Genrearbeit – Western

Beim Improvisieren von Theater ist eine der beliebtesten Vorgaben sicher das Genre, in der die folgende Szene spielen soll. Oft ist es aber so, dass die Genres bekannt sind, dann jedoch kaum einer mehr als ein Beispiel nennen kann. Wir wollen mit einer Serie Abhilfe schaffen und die Genrelisten mit Beispielen unterfüttern. Wer also nicht weiß, welcher genretypische Film oder welches Theaterstück zu empfehlen ist, der kann sich von den Listen für seine nächste DVD- oder Theaterabendgestaltung inspirieren lassen.

Los geht es mit der ersten Liste zum Genre Western. Die Reihnfolge ist nach Gewichtung, die aber wiederung auf persönlicher Meinung basiert. Also bitte, bei Einsprüchen oder Ergänzungen einen Kommentar hinterlassen.

Genreliste Western

  1. Zwei Glorreiche Halunken – Sergio Leone (Der Western schlecht hin!)
  2. Erbarmungslos – Clint Eastwood (Der Antiwestern)
  3. Pat Garrett jagt Billy the Kid – Sam Peckinpah
  4. The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz – Sam Peckinpah
  5. Abgerechnet wird zum Schluß – Sam Peckinpah
  6. Zwölf Uhr mittags – Fred Zinnemann (Der Klassiker)
  7. Ringo – John Ford
  8. Spiel mir das Lied vom Tod – Sergio Leone (Der wohl bekannteste)
  9. Der mit dem Wolf tanztKevin Costner
  10. Ein Mann, den sie Pferd nannten – Elliot Silverstein

Mehr Informationen zu Genres:

www.improwiki.de Genreliste (allgemeine Genreliste für die Improbühne)

www.wikipedia.org Filmgenre

www.wikipedia.org Theatergenre

Thomas Jäkel
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5 thoughts on “Genrearbeit – Western”

  1. In meinem Blog kann ich gerade nicht publizieren. Deshalb hier eine Zusammenfassung des Western-Genres für Improtheater, die ich mal vor 8 Jahren geschrieben habe:

    Western für Impro

    1. Kleine Einführung
    Westen heißt
    • Zivilisation im Aufbau
    • permanente Bedrohung durch Banditen und Indianer
    • Verschiebung der Grenze von Ost nach West

    Die sieben Western Story Typen
    1. Union-Pacific-Story – Bau der Postkutschen-, Telegrafen- oder Eisenbahnlinie (Spiel mir das Lied vom Tod)
    2. Rancher-Story – Kämpfe um Weideplätze, Viehherden und Land
    3. Empire-Story – Viehbarone und ihre Dynastien
    4. Custers letzte Schlacht – Auseinandersetzungen zwischen Indianern und Kavallerie
    5. Rache-Story – einem Menschen oder einer Gruppe ist einst Unrecht geschehen, das gerächt werden muss (Spiel mir das Lied vom Tod, Die Söhne der Katie Elder)
    6. Outlaw-Story – wie kam er dazu, Outlaw zu werden, was tut er (Jesse James, die glorreichen Sieben)
    7. Marshal-Story – Kampf für Recht und Ordnung (12 Uhr Mittags, Rio Bravo)

    Ideologien, die gebrochen werden:
    • Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.
    • In den alten Zeiten, war alles noch in Ordnung. (= männliche Werte, Freiheit)
    • Ein Cowboy ist aufrichtig, hilfsbereit, ritterlich und ehrlich. Er ist ein Patriot.

    Wertobjekte des Cowboys: Pferd, Knarre, Frau, und zwar in dieser Reihenfolge.

    Grundstimmung des klassischen Westerns ist die Isolation:
    von Zivilisation, Recht und Ordnung und von Sicherheit

    Dies manifestiert sich in Orten wie
    – dem von Indianern belagerten Fort
    – der Bahn oder der Postkutsche, die den Überfällen von Indianern und Banditen ausgesetzt ist.
    – der einsamen Ranch
    – der kleinen Stadt
    – die Prärie
    2. Für Impro:
    Handlungsorte:
    • Saloon
    • Postkutsche, Kutsche der Reisenden oder Siedlertreck
    • Prärie zu Pferd
    • am Fluss
    • Fort
    • Bank
    • Büro des Marshals mit Gefängniszelle
    • Pferdestall
    • Ranch
    • auf der Straße in der kleinen Stadt (immer ein Ort der Gefahr!)

