IMPRO12: Damen, Ritter und Keuschheitsgurt – improvisiertes Liebesdrama als Live-Hörspiel im Ratibortheater

von Manuela Hoffmann:

BERLIN – am Freitag Abend den 30.03.2012 boten einige Teilnehmer des Improfestivals 2012  im Berliner Ratibortheater eine Darbietung der besonderen Art – ein Impro-Live-Hörspiel. Das Publikum war an diesem Abend relativ still aber dafür auch sehr aufmerksam. Das musste es an diesem Abend auch sein, denn bei diesem Spektakel handelte sich um ein improvisiertes dramatisches Hörspiel mit zusätzlichen Elementen, die ziemlich viel Raum und Aufmerksamkeit für sich beanspruchten. Eine zentrale Rolle spielte dabei der professioneller Geräuschemacher Peter Sandmann, der das sich entwickelnde Spiel mit seinen Geräuschen improvisierend begleitete. Sandmann – aktuell auch als Schlagzeuger der Jazz/Pop-Band „my flexible friends“ in Berlin und Brandburg zu erleben – wurde dabei unterstützt durch Katie Freudenschuß (placebotheater, Hamburg), die die „normale“ musikalische Untermalung beisteuerte.

Peter Sandmann beim Geräuschemachen, Foto: Manuela Hoffmann

Moderiert wurde das Hörspiel, das in dieser Form schon einmal bei Improfestival 2009 aufgeführt wurde, von Thomas Chemnitz (Gorillas, Berlin); als Sprecher wagten sich Susanne Bolf und Karin Werner (beide TheaterTurbine, Leipzig), Regina Fabian und Björn Harras (beide Gorillas, Berlin), Mignon Remé (hidden shakespeare, Hamburg) und Georg Schubert (ur-theater, Wien) an diese Herausforderung.

Der Abend bestand aus zwei Teilen. Zuerst führte der Moderator ein kurzes Interview mit Peter Sandmann, der einige Geräusch-Praktiken der Filmproduzenten erklärte. Das Publikum erfuhr, dass die beeindruckenden Szenen-Geräusche, die zur Dramatik der Filmszenen beitragen, tatsächlich meistens in der Postproduktion beigefügt werden. Diese hörbar entstehen zu lassen, ist die Aufgabe eines Geräuschemachers. Dieser präsentierte einige seiner Kunststücke, wie Wellenrausch oder Anzünden der Zigarette, die natürlich als Vorgaben vom Publikum stammten. Die Schauspieler passten sich diesen Vorgaben an und improvisierten kurze Szene und Dialoge.

Die Hörspielbühne, Foto: Manuela Hoffmann

Nach der Pause kam die Zeit des langen Hörspiels. Das Publikum durfte durch Klatschen entscheiden, welches Genre improvisiert werden sollte. Die Mehrheit entschied sich für ein mittelalterliches Epos, das eine Liebesgeschichte zum Thema hatte. Erfuhren wir, wie der Fürst seiner Frau Kunigunde die Keuschheitsgelübte abtrotzte, ihr später jedoch zusätzlich noch eigenhändig einen Keuschheitsgurt anlegte. Was aber ihren heimlichen Geliebten Ferdinand den Listigen nicht davon abbrachte, doch noch eine Kopie des Schlüssels aufzutreiben. Der Geräuschemacher untermalte die Szenen immer geistesgegenwärtig mit passenden Geräuschen, wie z.B. Klappern der Rüstung. Ebenso hat auch Katie Freudenschuß musikalisch reagiert und zur Dramatik des Hörspiels beigetragen. Diesen Impro-Leckerbissen hat das Publikum mit selbst gemachtem lautem Applaus gewürdigt.