2. Impromusiker Camp – die Plattform für spontane Musiker

DARMSTADT – Vom 5. bis 7. Mai findet in Darmstadt das 2. Impromusiker Camp statt. Impro-News sprach mit Initiator Stepahn Ziron über das Camp.

Impro-News: Was ist das Impromusiker Camp?

2. Impromusiker Camp 2016 Darmstadt

Stephan Ziron: Das Impromusiker Camp ist im Grunde eine Art offene Konferenz oder Barcamp, das ich 2015 ins Leben gerufen habe. Es fand erstmalig in Potsdam statt und 13 Musiker, die mit Improtheatern auftreten, trafen sich zu drei Tagen Austausch unter Kollegen. Das Konzept ist ganz einfach: Die Teilnehmer legen die Themen, Inhalte und Form des Austauschs selbst fest. Das reichte beim ersten Camp von ganz praktischen Übungen, die ausgetauscht und ausprobiert wurden über Techniktalk bis hin zu Harmonielehre. Außerdem probten wir für unser gemeinsames Konzert, das es auch in diesem Jahr wieder geben wird.

Ich bin der Meinung, dass jeder ein Experte für ein oder mehrere Themen ist und etwas beisteuern kann, damit andere Kollegen besser werden und voneinander lernen können. Es gibt ja im Grunde kaum Weiterbildungsmöglichkeiten, die sich so spezifisch mit Musik im Improtheater beschäftigen. Zumindest nicht rein für Impromusiker. Da liegt der Fokus ja meist auf den Sängern oder Improspielern und der Musiker begleitet den Workshop. Damit Musiker spezifische Themen bearbeitet werden können, habe ich diese Plattform geschaffen.

Impro-News: Warum sollte ein Musiker da mit machen und warum sollte man sich das als Publikum ansehen?

Stephan Ziron: Es ist ein Mordsspaß! Mit so vielen Improtheatermusikern auf einem Haufen zu sein und zu fachsimpeln macht einfach Spaß. Die frische Inspiration für das eigene Spiel ist einfach unbezahlbar. Das kann mir meine Improgruppe in der Form nicht geben. Man spricht eine Sprache und die gilt es weiterzuentwickeln und zu trainieren. Inputs für Szenenbegleitung, Genres, Songgestaltung, Dramaturgie und musikalisches Storytelling sind wichtig, um als Impromusiker nicht stehen zu bleiben, sondern diese spannende Form des Theaters auch von der musikalischen Seite weiter voran zu bringen.

Wir spielen auch dieses Jahr wieder ein gemeinsames improvisiertes Konzert. Das ist nicht nur für uns als Musiker spannend, sondern auch das Publikum ist hautnah dabei, wenn Kompositionen im Moment entstehen, ohne dass sich jemand die Mühe gemacht hätte, vorher etwas aufzuschreiben. Man kann musikalische Impulse wahrnehmen und spüren. Da ist auch immer ein klein wenig Magie, die da zwischen den Musikern entsteht, wenn sie gemeinsam improvisieren. Beim Improtheater spielt die Musik ja eine andere Rolle. Beim Konzert sollen die Musiker im Mittelpunkt stehen und experimentieren.

Impro-News: Warum findet es dieses Jahr in Darmstadt statt und was ist das DingsDA Festival?

Stephan Ziron: Ich wollte das Impromusiker Camp rotieren lassen. Das hat erstens den Grund, dass nicht alle Musiker, z.B. aus Süddeutschland den weiten Weg nach Potsdam machen konnten letztes Jahr und zweitens hatte ich Lust in andere Städte zu reisen und mal rauszukommen, um Kollegen kennenzulernen.

Es fand sich ein Musiker, Johannes Linder aus Darmstadt, der beim ersten Camp zwar nicht dabei war, aber bei mir einen Workshop besucht hatte Ende 2015. Johannes ist Ensemblemitglied bei KurzFormChaos, die erstmalig das DingsDA Improfestival ausrichten. Auch hier wird es ein Barcamp geben, das sich damit beschäftigt, wie sich Improtheater auch in alltäglichen bis professionellen Umgebungen anwenden lässt. Dazu werden neben Improspielern auch Experten aus Wissenschaft, Berufsleben und weiteren angewandten Kunstdisziplinen erwartet. Aber auch Showformate, wie zwei Musikshows, ein Wettkampf der Improvisateuere beim “Game of Krones” oder die “WohnzimmerGeschichten” werden präsentiert. Bei letzteren werden Improshows an den verschiedensten Orten, wie private Wohnungen, Gärten, Garagen zu Bühnen.

Impro-News: Was hast Du gelernt auf dem letzten Camp?

Stephan Ziron: Ich habe viele neue Übungen für die Arbeit mit Improsängern kennengelernt, spannende Aspekte der Harmonielehre und konnte die Erfahrung machen, selbst zu singen, während einmal ein andere Musiker begleitet. Das hab ich sonst ja eher selten. Außerdem habe ich gemerkt, dass die meisten Musiker Langformen und Songs lieber spielen, als Gameshows, in der die Musik oft keine Zeit findet, sich zu entwickeln. Das geht in Soundtracks zu einer Langform natürlich viel besser. Auch hier haben wir über Genre spezifische Musik gesprochen und viel ausprobiert. Ein kleiner Tipp kam von Joe Weis aus Mannheim, der meinte, man müsse im Horrorgenre einfach mal ein Kinderlied in der einer falschen Tonart begleiten. Gruselig.

Impro-News: Was konnte das Publikum erleben, was es sonst nicht gibt?

Stephan Ziron: Wir starteten in Potsdam mit dem spannenden Format “Impropedia”, bei dem ein Experte interviewt wird zu seinem Spezialthema, in diesem Fall war ich der Gast und die Improvisateure spielen inspiriert von dem Gespräch. In unserem Fall waren es dann mehrere Musiker, die spielten. Das Konzert mit allen 13 Musikern war für viele Zuschauer das Highlight, da die meisten nicht glaubten, dass wir wirklich mit so vielen Musikern gleichzeitig improvisieren. Ein sehr abwechslungsreicher Abend, da jeder Musiker ja einen anderen Background mitbringt.

Impro-News: Wann ist das Camp in diesem Jahr für Dich ein Erfolg?

Stephan Ziron: Wenn sich so viele Teilnehmer, wie nur möglich anmelden. Das erhöht die Chance neue Sachen zu lernen, nette Leute kennenzulernen und ein noch spannenderes Konzert zu spielen. Außerdem würde es mich freuen, wenn sich wieder jemand findet, der auch im kommenden Jahr das Camp ausrichtet.

Impro-News: Danke Stephan für das Interview. Alle weitere Informatinen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter: www.improworkshop.com/impromusiker-camp

Thomas Jäkel
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