KIF 2011: FestivalSession – Alle Neune mit Musik

von Ronald Pabst:

Bei der FestivalSession des 6. Kölner ImproFestivals am 15.04. kämpften neun Spieler aus ganz Deutschland darum, Publikumsliebling zu werden: Der Sieger durfte am nächsten Tag mit den ganz Großen unserer Zunft beim Goldenen ImproStern auf der Bühne. Die Regeln des Abends waren hart: Die Spieler durften ihre Lieblingsnummern aufschreiben, die anschließend gelost wurden. Es gab keine Zwischenwertungen – das Publikum entschied sich erst am Ende für einen Sieger. Wer also in der großen Show mitspielen wollte, musste im Rampenlicht überzeugen. Trotzdem entwickelten sich viele gute Szenen, in denen gemeinsam agiert wurde.

Mit Musik geht alles leichter

FestivalSession mit vielen Gesangseinlagen. Foto: R. Pabst

Schön waren die markanten Musikeinlagen von Sebastian Fuhrmann, der mit Keyboard und E-Gitarre lärmte und musizierte. Mit Tango oder Heimatlied trieb er die Spieler zu Höchstleistungen an. Dabei verzichtete er auf Vorgaben durch Geräusche; nach seiner Aussage geht dies nur, wenn ein Musiker die Gruppe gut kennt. Meine Lieblingsszene an dem Abend war die Gesangseinlage im Replay der hohen Künste: Alle Neune spielten auf der Bühne gemeinsam. Schön war aber auch das Gesangsduell zwischen guter und böser Fee. Letztere spielte eine wunderbare Heavy-Metal-Nummer. So schön kann das Böse sein.

Drängelt alles nach vorn?

Entgegen der Logik dieser Show war es nicht so, dass alle stets auf die Bühne drängten. So gab es eine Emo-Achterbahn mit Schwiegermutter und -sohn, die nahezu danach schrie, vor dem Abgleiten ins schlüpfrige Leidenschaftsende von einer beherzt auftretenden Tochter gerettet zu werden. Aber sie kam nicht. Dafür sprang eine Nummer später bereits bei Nennung des Worts Gebär… die …dendolmetscherin auf die Bühne. Da hatte tatsächlich jemand ein Lieblingsspiel. Warum auch nicht; das gehört dazu. Nach der Show sagten die Spieler, dass für sie unklar war, wann sie auf die Bühne springen sollten. Es gab keine Auslosung, die für eine ausgeglichene Präsenz sorgt. Es lag im Ermessen der Spieler; wer zögerte, der blieb im Hintergrund. Im Verlauf der Show hatten die Spieler zwei Gelegenheiten, dass Publikum so richtig zu umschmeicheln. Dann wurden sie auf das Publikum losgelassen und konnten mit Massagen, Seifenblasen oder Kamellen Sympathiepunkte ergattern.

Darf man Impro gegeneinander spielen?

Bei dieser Veranstaltung ging es um etwas: Es winkte ja die Chance, tags darauf beim Goldenen ImproStern mitzuspielen. Nichtsdestotrotz wirkte das Zusammenspiel an diesem Abend größtenteils harmonisch – obwohl die Neun in dieser Kombination noch nie auf der Bühne standen. Bei ihnen stand der Spielspaß im Vordergrund. Die ausgelegten Wertungszettel führten allerdings bei manchen Zuschauern dazu, die Abstimmung zu ernst zu nehmen. Manch eine unfreiwillig belauschte Debatte am Rande hätte mir fast die Laune verdorben. So war eine Dame ehrlich empört, beim Verteilen von Leckereien kein Weingummi bekommen zu haben. Die Arme.

Die Entscheidung

Am Ende entschieden die Zuschauer per Applaus. Bei der abschließenden Wertungsrunde bat Moderatorin Eva Thiel vier Spieler zu einem Stechen noch einmal auf die Bühne; darunter waren die beiden Kölner. Die sich dann direkt verabschieden durften: Sie hatten keinen Heimvorteil. Das Rennen machte Sebastian aus Hannover. Das Publikum honorierte seine starke Präsenz in vielen Szenen. Mit im Publikum saß der Vorjahressieger Benjamin von den Kölner Taubenhauchern, der vor seinem Umzug in die Domstadt langjähriger Spielpartner von Sebastian war. Die beiden waren sogar schon zusammen auf Impro-Tour. So schöne Geschichten kann Impro schreiben.

Es wirkten mit:
Kirsten – Wiesloch
Lea – Köln
Simone – München
Verena – Osnabrück
Dirk – Siegen
Florian – Düsseldorf/Köln
Michael – Bremen
Sebastian – Hannover
Tobias – Bremen

One thought on “KIF 2011: FestivalSession – Alle Neune mit Musik”

  1. Ich finde, dass das Konzept des “Publikumslieblings” eher das Gegeneinander der Spieler fördert. Auch das “Einschleimen” bei den Zuschauern oder die Wahl des Siegers durch Draufzeigen+Applaus finde ich nicht gut.
    Eine Auslosung mit Punktvergabe für die Szenen ist da für die teilnehmenden Spieler angenehmer.

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