IMPRO12: 15 Minutes of Fame mit den Crumbs

von Sören Boller und Stephan Holzapfel:

BERLIN – Es leuchten ja viele helle Sterne am Himmel der IMPRO12, doch manche lassen sogar das Publikum erstrahlen. So lautete zumindest das Versprechen des kanadischen Impro-Trios „The Crumbs“ für ihre Show „Your 15 minutes of fame“. Um das Publikum besser einordnen zu können, forderten Steven Sim und Lee White gleich zu Beginn das stehende Publikum auf: „Everyone ever having earned a cent with Imrov, sit down please!“ Auf diese Weise wurde weiter ausgesiebt, sodass am Ende nur noch ein gutes Dutzend Improunerfahrener stand. Für jede der kurz darauf beginnenden Szenen suchten sich die Crumbs eine freiwillige Person und eine Vorgabe.

Nach den ersten Szenen über eine warmherzige Professorin, über das einsame Leben im Wald und über den Gegensatz zwischen verkopfter Theorie und “einfach machen”, gewann das Publikum immer mehr an Vertrauen. Die Crumbs führten ihre Hauptakteure gekonnt mit Witz und Charme durch Geschichten von den ganz großen Gefühlen. Sie erzählten von Pedro und seiner dramatischen Familienzusammenführung, über die unerfüllte Liebe zur Yogalehrerin, über Zootiere, die über die Welt grübeln und über mögliche vorherige Leben als Wüstentier. Die Zuschauer machten  dabei Bekanntschaft mit großen Genies, Kindern des Glücks, hoffnungslos Verliebten und flirtenden Supermarktverkäufern.

„Nein, da habe ich keine Lust drauf!“

Obwohl einige der spontan auf die Bühne gesprungenen es den Crumbs nicht ganz leicht machten und auch öfters mal ein bei Impro-Anfängern nicht zu vermeidendes „Nein, da habe ich keine Lust drauf!“ mit auf die Bühne brachten, wurde es nie langweilig. Für Improspieler war es spannend zu sehen, wie Steve und Lee die Szenen voranbrachten und ihre Mitspieler gut aussehen ließen: Konsequentes Akzeptieren, kleinste (auch unbewusste) Angebote aufnehmen und groß machen, die Szene auf die Beziehung zwischen den Figuren lenken und Emotionalität ausspielen. Die Crumbs verstanden es wie keine anderen, ihren eigenen Humor und ihre Spielfreude einzubringen und dabei den Fokus trotzdem den vielleicht an diesem Abend neu entdeckten Improvisateuren zu überlassen. Dass nicht jeder der Bühnengäste an diesem Abend gänzlich ohne Improerfahrung war, war wohl nicht ganz zu vermeiden, denn im rappelvollen Ratibortheater war die Berliner Improszene gut vertreten.

Keiner der insgesamt zehn Freiwilligen wird es wohl bereuen an diesem Abend mit den ganz Großen der Improwelt auf einer Bühne gestanden zu haben. Sie alle ernteten tosenden Applaus für ihre Darbietungen.

http://www.youtube.com/watch?v=m2_26SuahbQ

http://www.youtube.com/watch?v=b34QzVEfN4E

http://www.youtube.com/watch?v=1FvRJhIqw6g

http://www.youtube.com/watch?v=57OEr8-UVY4

Thomas Jäkel
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