IMPRO12: Die große Eröffnung

von Claudia Hoppe:

BERLIN – Auch dieses Jahr fand die Eröffnungsshow des internationalen Festivals für Improvisationstheater, die IMPRO12 im Heimathafen Neukölln statt. Moderiert wurde der Abend von Thomas Chemnitz & Michael Wolf, beide von den Gorillas die das Festival organisieren. Den Auftakt bildeten vier Impro-Musiker: Felix Raffel & Norbert Riechmann (beide Gorillas), DJ Hunnicut (Crumbs) und Evren Gülseven (Istanbul-Impro) an der Gitarre mit einer kleinen Jam-Session.

Gastgeber "die Gorillas" auf der Bühne; Foto: Macro

Es folgten Samora Impro-Theater aus Holland und die Crumbs. Der Clou war, dass jede Gruppe für die nächste jeweils ein kleines Geschenk auf der Bühne ließ, das als Inspiration für deren Szene diente. Auf die Crumbs folgte für mich das erste Highlight des Abends: Istanbulimpro! Erkan Uyaniksoy, Sena Taşkapılıoğlu und Koray Bülent Tarhan zeigten ein durch türkische Traditionen inspiriertes erzählerisches Format, dessen „must have“ Accessoires ein Schal für jeden Spieler sowie ein Stock waren. Der jeweils Erzählende hält dabei den Stock in der Hand. Auf Signal des Musikers Evren geben die Spieler den Stock an den nächsten weiter und dieser führt die Geschichte fort. Im Laufe der Geschichte wandelte sich der Stock vom einfachen Erzähl-Accessoire zu einer Figur in der Geschichte selbst. Indem der Stock – mit Hilfe des Schals – um ein Kopftuchs ergänzt wurde, wandelte er sich zur Mutter des Protagonisten. Dass diese Szene allein durch den zur Puppe umfunktionieren Erzählstock seine ganz eigene Komik hat, verssteht sich von selbst! Die erste Hälfte beendeten die Gastgeber themselves mit einer kleinen Folge von Szenen.

Die kulturellen Unterschiede innerhalb Europas überwinden

Improvisierter Tanz; Foto: Macro

Nach der Pause ging es dann mit Szenen weiter, die von Spielern bestritten wurden, die ohne Ihr Ensemble angereist waren. Gestartet wurde mit vier Monologen an einer Bushaltestelle. Die nun folgende Szene war für mich ein weiteres Highlight des Abends – nicht unbedingt vom spielerischen Können oder innovativem Potential her, sondern wegen des Anspruchs die kulturellen Unterschiede innerhalb Europas zu überwinden, der ja voll im Motto des Festivals „Impro kann alles“ steht. M.E. ist das den beiden Spielern (Per Gottfredsson aus Stockholm und Davide Arcuri aus Mailand) sehr gut gelungen. Das Setting der Szene war relativ simpel: zwei Männer stricken, und jeder spielt dabei die Charakteristika seiner Nation besonders klischeemäßig aus – und nach ein paar Minuten wird geswitcht! Kunststück, dass der Schwede dabei den „typischeren“ Italiener verkörperte, als der Italiener selbst.

Weiter ging es mit einem kleinen Musical dreier deutscher Spielerinnen (jeweils aus Hamburg, Leipzig und Potsdam). Die vorletzte Szene des Abends wurde von zwei Franzosen bestritten: Julie Doyelle und Matthieu Loos, die eine deutsch-französische Annäherung spielten. Den Abschluss der Show bildete ein Tanz-Theater a la Pina Bausch zu der Vorgabe „soziale Gerechtigkeit“, in welchem alle Spieler des Abends nochmal Ihr können als Improvisationstänzer zur Schau stellten.

Alle Informationen zum Festival unter: www.improfestival.de

Thomas Jäkel
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