausforderung an Jim und Jacob zum Thema „vier Jahreszeiten“. Heraus kam ein Mini-Drama mit sehr starken Figuren. Hier wurde das Talent Jim Libbys als Pantomime sichtbar. Die Antwort von Beate und Marin war eine “Dramedy” mit ziemlich viel Slapstick zum Thema „erleuchtete Antworten“. Diese wirkte anfangs unkoordiniert. Lange war nicht klar, was „Schwester Ivonne“ von „Pater Gabriel“ wollte. Erst zum Schluss kam mit Blitz und Donner heraus, warum der Kubus (Ball) doch rund ist.

Ergebnis: Gleichstand

Nach diesen Anfangsschwierigkeiten konnten sich die Berliner Improkünstler aber finden. Zum schreien komisch waren alle vier im nächsten Format, dem Reigen. Hier durfte das Publikum die Attribute der Figuren bestimmen, auch die emotionalen Zustände der Figur des Zuhälters (Klasse Jim Libby), der blitzschnell vom schmeichelnden zum durchgeknallten, geldgierigen Typen mutierte. Beate Fische überzeugte in der Rolle einer koketten Nutte, die immer wieder gekonnt das Wort „Schraubenschlüssel“ als Vorgabe in die Geschichte einbaute. Marin Cactas als gebrechlicher Opa und Jacob Banigan als verwirrter Freier und Seemann rundeten das Spiel ab.
Nach dieser Szene hatten Beate und Marin in der Gunst des Publikums sichtbar zugelegt. Das Ergebnis: Gleichstand. Und die darauffolgenden Formate waren so gewählt, dass beide Teams ihre Stärken ausspielen konnten. Im „Sheakspeare-Impro-Gedichten“ zum Thema Tierzucht konnten die beiden Deutschen klar an Profil gewinnen. Die beiden englischen Muttersprachler Benigan und Libby ergänztendas Geschehen nur akustisch. Dann konterten die beiden Wahl-Wiener mit einer improviesierten Filmproduktion: Eine Sex and the city-Folge zum Thema künstliche Befruchtung. In dieser agierten Beide als Darsteller und Film-Macher. Großartig.

Bis zum Schluß des Abends fand immer mehr ein gegenseitiger Austausch und szenische Ergänzung statt. Jeder der Darsteller konnte ein breites Spektrum des eignen Könnens präsentieren. Benigan und Libby zeigten neben ihrer Fähigkeiten als Schauspieler auch den starken Hang zu Regie und Produktion. Die Stärken von Fischer und Cactas lagen an diesem Abend eher in der Darstellung. Sie überzeugten vor allem als Sänger und Dichter.

Beide Teams haben sich gut ergänzt, jeder Darsteller brillierte auf seine Weise. Alle waren also am Ende eins. Das zeigte sich auch im Votum des Publikums: Endstand 13 zu 13. Und der Abend war insgesamt gelungen. Das Publikum erlebte wirklich eine spontan-komische Vorstellung. Empfehlenswert für jeden, auch für Impro-Neulinge.

Der 2. Theatersport Cup berlin läuft noch bis Sonntag den 23. September 2012.

Thomas Jäkel
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