Wir wollen nur spielen! – die Gorillas im Heimathafen Neukölln

von Sonja

Die Mitte des großen Saals im Heimathafen Neukölln war an diesem Donnerstag Abend (29.04.2010) dicht besetzt. Das Publikum wartet auf den Beginn der neuen Gorilla-Show: Wir wollen nur spielen!

Die Bühne des Heimathafens wirkt beeindruckend groß und tief, sie bietet Gelegenheit in mehreren Ebenen zu spielen.

Dann rauschten die Gorillas voller Elan auf die Bühne. Allen voran Harry Hawaii, der sich sofort ans Klavier setzte und den Showbeginn einläutete. Hinter ihm folgten die Spieler des Abends: Babara Klehr, Thomas Chemnitz und Tom Jahn.

Nach der üblichen Improtheater-Aufwärmübung fürs Publikum begannen sie mit den beliebten Freeze-Tags, wobei sie sich bei jedem Freeze eine Vorgabe aus dem Publikum geben ließen. Für mich persönlich verlor hier dieses Spiel etwas an Tempo.

In der nächsten Szene war die Vorgabe der letzte Satz und wir sehen eine lustige Klempner-Szene, in der sich der Auszubildende zum Gesellen mausert.

Als nächste Spiel folgte das bekannte und vor allem vom Publikum sehr beliebte Das klingt nach einem Lied. Die Gorillas scheuten sich nicht vor Risiko und kombinierten die Szene mit dem ABC-Spiel und erzählten die Geschichte in alphabetischer Reihenfolge.

Es folgte ein sehr amüsantes Szenenspiel, welches vom Publikum durch Rufen von „Das klingt nach einem Lied“ unterbrochen wurde. Wir hörten sehr schöne Songs, insbesondere Barbara und Tom fuhren hier Lorbeeren ein. Wünschenswert wäre nur, dass die Lieder an dramaturgisch schönen Stellen unterbrochen hätten, doch die Hoheit hatte das Publikum.

Die vorletzte Szene zur Pause war ein wundervolle Kombination aus der Arm-Rede und einer gespielten Szene. Hier schöpften die Gorillas auch die Tiefen der großen Bühne aus. Im Hintergrund sahen wir eine Liebesszene zwischen Barbara und Tom und im Vordergrund der Bühne stand Thomas und hielt als Politiker eine glühende Rede zur Finanzkrise. Tom spielte sich grandios die Seele aus dem Leib, als er immer wieder zwischen den beiden Spielpartner hin- und herhüpfte. Barbara und Thomas nahmen gegenseitig Details auf und so konnte man auf sehr schöne Weise miterleben, wie sich zwei unterschiedliche Erzählweisen miteinander verknüpften.

Vor der Pause gab es ein Genre-Replay: gespielt wurde nach den Vorgaben des Publikums ein Western und eine Oper. Beide Genre wurden von Barbara, Tom und Thomas inszeniert, insbesondere die Oper erfreute mit großem Gesang. Das anwesende Impro-Publikum bewies durch seinen Applaus, dass es improvisierte Musik liebt.

Die zweite Hälfte bestand aus dem Format „Eine kommt durch – die Superszene“. Es wurden drei Szenen angespielt: Konfirmation in den 60er Jahren, Nachtportier im Hotel und die Shakespeare-Komödie „Was ihr nicht wollt!“ – Es spielten immer zwei zusammen, während der dritte als Regisseur die Szene lenkte.

Konfirmation in den 60er Jahren begann fulminant mit einem großen Konflikt zwischen Tom und Thomas: Mofa gegen Bausparvertrag – Beate als Regisseurin zog alle Register und nach dem ersten Akt war zumindest eines klar, dass diese Szene in die zweite Runde kommt.

Der Nachtportier wurde herrlich gespielt von Tom und Barbara zeigt sehr gekonnt, wie viele unterschiedliche Menschen in einem Hotel ein- und ausgehen können. Die Szenerie wurde leider viel zu oft durch den Regisseur Thomas unterbrochen, was ein Einlassen in die Geschichte und das Aufnehmen der Charaktere verhinderte. Dadurch sprang der Funke für diese Szene nicht wirklich über. Dies bewahrheitete sich in der Abstimmung, als sie dem Publikumsvoting zum Opfer fiel.

Die Shakespeare-Komödie war eine gelungene Mischung aus Slapstick und Verwechslung. Leider wurde die Vorgabe Shakespeare nicht konsequent durchgehalten, was aber dem ersten Voting kein Abbruch tat.

