IMPRO 2013: Shortcuts

switch to english versionvon Sören Boller

BERLIN – Am Abend des 19.3.13 kamen im Kreuzberger Ratibor-Theater ein Festivalensemble bestehend aus Thomas Chemnitz (Gorillas, Berlin), Randy Dixon (unexpected productions, Seattle), Maja Dekleva (Kollektiv Narobov, Ljubljana),Davide Arcuri (Teatribu, Mailand), Henriette Konschill (Drama Light, Mannheim) sowie Felix Raffel (Gorillas, Berlin) am Klavier zusammen. In der ersten Hälfte sollten aus fünf kurzen Szenen

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Randy Dixon, Foto: Sören Boller

zwei längere Geschichten entwickeltwerden und in der zweiten Hälfte aus Begegnungen zwischen Charakteren kurze Einblicke in deren Leben eröffnen werden – laut Ankündigung „mit viel internationalem Charme, völkerverbindendem Witz und viel Musik“.

Kurze Schnitte – Lange Weile ?

Das Publikum wählte aus den fünf wirklich nur sehr kurz angespielten Szenen zum einen „Where is my beer?“ – ein anstehendes Ehedrama – sowie „Artic Ice“, wo es um zwei Polarforscher auf der Suche nach menschlichen Überresten gehen sollte aus. Während die „Artic Ice“-Szene ganz nach dem typischen Ablauf einer Impro-Abenteuergeschichte ablief, mit viel nicht besonders gut sichtbarer Action und der niemals aufgeklärten Frage worum es eigentlich überhaupt geht, konnten vor allem Randy Dixon und Maja Dekleva mit ihrem Beziehungsdrama überzeugen. Mit unterschiedlichen Facetten und vielen Informationen über die gespielten Charaktere konnte das Publikum hier angenehm unterhalten werden. Trotzdem waren an einigen Stellen Sprachbarrieren mitunter ein Grund, warum auch hier insbesondere Henriette Konschill einige Winke mit dem Zaunpfahl nicht verstand, beide Storys mitunter nicht wirklich vorankamen und leider auch keinen echten Humor entwickelten.

Begegnungen

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Maja und Randy, Foto: Sören Boller

In der zweiten Hälfte nun holten sich alle Performer eine(!) Vorgabe für ihren Charakter ein, mit dem sie die restliche Zeit der Show in zufälligen Begegnungen verbringen sollten. Vor allem war es wieder Randy Dixon, der nach einem Autor, welcher sein Charakter oftmals lesen würde, fragte und darauf aufbauend einen sehenswerten Protagonisten zusammenstellte. In den folgenden Szenen verbanden sich Handlungsstränge, manche gingen auseinander, genau wie geplant. Obwohl sich alle Performer sichtlich Mühe gaben noch irgendeinen „Kick“ mitreinzubringen, entstanden keine mitreißenden Szenen. Möglicher Weise erneut einem sprachlichem Missverständnis geschuldet, war besonders die Umsetzung von Henriette Konschills Vorgabe, dass sie für das Recht zur Fortpflanzung kämpfe, wovon leider in den Szenen kein Hauch zu spüren war. Stattdessen hatte ihre Protagonisten einfach nur einen starken Kinderwunsch,  der am Ende dann auch erfüllt wurde – im Gegensatz zu den Erwartungen des Publikums. Dies bestand zu einem Großteil aus einer Gruppe Ausbildungsanfängerinnen, die wohl eher eine Comedy-Show erwartet hatten, dies zwar nicht offen ausdrückten, mit fehlendem Feedback die Performer allerdings zusätzlich verunsicherten.

An manchen Tagen soll es einfach nicht so recht sein, trotz großartiger Improvisateure und einem interessant angelegtem Format – und so blieb diese Show leider hinter der Qualität des Festivals zurück.