Impro 2014: Games aus aller Welt

Impro 2014BERLIN – Am Samstag wurde im ausverkauften Ratibor die Show mit dem schlichten Titel “Games” gespielt. Dabei standen 10 Spieler auf der Bühne, die jeweils ihr liebstes Improgame vorstellten, das möglichst neu für alle anderen sein sollte. Als Moderator führte durch den Abend Christoph Jungmann (Die Gorillas, Berlin). Wir haben uns 4 Games herausgesucht, die für uns in der Form neu und spannend waren.

Von Filmen und Ländern

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Amber Nash (Dad´s Garage, Atlanta, USA) ließ alle 9 Mitspieler in einer Reihe aufstellen. Es geht um die besten Filmpitches, denn alle sind Drehbuchschreiber und müssen dem abgebrühten Studioboss, gespielt von Amber, ihr Drehbuch schmackhaft machen. Die Filmproducerin stellt solange Fragen zum Film, bis ein inbrünstiges “Hate it” oder “I want to see a scene” bis hin zu: “Green! We produce it!” von ihr ertönt.

Das Spiel lebt sehr von der starken Charakterzeichnung des Filmproducers. Die Autoren werden unter starken Druck gesetzt. Wie gut die Idee ist, spiegelt die Reaktion des Producers wider. Durch “Hate it” wird der Druck erhöht, aber auch die Szenen emporgehoben, die dann ausgewählt werden. Lee White (Crumbs, Winnipeg Kanada) schaffte es, sich selbst sichtbar zu überraschen, in dem er einen sich reimenden Titel suchte und heraus kam: “Grandma, don’t eat my feet!” – ein Horrorfilm. Dessen letzte Szene wurde vom Producer verlangt und Jill Farris (unexpected productions, Seattle, USA) als Titelfigur spielte großartig schaurig den Grund für Omas Hunger auf Füße aus.

Farah Shaer (Impro Beirut, Beirut, Libanon) brachte das Spiel 3 Länder in 3 Minuten mit. Eine Szene mit 2 Spielern soll in etwa 3 Minuten improvisiert werden. Dabei spielt jeweils eine Minute in einem anderen Land, die Szene geht dabei aber weiter. Das jeweilige Land wird von allen anderen Spielern als Passengers oder mit Sounds unterlegt. Da Spieler aus so vielen verschiedenen Ländern da waren, wurden Italien, Libanon und Kanada als Länder gewählt.

Wichtig ist hier möglichst schnell eine starke Basis für die Szene zu etablieren. Denn sobald die Mitspieler auf den Geschmack gekommen sind, was Passenger so alles anstellen können, bricht ein wenig das Bühnenchaos aus. Die beiden Spieler vorn müssen einiges tun, sich den Fokus zu erkämpfen. Die Schnitte zwischen den Ländern werden von außen gesetzt. Das Spiel ist hochenergetisch und ein großer Spaß beim Zusehen.

Von Elementen und Kerzen

Thomas Jäkel:
Mit dem Stanislavski Game brachte Eugen Gerein (Koenigs International, Deutschland) russisches Theaterarbeit auf die Bühne. Vier Spielern wurde jeweils eines der vier Elemente zugeordnet, wo bei alle noch durch Publikumsbefragung präzisiert wurden – zum Beispiel das Feuer mit “vulkanartig” oder der Wind mit “wolkig”. Nun sollten die Spieler nacheinander in einer Szene auftreten, ihr Element erst körperlich-tänzerisch ausdrücken und dann in Dialog gehen. Frank Buzz (Impro Infini, Frankreich) verstieg sich mit vulkanartigem Feuer in einen Choleriker, den die windige Art von Lee Withe (Crumbs, Winnipeg Kanada) zum Explodieren brachte. Die sich entspinnende Geschichte um einen Ring bekam so eine erfrischende Körperlichkeit, die ich gern öfter auf Improbühnen sehen möchte.

Mein Highlight des Abends war aber alles andere als gut beleuchtet, denn Roland Peter (Theater am Puls, Schweiz) ließ für seine Szene die Bühne komplett verdunkeln. Die Spieler erhielten aber zuvor Kerzen und Feuerzeuge. Der Charme dieser Szene lag in den Möglichkeiten der Kerzen: Wollte ein Spieler auftreten, so musste er sie entzünden und tauchte klar in der Szene auf. Wie die Kerzen gehalten wurden, bestimmte wie viel man vom Gesicht oder Körper des Spielers sehen konnte. Und das Verlassen der Szene konnte auf drei Arten geschehen, entweder erlosch die Kerze bei einer Unachtsamkeit, wurde vom Spieler selbst ausgeblasen oder ein anderer pustete einen sprichwörtlich von der Bühne. Was für ein einleuchtendes Game!

Zusammenfassend kann man für diesen Abend nur danken, denn er bewies, dass die Bandbreite der Improgames riesig ist. Hier zeigt sich der Wert eines internationalen Festivals, weil es immer wieder frische Ideen bringt, die zündend und erhellend sind.

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