IMPRO 2011: Die Crumbs improvisieren nach George F. Walker

von Sonja Dif:

Festival-Logo

“Honor what the scene needs and not what you need,”… trägt Lee White in sich selbst, wenn er die Bühne betritt. Auch in diesem Jahr gaben uns die erklärten Lieblinge aus Kanada zwei wundervolle Abende auf der Impro 2011. Diesmal hatten „The Crumbs“ neben DJ Hunnicut einen kanadischen Autor mit im Gepäck: George F. Walker. Dieser, uns in Europa unbekannte Autor, war „höchst persönlich“ im Saal anwesend.

Walker, der anfangs inspiriert wurde von Ionesco und Beckett, entwickelte seinen eigenen Stil und schrieb über 30 Theaterstücke, die meisten von ihnen Dramen. Ein Eckpunkt Walkers Geschichten ist der negative Held, der sich nicht verändert und somit das Drama möglich macht. Weitere Infos zu Walker findet sich auf The Canadien Encyclopedia.

The Crumbs lieferten uns mit ihrer Erzählkunst einen tollen Theaterabend, in dem sie das Drama um einen suspendierten Polizisten entwickelten, dem seine Pistole und Marke wichtiger waren, als die Liebe zu seiner Frau. Selbst als sich herausstellte, dass sein Partner die Schuld auf sich nahm und dieses mit seinem Leben bezahlte und sein Boss ihm mitteilte, dass er niemals mehr Cop seien würde, hielt er an seiner Marke fest.

Promofoto von den Crumbs mit DJ Hunnicut
The Crumbs: v.l. Stephen Sim, DJ Hunnicut, Lee White

Gerade Improspieler können von den Crumbs eindrucksvoll lernen, wie man seine Ideen fliegen lässt, seinem Partner und der Szene genau das gibt, was benötigt wird und wie wichtig der Rhythmus im Spiel ist. Großartig zu sehen, wie liebevoll die Crumbs in ihre Figuren schlüpfen und diese hegen und pflegen – Unvergessen der grandiose Monolog einer liebenden sehnsuchtsvollen Frau, die eine hinreißende Liebeserklärung abgibt. Sie vergessen zu keinem Zeitpunkt, welche Figur sie spielen und geben ihrer Figur genau das Umfeld, in der sie glaubwürdig und in der Fantasie real werden lässt. Eindruckvoll zu sehen in einer kleinen Szene, wo Stephen einen Arzt spielt und gefragt wird, wie er erfahren hätte, dass er Vater wird. Er antwortete aus seiner Figur heraus, dass er einen Test gemacht habe bei seiner Frau. Logisch in sich geschlossen und treu der Figur, das zeichnet die Crumbs aus.

Die Crumbs beherrschen auch die Kunst des Storybogens virtuos. Jede kleine Szene beginnt mit einem wundervollem Detail, welches wiederum zur Figur treu und authentisch passt, und endet auch damit. Innerhalb jeder kleinen Szene herrscht Anfang, Mitte und richtiges Ende der Geschichte, so dass sich über den ganzen Abend, jede kleine perfekte Szene zu einer großen Geschichte verbindet. Die Crumbs erschaffen so innerhalb einer Show, eine in sich stimmige Welt in der sich Beat, Rhythm, Storybogen und liebevolle Figuren zu einem harmonischen Quartett verbinden. Dabei sind die Crumbs stets sich selbst treu und beherzigen was Lee uns eingangs mit auf den Weg gab. Ein Lehrstück und Inspiration für jeden, der selbst Improvisationstheater spielt. Die Crumbs befinden sich auf Europa-Tour. Wer sie in nicht Berlin gesehen hat, hier gibt es noch weitere Termine: www.crumbs-in-europe.com – Viel Spaß!

Thomas Jäkel
Follow

2 thoughts on “IMPRO 2011: Die Crumbs improvisieren nach George F. Walker”

Kommentare sind geschlossen.