Theater im virtuellen Raum

Quelle: Wikimedia

von Marco

Weil ich gestern Abend spontan Lust hatte, Improtheater zu spielen, habe ich meine Spielkonsole angeschaltet, mich in eine laufende Aufführung, die noch einen Mitspieler brauchte, eingeklinkt und habe einfach mitgespielt. Ein Spieler saß in Köln, einer in Liverpool und es war eine Japanerin aus Tokio dabei. Laut Statistik-Anzeige verfolgten über 500 Zuschauer weltweit unsere Aufführung.

Das ist natürlich frei erfunden, könnte aber in gar nicht allzu ferner Zukunft Realität werden! Denn der Spiegel stellt in seinem Artikel “Games und Theater” einige interessante Ansätze vor, mit denen derzeit versucht wird, Theater und virtuelle Welten oder Spiele miteinander zu verbinden. Besonders interessant aus Sicht des Improtheaters – weil durch die Ganzkörpersteuerung schon recht nahe am “normalen” Interagieren – scheint der Ansatz von Impressario!. Dieser Ansatz ist Ergebnis einer Bachelor-Abschlussarbeit an der TU Chemnitz zum Thema “Theater als Casual Game” und erlaubt es mehreren Spielern über die Kinect-Steuerung der Xbox360 miteinander in einer virtuellen Umgebung zu spielen. Ein schickes Trailer-Video zeigt, wie mehrere Personen, die sich an verschiedenen Orten befinden, ein gemeinsames Stück spielen, wobei jeder Spieler auf der Spielkonsole als Avatar repräsentiert wird. In der gezeigten Anwendung werden noch die zu sprechenden Texte angezeigt, aber das könnte man ja beispielsweise auch durch generellere Vorgaben à la Schillerstraße ersetzen.

Noch scheinen sich alle Ansätze sehr im experimentellen Stadium zu befinden, aber es wird schon deutlich, wohin die Reise gehen könnte. Nach den Erfolgen von Singstar und Guitar Hero auf den Spielkonsolen steht hier vielleicht eine neue Massenbewegung ins Haus. Wäre doch schön, wenn das Improtheater da auch von profitieren könnte.

Wer gründet die erste virtuelle Impro-Liga?

6 thoughts on “Theater im virtuellen Raum”

  1. … eines Tages brauchen wir auch keine Theater oder Showbühnen mehr, denn wir können ja alles bequem von zu Hause aus erledigen….wir schaffen uns und unsere Arbeit, sowie sämtliches Zusammensein (bringt eh zuviel Berührungen und Keime ins Spiel)einfach ab…, ach ja, dann können wir auch gleich echte Beziehungen und Freunde mitabhaken, denn diese finden sich im virtuellen Raum viel leichter…. und wenn dann jemand nach Berührung, Mitgefühl oder Ähnliches schreit, dann schicken wir dem ein schickes Spieletool, wo er sich bedienen kann… und ja ich weiß, ich bin gerade richtig unprogressiv und unsachlich…, momentan kann ich mich nicht dafür begeistern…

  2. Das virtuelle Improtheater klingt für mich etwas alptraumhaft. Das besondere am Theater ist doch die Atmosphäre im Zuschauerraum und auf der Bühne. Auftritte und Improfestivals können für mich nicht durch eine Spielkonsole ersetzt werden.
    Und noch etwas: Die vielen anonymen Zuschauer können noch fieseren Vorschlagsmüll bringen und mit dem negativen anonymen Feedback (und das wird selbst bei Hammerszenen kommen) muss man dann auch noch leben.

  3. Hm, meine erste (Körper)Reaktion war wie bei euch eine Negative. Aber das Ding hat auch viele positive Effekte:

    Neben der (für sich genommen schon geilen) einfachen Internationalen Vernetzung gibt es schöne andere Effekte, z.B. lässt sich das mit sicherheit gut fürs Textlernen einsetzen oder beim Impro eben zum Proben. Ich meine, stellt euch mal vor, ihr würdet auf die Weise jeden Abend 15-20 Minuten mit euren Kollegen proben. Wie lange würde es dauern bis ihr aufeinander eingespielt seid?

    Klar ist die Hier&Jetzt – Erfahrung was ganz anderes, aber daher wird der Computer auch nie das Theater verdrängen. Und man MUSS nicht vor Zuschauern spielen, weder live noch im Internet, und wer das nicht will und evtl. Konsequenzen fürchtet, kann es ja einfach lassen.

    Ich würde sagen, das ist wie immer wenn ein neues Tool verfügbar ist: 1. Sollen Werkzeuge dem Menschen dienen und nicht umgekehrt und 2. Sollen sie das Leben ergänzen, nicht ersetzen. Damit umzugehen ist jedermanns Eigenverantwortung.

    Kompliziert wird es nur da, wo die Eigenverantwortung nicht gegeben ist, z.B. bei Kindern, die müssen im Zweifel vor einem Missbrauch geschützt werden. Das ist ja bei allem was im Internet stattfindet nix neues, aber Lösungen kenne zum. ich da keine.

  4. Und umgekehrt betrachtet: Ist es nicht besser, wenn unsere Kids Theater online spielen als Shooter?

  5. @Chris: Ob der Jugend das ohne Ballerei nicht langweilig wird?
    Vielleicht kombiniert man ja Impro und Counterstrike und holt die Knarre raus, wenn einer Blockiert oder Käse in die Szene einbringt ;-P

  6. jaaah, stagefighten war gestern, heute ist stage-wegpusten angesagt 🙂

    allgemein bräuchte man eigentlich auch in der realen probe oder bei auftritten so einen buzzer.

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