In der zweiten Runde hatte Barbara als Regisseur einen sehr guten Blick für Zeitsprünge und so sahen wir einen tollen Zwischenteil als Konfirmation. Einen Coup landete sie, als sie gleich 13 Zuschauer als Konfirmanden auf die Bühne holte. Mit einer Französin, die das „Vater unser“ aufsagte, hatte sie ihren Sieg schon fast in der Tasche. Das Publikum tobte beim Applaus.

Tom holte aus seiner Shakespeare-Szene noch alles raus und ließ seine beiden Darsteller singen und tanzen, dennoch unterlagen sie im zweiten Voting.

Zum Ende der Konfirmationsszene ließ Barbara ihre Schauspieler freien Lauf und wir sahen in einem Sprachenswitch eine wunderbare Abhandlung von Tom und Thomas warum denn nun das Mofa gegen den Bausparvertrag gewann.

Barbara hatte ihre Superszene zu recht gewonnen. Sie kombinierte wunderschön Zeitsprünge mit Improgames, band das Publikum zu Massenszenen ein und bewies als Regisseurin ein Händchen für Storytelling. Eine würdige Siegerin flankiert von zwei grandiosen, spielfreudigen Kollegen.

“Wir-wollen-nur-spielen” ist ein gelungener Mix aus reinen Improvisationsspielen, wie sie aus dem Theatersport bekannt sind. Die Gorillas besinnen sich auf die Basics des Improvisationstheaters und bestechen ohne zu viel Effekthascherei. Hier geht es um das Spielen. Ich hätte mir noch gewünscht, dass die Schauspieler sich mehr von der großen, beeindruckenden Bühne gefangen nehmen lassen und mehr die Möglichkeit zu richtig großen Szenen genutzt hätten. Eine Show, die man für einen kurzweiligen Abend empfehlen kann.

Ein Abend mit den Gorillas

Kommentar zur Gorilla-Show im Heimathafen Neukölln vom 29.04.2010

Die Mitte des großen Saals im Heimathafen Neukölln ist dicht besetzt. Alle warten auf den Beginn der neuen Gorilla-Show: Wir wollen nur spielen!

Die Bühne ist schon echt beeindruckend, groß und tief bietet es Gelegenheit in mehreren Ebenen zu spielen.

Dann rauschen sie voller Elan auf die Bühne. Allen voran: Harry Hawaii, der sich sofort an das Klavier stürzt und den Showbeginn einläutet. Hinter ihm folgen die Spieler des heutigen Abends: Babara Klehr, Thomas Chemnitz und Tom XXX.

Nach der üblichen Improtheater-Aufwärmübung fürs Publikum beginnen sie ihren Bühnenabend mit den beliebten Freeze-Tags, wobei sie sich in jedem Freeze eine Vorgabe aus dem Publikum geben lassen. Für mich persönlich verlor hier dieses schöne Spiel an Tempo.

Im nächsten Spiel ist die Vorgabe der Szene ein letzter Satz und wir sehen eine lustige Klempner-Szene, wo sich der Auszubildende zum Gesellen mausert.

Das nächste Spiel ist das bekannte und vor allem vom Publikum geliebte „Das klingt nach einem Lied“. Die Gorillas scheuen sich nicht vor Risiko und kombinieren die Szene mit dem ABC-Spiel und erzählen die Geschichte in alphabetischer Reihenfolge.

Es folgt ein sehr amüsantes Szenenspiel, welches vom Publikum durch Rufen von „das klingt nach einem Lied“ unterbrochen wird. Wir hören sehr schöne Songs, insbesondere Barbara und Tom fahren hier Lorbeeren ein.

Wünschenswert wäre nur, dass die Liedunterbrechungen an dramaturgisch schönen Stellen kommen würden, doch die Hoheit hat bei diesem Spiel das Publikum.

Die vorletzte Szene zur Pause war ein wundervolle Kombination aus der Arm-Rede und einer gespielten Szene. Hier schöpften die Gorillas auch endlich die Tiefen der großen Bühne aus. Im Hintergrund sahen wir eine Liebesszene zwischen Barbara und Tom und im Vordergrund der Bühne stand Thomas und hielt als Politiker eine glühende Rede zur Finanzkrise. Tom spielte sich grandios die Seele aus dem Leib, als er immer wieder zwischen den beiden Spielpartner hin- und herhüpfte. Barbara und Thomas nahmen immer wieder Details aus dem Spiel mit auf und somit konnte man auf sehr schöne Weise miterleben, wie sich zwei unterschiedliche Erzählweisen miteinander verknüpften.

