IMPRO12: Improspieler spielen ‘Das Spiel’

von Sören Boller:

BERLIN – Die sehr gut besuchte Show “Das Spiel” im Heimathafen Neukölln im Rahmen der IMPRO 2012 versprach spannend zu werden. Bereits bei der IMPRO 2011 konnte dieses Format das Publikum begeistern. Die Idee: Ein Brettspiel à la Monopoly birgt auf seinen Feldern verschiedene spielerische Aufgaben für das Festivalensemble. Um weiter zu kommen mussten Beatrix Brunschko (Theater im Bahnhof/Graz), Matthieu Loos (Compagnie Combats Absurdes/Lyon), Tomaz Lapajne (Kolektiv Narobov/Ljubljana), Jeron Dewulf (De Improfeten/Antwerpen) und Regina Fabian (Die Gorillas/Berlin) unterschiedliche Herausforderungen wie “eine musikalische Szene”, “eine Oper”, “ein klassisches Theater”, “eine Szene in einem Film-Genre” oder “ein Song im Stile der Band Kraftwerk” zur Zufriedenheit des Publikums meistern.

Foto: Philippe Schumann

Das besondere lag allerdings in den zwölf Aktionskarten, die vor der Show vom Publikum beschriftet worden waren und vom gastgebenden Moderator Robert Munzinger (Die Gorillas/Berlin) rechtzeitig wieder eingesammelt wurden. Die Karten, beginnend mit „Der Spieler, der diese Karte zieht, muss…“ wurden vom Publikum leider mit teils wenig geistreichen Vorgaben wie „… einen Striptease tanzen“, „…einen Song jodeln“, oder „… den Anfang von Terminator spielen“ versehen. Dass daraus trotzdem sehenswerte Szenen entstanden sind, zeigt die Klasse des Ensembles, welches es immer wieder verstanden hat entweder mit besonderem Witz oder mit überraschendem Tiefgang zu überzeugen.

Foto: Philippe Schumann

Neben einem Freestyle-Rap-Duo über Angela Merkel, dem Ende eines Königreiches im Stile von Shakespeare konnte sich das Publikum vor allem über die genialen Einfälle des amtierenden Theatersport-Weltmeisters Jeron Dewulf köstlichst amüsieren. Dieser gewann dann am Ende nicht nur „Das Spiel“ mit einem glücklichen 6-er-Wurf, sondern fand auch noch die passenden Worte für den letzten Satz der Show: „Das Publikum erwartet jetzt, dass zum Schluss etwas besonders intelligentes kommt. Aber es kommt einfach nicht!“

www.improfestival.de

5 thoughts on “IMPRO12: Improspieler spielen ‘Das Spiel’”

  1. folgenden fände ich gut: “Du erleidest einen schizophrenen Anfall. Ab sofort ändern sich deine Ansichten, Einstellungen zu Personen und Behauptungen zu Dingen, die bereits geschehen sind, um 180 Grad.”

  2. oder zum Beispiel solche, wie sie sich die Spieler_Innen gegenseitig in einer Herausforderung stellen konnten: “Eine Solo-Szene, in der nicht gesprochen werden darf, und mehrer große Gefühlswendungen stattfinden”. Meinetwegen auch alles andere, was zumindest nicht sofort nur mit Sex und Fäkalien zu tun hat.
    Dass es unter dem Publikum auch immer diese “nicht so geistreichen” Vorgaben gibt, ist ja ganz normal. Viele können nicht wissen, dass sie mit ihren vermeintlich so “lustigen” Vorgaben relativ -für mich- langweilige Szenen provozieren. Normalerweise wird soetwas ja von einer guten Moderation problemlos absorbiert, indem die Vorgabe “Klo, klo und nochmal Klo” aus dem Publikum eben nicht genommen und weiter gebohrt wird. Das war leider in “Dem Spiel” aufgrund des Kartensystems nicht möglich oder auch nicht gewünscht.

  3. Ja, ich verstehe die Problematik :/ Ich fand es nur etwas unglücklich, im Artikel das Publikum nieder zu machen – schließlich sind die nach wie vor die Brötchengeber der Schauspieler. Deshalb muss man nicht alles gut finden oder mit Gold aufwiegen, was sie machen, aber so runter machen finde ich nicht gut, damit stellt man sich selbst über diese Leute (zumindest fühlt es sich für mich so an), und das gefällt mir nicht. Das Publikum bei solchen Shows ist halt nicht immer Impro-Fachpublikum mit superkreativen Vorgaben.

  4. Ja, ich verstehe auch die Problematik. Zu jedem Zeitpunkt liegt und lag es mir fern mit diesem Artikel irgendjemanden, auch nicht das Publikum allgemein “niederzumachen”.
    Es war nun aber so, dass auffällig oft ( dafür hat natürlich zuerst einmal der Würfel gesorgt ) diese Publikumskarten mit “nicht ganz so tollen” Vorgaben gezogen wurden.
    Das war ja nun auch nicht meine erste Show, und ich würde es nicht erwähnen, wenn es nicht auch ganz besonders ins Gewicht gefallen wäre. Das es den Imporivisateuren auf der Bühne genauso ging, glaube ich ihnen im Geasicht abgelesen zu haben, und auch auf einioge Karten kamen Rückfragen: “Soll ich jetzt wirklich den Anfang von Terminator spielen? Das ist doch…. na gut!”
    Insofern: Ja, du hast recht, es gibt keinen Grund das Nicht-Fachpublikum nierderzumachen. Und trotzdem war diese Show besonders durch “nicht so gute eingaben” auf den karten charakterisiert. Dann muss ich es auch schreiben.

Kommentare sind geschlossen.