2. Theatersport Cup Berlin: Neues ist möglich!

von Sören Boller:

BERLIN – Zum Auftakt des letzten Wochenendes des 2. Internationalen Theatersport Cups trafen in der ersten Begegnung der Gruppe B La Compagnie Combats Absurdes (Lyon) und Fastfood Theater (München) am Freitagabend den 21.09.12 aufeinander. Ohne lange Vorrede legte Moderatorin Jana Kozewa vom Gastgeber Theatersport Berlin los und leitete die erste Runde mit kurzen „Freeze Tag“-Szenen ein. Musiker Uwe Matschke begleitete die Szenen von Anfang an auf einfühlsame Art.

Lost in Translation

Theatersport Cup 12 -2
Robert Lansing (re.) sowie Marc Schweyer (mi) und Matthieu Loos (li) stehen im Rampenlicht des BKA-Theaters / Foto: Sören Boller

Obwohl Marc Schweyer und Matthieu Loos aus Lyon sehr wohl und auch sehr gut deutsch sprechen, offenbarten sich bereits in der ersten gemeinsam gespielten Szene einige Schwierigkeiten, die offenbar den sprachlichen Missverständnissen geschuldeten waren. Das entging auch Robert Lansing und Maria Maschenka vom Fastfood Theater nicht, so dass diese das französische Team in der nächsten Runde zu seiner Szene mit besonders starken Bildern herausforderten. Die Lyoner holten sich dazu noch die Genre-Vorgabe „Western“ und zeigten im Folgenden eindrucksvoll, dass Sprache nicht immer das einzige probate Mittel sein muss, um Inhalte zu transportieren. Besonders Matthieu Loos konnte seine akrobatischen Fähigkeiten einmal mehr unter Beweis stellen, als er z.B. eine Zeit lang an nur einem Pfeiler geklammert in der Luft hing, oder den gut 1,5 m hohen Tresen im Saloon nur dadurch etablierte, indem er wiederholt darüber sprang. Auch die darauf folgenden sehr schön bildhaft dargestellt western-typischen Schießereien blieben dem Publikum durchaus fotografisch im Gedächtnis.

Wer wagt, gewinnt

2. Theatersport Cup Berlin
Moderatorin Jana Kozewa (hinten links) beobachtet Maria Maschenka (vorne) und ihren Metapher-Tisch unter Regie von Matthieu Loss (re)

Wie üblich beim 2. Theatersport Cup spielten die Teams nach der Pause Langformen. Dazu wählte jedes Team einen Regisseur aus, der die jeweils übrigen drei Spieler_Innen entsprechend in Szene setzen und vor allem eine längere Geschichte voranbringen sollte. Obwohl durchaus unterhaltend, standen hier die klischeehaften Regisseure und ihre selbstverliebte Inszenierweise ein wenig zu stark im Vordergrund, so dass sich die Geschichten, welche in jeweils drei Akten gespielt wurden, nur langsam entwickelten.

Hervorzuheben ist trotzdem die Geschichte inszeniert von Matthieu Loos, der einen Tisch auf die Bühne stellte und diesen als Metapher für die Gefühle einer Frau, die sich zwischen zwei Männern entscheiden muss, einsetzte. Der mutigen Vorgabe folgte eine ebenso mutige Szene, in der sich nicht nur der Tisch von all seinen Seiten zeigen konnte, sondern auch die Improvisateure zeigten, dass – wenn in diesem Fall auch ein wenig abstrakt – immer noch Neues möglich ist!

Obwohl auch Robert Lansing vom Fastfood Theater eine durchaus sehenswerte Geschichte, die zwischenzeitlich stark an eine Titanic-Adaption erinnerte, erzählen konnte, stand es am Ende des Abends vollkommen verdient 12:9 für das Team aus Frankreich.

Thomas Jäkel
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