Wer wagt – gewinnt! Premiere der Romantic Comedy der Improbanden

Das Improbanden-Ensemble, leider ohne Musiker Dirk
Das Improbanden-Ensemble, leider ohne Musiker Dirk (alle Fotos: Sören Boller)

von Sören Boller:

BERLIN – Am Samstagabend des 11. Juni 2016 luden die Improbanden zur Premiere ihres neuen Formates „Romantic Comedy“ in das Fliegende Theater in Berlin-Neukölln. Der Einladung folgten eine ganze Reihe Menschen, so dass das kleine Theater gut gefüllt war, als das Moderationsduo bestehend aus Claudia und Felix das Publikum begrüßte.

Seit Januar diesen Jahres erzählten die Spieler_Innen der Improbanden immer wieder voller Begeisterung von der „RomCom“ der norwegischen Gruppe Det Andre Teatret, die ihr Format zu Beginn des Jahres bei der Impro Embassy im Ratibor präsentierten. (Impro-news.de berichtete)

Insofern war ich besonders gespannt auf das von den Improbanden entwickelte Format zu diesem Genre, für das die Improbanden ca. drei Monate Trainingszeit aufgebracht hatten. Vorgaben wir nur zu Beginn der Langform vom Publikum eingeholt, nämlich einen Lieblingsort, ein unerfüllter Traum und ein Gegenstand. Mit kurzen Freeze Tags wurde der vorgegebene Ort Bordeaux vom insgesamt acht-köpfigen Ensemble mit Leben und mit Charakteren gefüllt, ehe sich langsam zwei Hauptcharaktere aus diesen herauskristallisierten.

Die beiden Hauptcharaktere sehen sich auf verfeindeten Seiten wieder
Die beiden Hauptcharaktere sehen sich auf verfeindeten Seiten wieder

Die beiden Charaktere, beide für sich in einer Welt voller Unglück gefangen, verstrickten sich immer weiter in verschiedensten, aber größtenteils unabhängigen Beziehungen und Herausforderungen, die sich erst ganz am Ende der Geschichte zu einem Kreis schlossen und schließlich in einem zu erwartendem Happy End zueinander fanden.

In der Dramaturgie ließen die Improbanden klar erkennen, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht hatten. Viele bekannte Probleme, Wendungen und Missverständnisse aus RomComs waren wiederzuerkennen und die gut hinausgezögerte Story-Zusammenführung und das Happy End befriedigten die Bedürfnisse des Publikums in diesem Format zielgerichtet.

Premierenprobleme

Eine wirklich mitreißend enthusiastische Stimmung vermochte dennoch nicht aufkommen, was sicherlich daran lag, dass viele SpielerInnen besonders in der ersten Hälfte sichtlich nervös waren und eine für den Komödienfaktor notwendige Leichtigkeit nicht so richtig aufkam. Ebenso die persönlichen Plattformen der beiden Hauptcharaktere waren für mich nur schwierig nachzuvollziehen, da viele Details einfach nicht ausgespielt oder definiert wurden. Besonders auffällig war hier, dass Räume in dem entwickelten Format überhaupt keine Rolle spielten und so insgesamt wenig Dynamik und Plastizität ins Spiel kam.

Das Happy-End, wie wir es kennen und wollen
Das Happy-End, wie wir es kennen und wollen

Umso besser jedoch, dass die SpielerInnen der Improbanden bei dem teilweise etablierten bzw. unetablierten Chaos den Durchblick behielten und am Ende alle offenen Stränge zu einem sinnvollen Ganzen zusammenstricken konnten. Nach der Pause ergaben sich auch mehr und mehr Situationen, in denen der spezifische locker-humoristische Spirit einer romantischen Komödie wirklich zu spüren war. Insgesamt boten die Improbanden ein solides Grundgerüst für eine vielversprechende Langform, an der sicherlich noch eines gefeilt und gehobelt werden kann, die aber Lust auf mehr macht! Was ebenfalls sehr positiv auffiel: Licht und Musik begleiteten das Stück nicht nur, sondern spielten aktiv in vielen Situationen mit, ein Faktor der leider viel zu oft unterschätzt wird.

Mehr davon!

Die Premiere wird zwar nicht in die Annalen der Improshows eingehen, die mich vom Hocker gerissen haben, aber was hier auch mal gesagt werden muss: Toll, dass es Improgruppen gibt, die immer wieder etwas Neues wagen, die den Mut haben neue Formate zu entwickeln und damit auch zu scheitern, die altbekannte Genres aus Film und Fernsehen für die Bühne übersetzen und die Improtheater als ein offenes Spielfeld für Experimente begreifen und dabei noch Spaß haben! Danke Improbanden, weiter so und mehr davon!

Thomas Jäkel
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