IMPRO 2010 – Orte-Show in der Schatzkammer des Museums für Kommunikation

von Michael Flürenbrock:

Die ein Millionen Euro Show.

Sie können es nicht lassen – zum jährlichen internationalen Impro-Festival müssen die Gorillas raus aus dem Theater – und Ihre internationalen Gäste müssen mit.

Foto Michael Flürenbrock

Diesmal ging’s in die Schatzkammer des Museums für Kommunikation, ein wahrlich Ehrfurcht einflößender Ort. Sei es, weil sich zwischen historischen Schätzen im Wert von mehreren Millionen ganz andere Wertmaßstäbe eröffnen, oder sei es, weil die Seltenheit der Exponate den Raum mit der Forderung nach Einzigartigkeit ausfüllt?

Inspiriert von der fachmännischen Vorstellung der Exponate durch Mitarbeiter des Museums, wurde in einer an das dekons-Format des Teatr Naborov angelehnten Show improvisiert.

Das Thema des Abends lag eindeutig in der Kommunikation, angekohlte Briefe aus dem Wrack des bei der Landung explodierten Zeppelins Hindenburg warfen szenisch brennende Fragen auf: „Hat er sich immer noch nicht bei Dir gemeldet?“.

Foto Michael Flürenbrock

Und wohl niemand anders als Jim Libby käme auf die Idee, als Museumswärter die interessierte Besucherin angesichts einer Blauen Mauritius zum Kaffee einzuladen… „selten und deshalb wertvoll“.

Der Brief von S.F.B. Morse, Erfinder des gleichnamigen Codes, aus dem Jahre 1847 erweckt aus dem Dunkel der Schatzkammer, zwischen Säulen und Notbeleuchtung eine klanggemalte S.O.S.-Version von „Message in a bottle“.

Improvisationstheater, wie das an diesem Abend gezeigte, hat immer seinen besonderen Reiz. Das Publikum fühlt, wie die Spieler fernab von den Zwängen der komischen Unterhaltungsshows die Freiheit des Improvisierens genießen und erlebt welche Dinge funktionieren und den Raum ausfüllen.

Und damit zurück zum Raum, genauer gesagt, einem im Weltraum gestempeltem Brief, der seinen Weg zurück auf die Erde und unter die Exponate gefunden hat… „ Stell Dir vor Du bekommst einen Brief aus dem All. Was machst’e denn dann?“, gibt uns Regina Fabian in erfrischender Naivität mit auf den Weg…

Es war eine einzigartige Show, die einzig etwas zu artig war – was aber angesichts der eingangs beschriebenen Atmosphäre des Ortes Publikum wie Akteuren erst im Nachhinein gewahr wird.

Mir bleibt die artige Hoffnung, dass dies nicht die einzige Show an diesem unglaublichen Ort war! Und die Frage, was ich eigentlich machen würde, wenn ich einen Brief aus dem All bekäme…

Foto Michael Flürenbrock
Thomas Jäkel
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