Impro 2015: Improvision Song Contest – singen macht glücklich

von macro:

BERLIN – Am 18.3.2015 fand im sehr gut gefüllten Mehringhof-Theater ein Dauerbrenner des Berliner Festivals statt – der Improvision Song Contest. Hier steht die Kunst des improvisierten Singens im Zentrum des Abends. Moderator Leon Düvel (Die Gorillas, Berlin) eröffnet mit einem vorbereiteten Song und fasste es so schön zusammen: improvisiert ist besser und er sollte recht behalten. Eine Jury aus 6 Zuschauern, die Wertungskarten von 1-5 Punkten erhielten, wurde etwas langatmig gefunden, dann ging es los.

Improvision Song Contest

Begleitet vom musikalischen Leiter des Abends Rudi Redl (Die Gorillas) schmetterte Luise Schnittert (ebenfalls Die Gorillas) gekonnt einen Song über die Berliner Müllabfuhr und das mit Inbrunst. Der erste Song macht gleich klar – das wird heute großartig. Jim Libby (English Lovers, Wien), der als nächstes einen Schlager über Affen performen sollte, fing gleich an viel direkten Kontakt zum Publikum zu suchen. Mit seinem Charme erreichte er viele Herzen.

Lara Mottola (Quinta tinta, Turin) wurde von Moderator Leon, dessen schwaches Englisch inzwischen schmerzhaft ist, zu einer Diashow-Einlage gebeten, deren Sinn mir nicht ganz klar wurde. Das Impro-Game war schnell vorbei, ein Song über Rasierklingen auf französisch folgte, denn für Lieder sind wir ja hier. Beate Fischer (Theatersport Berlin) erhielt die Vorgaben Froschkönigin als Rap, was sie umwerfend gut meisterte. Die Reime so gestellt, dass das Hauptwort am Ende der zweiten Zeile steht, wirkt immer unglaublich smart. Inzwischen unterstützen die anderen mit Background-Performances den Sänger und hatten gemeinsam sichtlich Spaß. Roberto Garelli (ebenfalls Quinta tinta) chansonierte über Casalinga – Hausfrau oder Madrelinga – Muttersprache, was der Moderator leider nicht herausarbeiten konnte. Rama Nicholas (Impro Melbourne) beendete rockig einen euphorischen Song über das gegenseitige Kratzen wegen einer Laus.

In der zweiten Hälfte hatten die drei Finalisten (Beate, Rama und Jim, der im Stechen gegen Luise weiter kam) jeweils die Regie: Jim als erster nutzte die Wildcard, um ein Musical als Romantic Comedy über die Liebe festzulegen. Und mit seinem ganzen Charme trieb er die beiden Haupthelden zu einem furiosen Kussfinale. Es war toll zu sehen, wie er als Regisseur die Eckpunkte der Story so präzise festlegte, das es leicht wurde für die Spieler und sie glänzen konnten. Insbesondere Beate und Luise brillierten hier!

Beate Fischer als zweite Finalistin inszeniert ein Musical im Businessbereich. Jim und Rama zeigten ihre ganze Spielfreude. Eine Szene in italienisch zwischen Lara und Roberto war lustig und klar, ohne das ich ein Wort verstehen konnte. Mit einem der längsten Sätze, die je eine Geschichte beenden hat, löste Jim Libby den Auftrag der Regie unglaublich humorvoll.

Improvision Song Contest

Die Zeit war stark voran geschritten, so konnte Rama nur das Ende einer Oper inszenieren. Eine Fechtszene, deren Teilnehmerinnen sich ums klare Definieren drücken wollten, legte kurzerhand Rama Nicholas selbst fest und formte sie zu einem würdigen Finale. Jim Libby ging als Sieger aus dem Abend hervor, was aber allen herzlich egal war – denn es war eine tolle Show. Zwei Zugaben gab es noch, das Publikum hätte gern noch mehr gehabt, das sagt eigentlich alles. Singen macht eben glücklich.

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