Ratibor im Heiligabend-Impro-Kino-Rausch

von Manuela Hoffmann:

BERLIN – Die Hamburger Truppe Hidden Sheakspeare hat es am 30.8.2012 gewagt, einen selbstproduzierten Impro-Film dem Ratibor-Publikum zu präsentieren. Die Gorillas übernahmen an diesem Abend die Rollen der Kinobetreiber und verteilten Popkorn und Eis in essbaren Mengen. Dazu leisteten sie einen „Schuss“ Impro-Werbung, die sich nach den Wünschen des Publikums richtete – wie bei einem richtigem Kino eben.

Plakat Heiligabend mit HasenDie Ideen hinter dem 50-minutigen Streifen war, die Improvisationskünste der Darsteller zu nutzen und die Echtheit und Direktheit des Moments auf der Leinwand sichtbar und erlebbar zu machen. Die Ideengeberin und Regisseurin des Films Lili Thalgott veriet den Darstellern und den Machern nicht allzuviel von der Gesamtgeschichte. Jeder Darsteller wurde unmittelbar vor dem Dreh nur kurz zu seiner Figur, zu seiner Beziehung zu den anderen Figuren und zur Geschichte gebrieft. Auch der Inhalt der Weihnachtsgeschenke war den Protagonisten nicht bekannt, wie im echten Leben. Und dann ging es los. Das Produktionsteam hat in allen Räumen einer Hamburger Wohnung ohne Unterbrechung drei Stunden lang gedreht. Die „Ausbeute“ der vier eingesetzten mobilen Videokameras war 200-Minuten Rohmaterial, aus dem ein 50-minutiger Film geschnitten wurde.

Film mit allen Zutaten

Der Film hatte alle „Zutaten“ für eine spannende Geschichte – ein Weihnachtsfest, an dem sehr unterschiedliche Geschwister teinehmen, die es endlich zustande brachten, zusammen ein Fest zu feiern. Obwohl dieses Wiedersehen einen trifftigen Grund hatte: das Aufteilen des Erbes, was an sich schon ein Konfliktpotenzial mit sich bringt…. Keine der Geschwister ist mit sich selbst im Reinen. Deswegen knallts es immer wieder, auch dieses Mal.

Diese Filmvorstellung war ein Novum im Ratibor, kam aber beim Publikum gut an. Zumal der Film auch viele Comedy-Elemente hatte, die zwangsläufig bei einer Improdarstellung vorkommen. Danach hatte das Publikum die Gelegenheit bekommen, einige Vertretter der Hamburger Truppe über die Filmidee, die Charaktere aber auch über den Produktionsprozess zu befragen. Katie Freudenschuss, Kirsten Sprick und Rolf Claussen standen dem Publikum Rede und Antwort.

Der Film „Heiligabend mit Hase“ hat mittlerweile einige Preise gewonnen, wie den Publikumspreis in der Kategorie Mittellanger Film auf dem 33. Filmfestival Preis 2012 oder die Preise als bester Film über 20 Minuten und den Publikumspreis auf dem Improvised Film Festival in Australien. Der Streifen lief auch erfolgreich 2012 im Hamburger Kino Abalon.

Die Produktion, die nur einige wenige Tausend Euro kostete, ist ein Zeichen für Autoren, dass sie mit relativ kleinem Aufwand ihre Botschaften einem breiten Publikum präsentieren können.

Nachgespräch zum Film Heiligabend mit Hase
Einige Darsteller standen nach der Vorstellung dem Publikum Rede und Antwort. Von rechts: Katie Freundeschuss, Kirsten Sprick, Thorsten Neelmeyer (Hidden Sheakspeare) und Ramona Krönke(Gorillas) als Moderatorin des Abends. / Foto: Manuela Hoffmann
Thomas Jäkel
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