Berliner Improszene: Von der Liga zur Gemeinschaft?

BERLN – Die Macher der Berliner Improliga hatten am Dienstag 10. Januar 2012 zum Treffen geladen. Ziel war, eine Auswertung der 1. Ligasaison vorzunehmen und dies mit allen interessierten Improgruppen der Stadt. Wir hatten den Aufruf auf Impro-News veröffentlicht. In einer überwiegend entspannten Atmosphäre wurde Bilanz gezogen: das Presseecho war gewaltig (ca. 200 Artikel) und der Publikumszuspruch groß – alle Abende bis auf zwei ausverkauft, im Schnitt gut 100 Zuschauer.Improliga Liga Berlin

Einig waren sich die meisten, dass die Gruppen bei ihren eigenen Shows besser spielen würden als sie es in der Liga getan haben. Die Konkurrenzsituation hätte viele, wenn auch nicht alle Spieler unter Druck gesetzt und nicht wirklich frei aufspielen lassen. Dazu wurde angemerkt, dass trotz Gagging-Verbots gegaggt worden sei „dass die Schwarte kracht“.

Es wurde erwähnt, dass Keith Johnstone doch Recht habe und Theatersport mit echtem Wettkampf nicht funktioniere, auch eine “Bestrafung” für den Sieger ändere daran nichts, denn man wolle bei den Szenen eben doch gut aussehen. Juroren oder andere Regeln würden da kaum einen Unterschied machen. Andere betonten die Attraktivität der Wettkampfstruktur für das Publikum. Vorgeschlagen wurde, Teams verschiedener Gruppen zusammenzulosen (wird in Slowenien praktiziert) oder den Sieger auszuwürfeln oder der/die beste Spieler/in zu wählen.
Erwähnt wurde, dass das Finale der Liga nicht so toll gewesen sei, das Finale der Deutschen Impromeisterschaft dagegen schon, da dort eine starke Dynamik herrschte, die Frage sei, wie das eine konkurrenzlose Veranstaltung hinbekommen könne.

In dieser Diskussion wurde auch hier keine Antwort gefunden.

Aus Sicht der Öffentlichkeitsarbeit wurde aber festgehalten, dass die Veranstaltung mit Wettkampfcharakter gut zu bewerben sei. Dabei wurde zu bedenken gegeben, dass ein gestellter Wettkampf der Kunstform Impro schaden könnte und Impro dabei nur als Theatersport bekannt würde.

Ob es 2012 wieder eine Liga geben wird, mit welchen Gruppen und in welcher Form, mit echter, simulierter oder ohne Konkurrenz wurde von den Liga-Verantwortlichen völlig offen gehalten.

Im zweiten Teil des Abends wurden Ideen und Vorschläge zur besseren Vernetzung und gemeinsamer Werbung der Berliner Improszene ausgetauscht. Auch hierbei wurde nichts entschieden, sondern auf einen Nachfolgetermin verwiesen. Es wurde beschlossen, dass zwei Arbeitskreise entstehen, die sich zum einen mit der Liga, zum anderen mit der Entwicklung gemeinsamer Aktionen auseinandersetzen. Ob sich die Szene produktiv zusammenfindet, muss sich aber noch zeigen.

Wenn weitere Spieler und Gruppen Interesse an der Mitarbeit und einem Zusammenschluss haben, melde sie sich bitte über die Adresse der Improliga: info [ät] improliga-berlin.de. Hier kann großes entstehen und ein erster Schritt ist gemacht.

Thomas Jäkel
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