    • als Nebenschauplätze: Drugstore, Hufschmied, Pferdehändler, Kirche usw.

    Typische Figuren:
    • Cowboy
    • Lone Rider (der Rache nehmen muss)
    • Marshal
    • Bandit
    • alter Revolverheld
    • Colonel der Kavallerie (niedrigere Ränge meist nur Nebenrollen)
    • Scout
    • Landvermesser
    • Spieler
    • Barmann (selten Hauptrolle)
    • Zug- und Postpersonal
    • Halbblut (vermittelnd in Konflikten mit Indianern)
    • Mexikaner als Typen sind unberechenbar, hinterhältig, brutal (Ausnahmen bestätigen die Regel und sind deshalb bemerkenswert)

    Frauen
    • spielen meist nur Nebenrollen
    • sind im alten Western Objekt ritterlichen Schutzes vor den verschiedentlich drohenden Gefahren, in neueren Opfer oder nehmen die Sache selbst in die Hand
    • sind Sexobjekt, was aber natürlich im klassischen Western nur sehr dezent angedeutet wird
    daraus resultierende Rollen der Frau:
    • die (allein) Reisende, die in den Westen kommt
    • Barfrau (= tendenziell Hure). Als Kundin hat die Frau im Saloon ebenso wenig etwas zu suchen wie Schwarze oder Indianer, jedenfalls führt das zu Konflikten
    • klassische Ehefrau des Mannes in etablierter Situation (d.h. des Arztes, des Marshals, des Richters, aber nie des Cowboys), als Siedlerin auch Mutterheldin
    • Gibt es mehr als zwei Frauen, resultiert daraus automatisch ein Konflikt zwischen den beiden (Wertekonflikt oder Rivalität).

    typische Action
    • der Ritt (meist als Verfolgung oder Flucht)
    • Schießerei – als latente Option immer anwesend. Immer und überall möglich. Als Duell oder Überfall.
    • Showdown: zwischen dem/den Helden und Antipoden. Immer am Schluss. Immer Katharsis – Stadt befreit, Frieden mit Indianern, Rettung der Frau usw.
    • Kartenspiel, Trinken
    Selten gezeigt aber thematisiert
    • Lynchjustiz (Aufhängen, meist am Baum, aber auch in geschlossenen Räumen). Eine Option die fast immer im letzten Moment verhindert wird oder die in der Vergangenheit stattgefunden hat
    • Massaker – an Siedlern durch Indianer oder Banditen, an Indianer durch eine Kavallerietruppe oder durch Banditen.

    © Dan Richter

  2. Wow, so eine Zusammenstellung finde ich enorm hilfreich. Und in Kombination mit der Filmliste dann optimale Vorbereitung, wenn man mal Western spielen will.

    Gibt es so eine Zusammenstellung auch für Science Fiction? Bei diesem Genre verfallen wir immer wieder in eine Aneinanderreihung von Klischee (zischende Türen, Roboter, Laserschwerter, Aliens) und die Story geht meistens unter.

  3. Eine Liste von Filmen finde ich für eine Genreszene nicht hilfreich. Die Zusammenstellung von Dan finde ich sehr gut, da kann man etwas für eine Szene rausholen (damit auf der Bühne nicht nur im Saloon Whisky gesoffen wird, gelle?);-))

  4. Vielen Dank Dan, für Deine tolle Zusammenfassung der Bestandteile des Western-Genre. Ich würde noch folgende Ergänzungen machen:

    Zu “Die sieben Western Story Typen” würde ich eine 8. hinzufügen. Die Bürgerkriegsgeschichte mit der Entwurzlung und Entfremdung der Protagonisten durch dessen Schrecken.

    Neben dem Cowboy und Outlaw würde ich noch den Glückritter/Schatzsucher hinzufügen. Der kann sich von Spieler bis Goldschürfer zeigen kann.

    Damit käme auch noch die (verlassene) Mine mit zu den Orten.

    @ McCoy, warum hältst Du die Filmlisten nicht für hilfreich? Man muss doch wissen, worauf sich das Genre bezieht, oder nicht?

    @ Klaus. Habe eine Science-Fiction-Liste erstellt, wir warten nun auf Dans Ergänzugen 🙂

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