IMPRO12: ‘Carnegie Hall Show’ der neuen Impro-Superstars

von Macro:

BERLIN – Das National Theatre of the World aus Toronto/Kanada nahm das Publikum im völlig ausverkauften English Theatre mit auf eine Reise in die goldene Anfangszeit der Unterhaltung. Der Ruf eilte der Gruppe schon vor ihrem ersten Berlin-Auftritt voraus.

Foto: Macro

In Abendkleid und Smoking begannen Naomi Snieckus, Ronald Pederson und Matt Baram äußerst charmant gemeinsam moderierend den Abend. Die Carnegie Hall Show – benannt nach der berühmten New Yorker Konzerthalle – ist im ersten Teil eine historische Vorstellung der besten und bedeutendsten improvisierten Szenen, die jemals improvisiert wurden – und das natürlich live improvisiert. Ein Vorhaben, was von einem nicht ganz unbedeutendem Selbstbewusstsein der Gruppe spricht. Das Publikum wünschte sich die besten Szenen, die jemals über Lippenstifte improvisiert wurden, und so begann die historische Reise chronologisch in kleinen Szenen 1905 mit der erstmaligen Erwähnung eines Lippenstiftes auf der Bühne bis in die Zukunft, in der Alien auf dem Mond die Verwendung von Lippenstiften als staatstragendes Element einsetzen.

Mit einer geschmeidigen Leichtigkeit agierten Naomi, Ronald und Matt dabei so vielseitig, clever, energiegeladen und vor allem unglaublich lustig. Gekonnt setzten sie die Improelemente der hohen Schule ein: Wiedererkennung, Präzision im Umgang mit den Angeboten, die als erstes da sind und das charmante gegenseitige Befeuern mit Spitzen und Herausforderungen. Selbstverständlich wurde auch gesungen, begleitet vom wieder hervorragenden Felix Raffel der Gorills eroberte ein Brecht-Song von Ronald ganz besonders mein Herz.

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Am Ende des ersten Teils gab es in der Carnegie Hall Show eine Gast-Nummer, der 16-jährige Florian jonglierte sehr gekonnt mit bis zu 7 Kugeln und erntete tobenden Applaus, ebenso wie der Gast in der zweiten Hälfte, Luise Schnittert von den Gorillas, die einige jazzartige Songs gekonnt lasziv vortrug.

Im zweiten Teil der Carnegie Hall Show ging die Reise in die wunderbare Zeit der live eingesprochenen Radioshows. Drei Mikrophone, vier Spieler, den als Unterstützung holten sich die drei Randy Dixon hinzu. Matt agierte als Erzähler, der die Handlungsstränge sortierte, Randy als Held kümmerte sich um das vorgegebene mystische Handtuch, Ronald war sein Gegenpart. Naomi veränderte als einzige ihre Position und tingelte von Mikrophon zu Mikrophon. Trotzdem so wenig großer Bühnenbewegung blieb die Radioshow sowohl geschichtlich wie auch visuell aufs äußerste fesselnd, was an der mimik- und gestenreichen Erzählweise wie auch den vielen unglaublichen Ideen und der deutlichen Lust am Geschichten erzählen lag – und nicht zuletzt auch hier der unglaublichen Komik der Situationen. Mit beeindruckendem Timing setzten sie enorm wirkungsvolle Pointen.

Der Saal tobte nach dem Happy End der Show und wurde noch mit sehr schnellen und bunten Tagouts als Zugabe belohnt. Und so beantwortete der Abend wieder eine Frage: kann man mit nur einem Auftritt zu Superstar der Improszene werden? Das  National Theatre of the World kann es – denn Impro kann alles.

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