KIF 2011: Sechs Stunden Impro-Marathon

Von Axel Bungert

„Es wird gespielt, bis weniger Zuschauer als Spieler da sind“ – das war die Maßgabe für den Impro-Marathon des 6. Kölner ImproFestivals am 15.4. 2011 in der Lutherkirche. Der Rekord von 2009 wurde zwar um eine Viertelstunde verfehlt, dennoch hielten die Darsteller aus ganz Deutschland tapfere vier Stunden durch, musikalisch begleitet durch eine Impro-Band bestehend aus Sebastian Fuhrmann, Marco Seypelt und Jakob Schöttle. Zusammen mit der vorhergehenden Show „Köln sucht die Superszene“ waren das geballte sechs Stunden Improtheater für Spieler und Zuschauer. Hut ab!

Die Impro-Show bestand aus der Vorgabe: Alles kann – nichts muss. So entstand Szene nach Szene, mal ein kurzer Gag, mal eine längere Geschichte, mal ein Song, mal ein Tanz. Sichtlich Spaß hatten zwei Workshopleiter des Festivals, Ralf Schmitt und Frederik Malsy, die immer wieder gemeinsam auf die Bühne gingen und auch die beste Szene des Abends improvisierten: Als Maler (Schmitt) und Vorarbeiter (Malsy) lieferten sie sich zunächst einen Schlagabtausch in Form von kurzen, ans Publikum gerichteten Monologen. Völlig organisch fanden sie dadurch die Geschichte: Beide hatten sich im Internet-Chat als Frauen ausgegeben, um sich mit anderen Frauen zu verabreden. Die Szene endete beim „Date“ der beiden im Café, in dem sie (singend) erkennen mussten, dass sie sich in Wahrheit miteinander verabredet hatten. Schmitt und Malsy, beide Organisatoren eigener Festivals bzw. Impro-Hotels, ließen es sich später nicht nehmen, innerhalb einer Szene eine weitere Festivalorganisatorin, Nadine Antler aus Würzburg, von der Bühne aus anzurufen und ihr vom gesamten Publikum ein Geburtstagsständchen auf die Mailbox singen zu lassen.

Das Flipchart aus der vorherigen Superszene-Show wurde ebenfalls gerne zu Hilfe genommen, um Szenen mit einfachen Zeichnungen oder kurzen Kommentaren zu bereichern. Veranstalter Stefan Thiel improvisierte daraufhin eine Flipchart-Präso, indem er auf das erste Chart zurück klappte und jedem Chart durch seine Präsentation eine komplett neue Bedeutung verlieh.

Manch eine Szene ließ es an Spannung vermissen, doch als ein Zuschauer sein Missfallen durch den Einruf „Langweiler!“ ausdrückte, zog Ralf Schmitt ihn spontan auf die Bühne und ließ ihn live erleben, wie schwer es ist, das Publikum bei Laune zu halten. Die daraus hervorgehende Szene war auch nicht besonders spannend (positiv ausgedrückt), doch Hut ab vor dem Zuschauer, der tapfer mitspielte! Schließlich lichteten sich die Reihen, und so stimmten die verbliebenen Darsteller gegen zwei Uhr nachts den Schluss-Song „Wir haben nur für euch gespielt“ an.