IMPRO12: Deutsch-türkische Integration durch Impro-Comedy

von Manuela Hoffmann:

BERLIN – Vier „Gorillas“ und vier türkische „Istanbulimpro“-Spieler sowie Atilla Akinci aus Stuttgart, gaben am Montag Abend den 26.03. im Kreuzberger Ratibor-Theater eine zweistündige Impro-Darbietung der besonderen Art. Die Protagonisten des Abends haben eine Reihe von Impro-Instrumenten dazu genutzt, um zu erkunden, ob sie vestanden werden.

Der gesamte Abend kam beim Publikum sehr gut an. Die Zuschauer gewürdigten die ausgereiften Künste der Impro-Profis mit Jubel, Applaus und Lachen. Die  „Gorillas“ an diesem Abend waren: Billa Christe, Leon Düvel, Tom Jahn und Michael Wolf. Die Vertretter der in Istanbul beheimateten Truppe „Istanbulimpro“ waren: Evren Gülseven, Sena Taskapilioglu, Erkan Uyaniksoy und Koray Tarhan. Auch sie besaßen alle eine grundsolide Schauspielausbildung, die sie an diversen türkischen Unis absolvierten. Evren Gülseven kann noch dazu eine fundierte Ausbildung als Musikpädagoge vorweisen und unterstützen so an diesem Abend die gesamte Gruppe mit der elektrischen Gitarre musikalisch. „Istanbulimpto“ ist in der Türkei auch durch TV-Auftritte bekannt. Ein Glücksfall für alle war aber der frischgebackene Schauspieler Atilla Akinci aus Stuttgart. Denn er mutierte im Laufe des Abends zum  Sprachmittler zwischen der spielenden Gruppe und dem Publikum.

Die Gorillas und Istanbulimpro am 26.3 Foto: Manuela Hoffmann
Die Gorillas und Istanbulimpro, Foto: Manuela Hoffmann

Die Impro-Profis haben an diesem Abend versucht , auf die Frage „wer integriert wen und wann werde ich verstanden“, eine trifftige Antwort zu geben. Es ging los mit einem kurzem instrumentalen Intermezzo, in dem u.a. „Exoten“ wie tastenlose Trompette und ein Cajon zum Einsatz kamen. Danach folgten Tanz-Einlagen und ein Impro-Song zum Thema Glück und Freihet, denen ein Vortrag folgte über die  Eigenarten der deutschen und türlischen Seele. Ich persönlich fand an dieser Stelle ziemlich Schade, dass nur der billinguale Teil des Publikums den ersten Teil des Programms voll auskosten konnte. Denn nur diese Menschen konnten auch die türkischen Spieler verstehen.  Und dass diese richtig lustig waren, konnte ich an den Jubel-Reaktionen dieser „Glückspilze“ erahnen. Zum Glück war später Atilla Akinci als Sprachmittler da,  der  „geschwindt“ in beide Sprachrichtungen dolmetschte.

Der mann nach einem Waschmaschinengang, Foto: Manuela Hoffmann
Der mann nach einem Waschmaschinengang, Foto: Manuela Hoffmann

Nach der Pause konnte Evren Gülseven das Publikum zum kurzen Kanon-Singen verleiten, was ich als gutes Mittel empfand, dieses wieder „aufzuwärmen“ und in das Geschehen einzubinden. Weiter ging es mit der deutschen Abwandlung der türkischen Geschichte „Meddah“, die die Istanbuler Truppe gewöhnlich zu Hause spielt. Das Publikum dürfte noch typischen Geschichte-Vorlagen machen und so entstand eine „Gorilla-Version“ des Lebens eines Solar-Mannes, der mit Frau, Hyäne und zwei sprechenden Kamelen seine Existenz als Erbauer der Solaranlagen in der Wüste aufzubauen versuchte.

Danach folgte eine Freez Tag-Reihe, die zeigte, was aus einer simplen Kamera-Tasche in den Händen der Impro-Profis alles so werden kann – vom Taschentuch bis zum Haudegen – war ziemlich alles drin. Zum brüllen komisch war eine Szene der türkischen Spieler, die ich als Improform sehr interssant finde. Die Szene in ihrer Gesamtheit wieder nur von dem billingualen Teil des Publikums verstanden werden konnte. Diese wurde dann von den „Gorillas“ übernommen und so gespielt, wie sie die Szene ohne verbaler Übersetzungshilfe verstanden hatten. Heransgekommen ist ein Waschmaschinengang, in dem ein Mann mit Hilfe einer Ladung Weichspüler schnell gewaschen werden wollte. Dieser köstlicher Abend ging zu Ende mit dem improvisierten Song „Bis zum nächsten Mal in Istanbul !“. Es wunderte mich nicht, dass das Publikum mit lauten Rufen Zugabe verlangte. Diese folgte auch in Form von Takeouts.

www.improfestival.de
www.die-gorillas.de
www.istambulimpro.com

Thomas Jäkel
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