Starke Frauen aus San Francisco: BATS Improv

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Drei Spielerinnen vom BATS Improv waren am 3.10.2013 im BühnenRausch zu Gast. Rebecca Poretsky, Lisa Rowland und Regina Saisi, die alle zum festen Ensemble des bekannten Improtheaters aus San Francisco gehören, zeigten zum ersten Mal in Berlin ihr Können.

BATS Improv
Lisa Rowland, Regina Saisi & Rebecca Poretsky von BATS Improv. (Foto: macro)

Als Publikum im ausverkauften BühnenRausch zog es viele Improspieler aus der Berliner, der deutschen und europäischen Szene an, was sicherlich auch an der AIN-Konferenz für angewandte Improvisation lag, die gleichzeitig stattfand. Der AIN-Konferenz – an der die Spielerinnen auch teilnahmen – und der Energie von Uta Walter vom Theater ohne Probe war es auch zu verdanken, das wir diesen starken Bühnenabend erleben durften.

Das BATS Improv Theatre besteht schon seit mehr als 25 Jahren und hat den Langform-Stil der Bay Area entscheidend mit geprägt. Ursprünglich vom Theatersport in der Tradition von Keith Johnstone kommend (BATS steht für Bay Area Theatresports) begannen sie 1986 mit der Etablierung von Langformen verschiedenster Couleur. Atmosphärisch dichtes und fokussiertes Storytelling – gern auch über 2 Stunden mit Pause in der Mitte – wurde zum Markenzeichen von BATS und einem Alleinstellungsmerkmal in ihrer Region.

Großer Applaus und Rufe nach Zugaben

BATS Improv 25 YearsDer Abend unter dem Titel “Scenes & Stories” begann in der ersten Hälfte mit Szenen inspiriert von einem Wort: Banane. Dabei wurden dann in den ersten Szenen noch strickt Früchte geschickt eingearbeitet, um dann assoziativ das Thema auszuweiten. Es waren hochklassige Zweier- und Dreierszenen zu sehen, die sehr organisch ineinandergewoben wurden. Es wurden beeindruckend durchgehend interessante und wahrhaftige Charaktere auf die Bühne geholt. Diese Echtheit der Figuren zog sich bis in Duett-Songs und von außen gesungene Gedanken durch und funktionierte ebenso perfekt in der Darstellung von männlichen Charakteren ohne Klischees. Großer Applaus und Rufe nach Zugaben schon zur Pause zeigten, wie sehr das Publikum begeistert war.

In der zweiten Hälfte zeigten Regina, Rebecca und Lisa dann eine Langform – das Theaterstück wurde von einem eingegrenzten Ort inspiriert. Diesmal wurden mehrere Vorgaben des Publikums gesammelt und charmant gegeneinander abgewogen, bis die Entscheidung auf “Skyscraper” fiel. Der Spielort wurde nacheinander von den 3 Spielerinnen mittels Scenepainting eingerichtet und alle eingeführten Element zum besseren Einprägen nochmals wiederholt. Dabei wurden Möbel und Ausgänge fest definiert. In der initialen Szene erfuhren wir den prägenden Namen des Büros: Newton, Lilly & Poop. Das Stoffwechselendprodukte nicht ihr alltägliches Themenfeld sind merkte man an den längeren Lachanfällen von Regina, die trotz Tränen in den Augen vor Lachen das noch gut in die Geschichte einzubauen vermochte. So wurde der Fehler umarmt und buchstäblich aus Poop Gold gemacht.

Drei starke Frauen mit umwerfender Bühnenshow

Mit viel Zeit und Mut zur Langsamkeit wurde ein darunter liegender Konflikt spürbar, ohne das er schon ausgesprochen wäre. Herauszustellen ist hierbei die großartige musikalische Untermalung am Klavier von Uwe Matschke, der minimalistisch und äußerst präzise die Stimmung zu steigern vermochte. Gleichzeitig ließ er dem Schauspiel viel Platz zur Entfaltung, ohne das Geschehen zu überfrachten. Bravo für diese tolle Leistung. Die drei Spielerinnen, die jeweils nur ihren einen Charakter die komplette Zeit durchspielten, vermochten überzeugend die Spannung langsam zu steigern, bis letztendlich Konflikt und Emotionen ausbrachen. Auch hier war die Echtheit und das schlüssige Handeln der Charaktere beeindruckend. Lang anhaltender Applaus folgte.

Direkt im Anschluss folgte noch eine Fragen- & Antworten-Session. Die 3 Spielerinnen setzten sich vorn auf Stühle und hatten sichtlich Freude am Austausch und Kontakt mit dem Publikum. Dabei wurde sowohl der Auftritt reflektiert wie auch spannende Details über den Ablauf im BATS-Ensemble erklärt. So kam unter anderem das Gespräch auf den hohen Frauenanteil. Zehn der 20 Ensemblespieler sind Frauen und es wird auf ebenfalls eine Gleichverteilung bei der Regievergabe für einzelne Shows geachtet. Damit ist BATS durchaus ein Sonderfall in der amerikanischen Improlandschaft. Und ich kann mir keine besseren Botschafterinnen für diese Einstellung denken als diese drei starken Frauen mit ihrer umwerfenden Bühnenshow.

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