Wat los in Moabit! Viel Spielfreude bei Match in Kulturfabrik.

von Zwackelmann:

Genre-Replay, neutrale Szene: Das Publikum wünscht sich als Beziehung “Friseur und Frisierter”, doch bereits nach zwei kurzen Sätzen rutscht dem Frisierten die Perücke vom Kopf und was macht der Moderator? Er beendet die Szene!

Wie soll das denn funktionieren, denkt sich der Kritiker. Aber gerade durch die Kürze gelingen den Spielern von Wat’n da los und den Schnürsenkeln echte Überraschungseffekte, skalpieren bei “Horror” den Kunden mit einer Hebelkonstruktion und lassen bei “Bollywood” die Hüften kreisen.

Die Show im völlig überfüllten Saal des Theaterdocks ist auf sympathische Weise unterhaltsam, kommt ohne ständiges Morden oder wiederkehrende Sexualitäten aus. Moderator Felix wirkt angenehm entspannt und seine gelegentliche Unbeholfenheit macht ihn nur noch sympathischer. Hier schafft die kleine Unprofessionalität tatsächlich Authentizität. Schön selbstironisch die Bemerkung:  “Sie denken sicher, jetzt kommen die albernen Aufwärmübungen, die beim Impro-Theater üblich sind – und genau die machen wir jetzt.”

Wat’n da los tritt seit einigen Jahren regelmäßig auf und die Spieler fühlen sich auf “ihrer” Bühne sichtlich zu Hause. Die Gäste von den Schnürsenkeln dagegen spielen nur sporadisch vor Publikum und tapsen nicht gerade wie geborene Siegertypen auf die Bühne. Doch die leicht hängenden Schultern, das etwas Nerdartige ihres Auftritts erweist sich überraschend als Ressource: umso größer der Kontrast, wenn sie dann als Metal-Rocker explodieren und unschlagbar die Wirkung, wenn sie wirklich einen Nerd darstellen, wie am Freitag (29.01.10) einen völlig gehemmten Physik-Professor.

Ein echtes Highlight war der Bananensong der Wat’n-da-los-Damen: leicht, verspielt, melodisch, sehr musikalisch gesungen, sogar mehrstimmig, ja, einmal sogar kurz polyphon. So etwas hört man selten, schon gar nicht bei Amateuren, dabei singt Susanne sonst nur “unter der Dusche”. Ihre Partnerin war gar eine Aushilfe aus Österreich, die beiden sangen zum ersten Mal zusammen.

Konsequent erzählte Geschichten wurden eher nicht geboten, doch es war eben eine Spieleshow, bei der die Effekte im Vordergrund standen. Hier zu kritisieren hieße kleinkariert sein, so nur der Hinweis, dass die Impro-Welt noch auf eine Darstellung von Kindern wartet, die die lieben Kleinen nicht nur zu Karikaturen verzerrt. Und Türkisch besteht nicht nur aus Üs. Dass die Punktevergabe etwas chaotisch verlief störte nicht wirklich, im Gegenteil:

Schiedsrichterin: “Ich würde sagen, wir machen 3 zu 2, dann haben wir nämlich Gleichstand vor der Pause.”

Moderator (lächelnd): “Es ist üblich, dass man so etwas macht, nur sagt man es dem Publikum eigentlich nicht.”

Wat’n da los spielt immer am 29. eines Monats im Theaterdock der Kulturfabrik Moabit (im Februar aber am 28.)

Die Schnürsenkel treten sporadisch  an unterschiedlichen Orten auf.

Zwackelmann