Zum Abschluss vor der Pause gab es den Replay: gespielt wurde nach den Vorgaben des Publikums ein Western und eine Oper. Beide Genre wurden von Barbara, Tom und Thomas toll in inszeniert, insbesondere die Oper erfreute mit großem Gesang von allen und ließ das Improherz höher schlagen. IMPRO-Publikum liebt improvisierte Musik.

Die zweite Hälfte war geprägt von einem Spiel und das hieß „Eine kommt durch – die Superszene“. Es wurden drei Szenen angespielt:

Konfirmation in den 60er Jahren, Nachtportier im Hotel und die Shakespeare-Komödie „Was ihr nicht wollt!“ – Es spielen immer zwei zusammen, während der dritte als Regisseur die Szene lenkt.

Konfirmation in den 60er Jahren beginnt fulminant mit einem großen Konflikt zwischen Tom und Thomas: Mofa gegen Bausparvertrag – Beate als Regisseurin zieht alle Register und nach dem ersten Akt ist zumindest eines klar: diese Szene kommt in die zweite Runde.

Der Nachtportier wird herrlich gespielt von Tom und Barbara zeigt sehr gekonnt, wie viele unterschiedliche Menschen in einem Hotel ein- und ausgehen können. Die Szenerie wurde leider viel zu oft durch den Regisseur Thomas unterbrochen, was ein Einlassen in die Geschichte und das Aufnehmen der Charaktere zerstörte. Dadurch sprang der Funke für diese Szene nicht wirklich über. Dies bewahrheitete sich in der Abstimmung und diese Szene fiel dem Publikumsvoting zum Opfer.

Die Shakespeare-Komödie war eine gelungene Mischung aus Slapstick und Verwechslung. Leider wurde die Vorgabe Shakespeare nicht konsequent durchgehalten, was aber dem ersten Voting kein Abbruch tat.

In der zweiten Runde hatte Barbara als Regisseur einen sehr guten Blick für ihre Zeitsprünge und so sahen wir einen tollen Zwischenteil als Konfirmation. Einen Coup in Petto hatte sie als Regisseurin, als sie gleich 13 Menschen aus dem Publikum auf die Bühne holte, die alle als Konfirmanden auftraten. Als dann noch die farbige Französin das „Vater unser“ aufsagte hatte sie ihren Sieg schon fast in der Tasche. Das Publikum tobte beim Applaus.

Tom holte aus seiner Shakespeare-Szene noch richtig was raus und lies seine beiden Darsteller singen und tanzen, dennoch unterlagen sie im zweiten Voting.

Zum Ende der Konfirmationsszene ließ  Barbara noch mal richtig ihre Schauspieler ran und wir sahen in einem Sprachenswitch eine wunderbare Abhandlung von Tom und Thomas warum denn nun das Mofa gegen den Bausparvertrag gewann.

Barbara hat ihre Superszene zu recht gewonnen. Sie hatte großes Gespür für ihre Szene, kombinierte wunderschön Zeitsprünge mit Improgamespielen, band sogar das Publikum zu Massenszenen mit ein und bewies als Regisseurin ein Händchen für Storytelling und -bogen. Eine würdige Siegerin flankiert von zwei grandiosen, spielfreudigen Kollegen, Tom und Thomas.

Wir-wollen-nur-spielen ist ein gelungener Mix aus reinen Improvisationsspielen wie sie aus dem Theatersport bekannt sind. Die Gorillas besinnen sich auf die Basics des Improvisationstheaters und bestechen ohne viel Effekthascherei. Hier geht es um die Purität des Spielens. Dabei gelingt es den Gorillas in sehr schöner Art und Weise nicht von Improgames zu sprechen. Auch die Form wie sie Vorgaben einholen, hat mich begeistert, da dies durch Einbinden in den Rahmen von einer sehr gelungenen Moderation war. Dies war lehrreich und inspirierend. Ich hätte mir gewünscht, dass die Schauspieler sich noch mehr von der großen, beeindruckenden Bühne gefangen nehmen lassen und noch viel mehr diese Möglichkeit zu richtig großen Szenen genutzt hätten. Eine Show, die man für einen kurzweiligen Abend empfehlen kann.

Thomas Jäkel
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