Festival in Köln: Clamotta eröffnet lehrbuchmäßig

von Ronald Pabst:

Gestern Abend wurde das 6. Kölner ImproFestival eröffnet. Das Trio von Clamotta spielte im ehrwürdigen Klüngelpütz vor begeistertem Publikum. Dabei löste sich ein altes Rätsel aus meiner Kindheit.

In der Show gab es eine Reihe klassischer Spiele zu sehen. Los ging es mit einer Achterbahn der Emotionen. Marco Seypelt begleitete gewohnt souverän am Keyboard – und fand es sichtbar schade, dass das spontan reingerufene Gefühl „Heavy Metal“ bei den Spielern nicht auf Gegenliebe stieß. Es blieb der einzige Block an diesem Abend.

Wichtige Wörter habe ich dann bei der Show „Erfindungen, die die Welt nicht braucht“ gelernt. Die Gebärdendolmetscherin war noch eine Berufsanfängerin und wurde mit schönen Worten wie Fall, Ratschlag und Spagat zu sportlichen Höchstleistungen animiert. Dann ging es in die Natur: Bei der Betrachtung von Kornkreisen gab es Lieder zu hören, die als Klassiker gelten: „Verlass dich nur auf dich!“ Ein Landstreicher gab diese Weisheit an einem besonderen Tag einer jungen Dame mit auf den Weg. Vor der Pause wurde dann einer der Sponsoren auf die Bühne geholt – und durfte gleich mitspielen. Dieser Gefahr ist man beim Impro ja immer ausgesetzt. Auf seinem Fernseher wechselte er wild die Programme zwischen Schwarzwaldklinik, Western und Talkshow. Die laut gerufene Vorgabe Porno hatte es zur allgemeinen Erleichterung nicht auf die Fernbedienung geschafft.

Wie werden Aquarien gemacht?

Beim Schizo-Blinddate fiel Eva dann etwas aus der Rolle: Bei Nennung ihres Berufs „Aquarienzüchterin“ wurde sie vom Lachen im Publikum angesteckt und rang mit sichtbarer Mühe um ihre Fassung – was zu weiteren Lachern führte. Und die Spannung nicht unwesentlich vergrößerte – was wieder zu weiteren Lachern führte. Aber dann gab sie die Erklärung auf eine Frage, die ich mir als Kind beim Betrachten des väterlichen Aquariums immer stellte: Wie wird so etwas gemacht? Antwort: Es sind Kristalle, die gezüchtet werden – wenn sie groß genug sind, werden sie rechteckig zugeschnitten und ausgehöhlt. Danke Impro, ich habe wieder etwas gelernt.

Kein Strindberg. Nirgends.

Den ganzen Abend über gab es zündende Ideen und keine Längen. Das Publikum dankte es mit nicht enden wollendem Applaus. In den letzten Wochen konnten wir in NRW die Berichte über die innovativen Ansätze beim Impro-Festival in Berlin nur aus der Ferne bestaunen: Dort wurde sogar abendfüllend im Stile von Strindberg gespielt. In Köln gab es zur Eröffnung klassisches Impro: Eva und Stefan Thiel sowie Markus Hahn spielten auf hohem Niveau. Und als Impro-Spieler konnte man viel für die eigenen Auftritte lernen. Denn das Trio von Clamotta hat die allseits bekannten Spiele in einer Art und Weise aufgeführt, die ich nur mit einem Wort beschreiben kann: lehrbuchmäßig.


Ran an die Restkarten!

Selbstverständlich gibt es in Köln auch Experimentelles zu sehen. Dazu gehört ganz sicher auch der Auftritt von Kolektiv Narobov aus Slowenien mit dem Format “Call”, das auf der vergangenen Impronale in Halle mit dem Improkal ausgezeichnet wurde. Und es stehen noch viele weitere Shows auf dem Programm, von denen der heutige „Kampf der Giganten“ und der „Improstern“ am Samstag sicher zu den Höhepunkten zählen. Eva hat mir verraten, dass es für einige Shows noch einige, wenige Karten gibt. Wer also versäumt hat, sich damit in ausreichender Stückzahl einzudecken, der sollte sich auf schnellstem Weg zum Dealer seines Vertrauens aufmachen. It’s showtime.