Ein schwieriger Fall

Anmerkung der Redaktion zu diesem Artikel:
Im Anschluss an die Veröffentlichung dieses Artikels gab es fundamentale Kritik aus der Improszene hinsichtlich verschiedener Aspekte dieser Veröffentlichung. Die Redaktion von Impro-News.de nimmt diese Kritik sehr ernst und wird die Kriterien für die Veröffentlichung weiterer Rezensionen diesbezüglich überarbeiten (und im Rahmen dieses Blogs auch veröffentlichen!). Wir haben uns jedoch dagegen entschieden, den folgenden Artikel im Nachhinein zu löschen, da im Zusammenhang mit den Kommentaren ein deutlich differenzierteres Bild entsteht und es aus unserer Sicht sehr schade wäre, diese dann ebenfalls löschen zu müssen. Wir möchten aber noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich bei dem folgenden Artikel um die persönliche Meinung eines unabhängigen Mitglieds der Improszene handelt, welches aus eigenen Gründen vorgezogen hat, unter einem Pseudonym zu schreiben. Wir empfehlen, neben dem Artikel auch die daraufhin erstellten Kommentare zu lesen!


von: Zwackelmann

Paternoster spielt MordArt seit Jahren. Die Vorstellungen sind oft ausverkauft. Es kann eigentlich nicht immer so mäßig sein wie am Donnerstag (04.02.10) im halbvollen BKA-Theater.

Eine unglückliche Weichenstellung gleich zu Beginn: das von der Moderatorin bestimmte Mordopfer (und der spätere Komissar) hat keinerlei Hauptrollenqualitäten. Körper, Mimik und Stimme sind eigentlich immer irgendwie gleich. Und auch sonst sprüht der Abend nicht gerade vor Tempo, Spannung und Spiellust. Es wird sehr viel rumgestanden und geredet. Die ständige Verhörsituation wirkt auf Dauer statisch. Die Figuren und Beziehungen verändern sich kaum, man erfährt wenig bis gar nichts über ihr Umfeld und ihre individuellen Geschichten.

Dabei können die Spieler natürlich Impro – sie sind aufmerksam, merken sich alles, können alles rechtfertigen. Stark die “Split-Screen”-Szenen: zwei Szenen laufen parallel, ständig werden Sätze der einen Szene von den Spielern der anderen Szene aufgegriffen und in einem anderen Zusammenhang weiter verwendet. Während in der einen Szene gesprochen wird, läuft die andere stumm weiter. Das ist sehr gekonnt und schafft eine Intensität, die dem Rest des Abends häufig fehlt.

Ein brillanter Hauptdarsteller hätte sicher einiges herausreißen können, aber ist es vielleicht auch das Konzept, das eine gute Geschichte verhindert?

Engt das Konzept zu sehr ein?

Das Mordopfer holt sich vom Publikum als Vorgaben Beruf, Hobby und eine vertraute Person, dann folgen drei Arschloch-Szenen, in der das spätere Opfer Hass auf sich zieht (die Fahrschülerin wird sexuell genötigt, der Synchron-Schwimm-Partner aus dem Team geworfen und die Ehefrau gedemütigt).

Das Publikum stellt drei Gegenstände (Indizien) zur Verfügung und bestimmt den Tatort (Schwimmbad). Vor der Show war jeder Zuschauer aufgefordert, eine Mordart auf einen Zettel zu schreiben, nun wird eine ausgelost (Erstechen).

Dann sehen wir das tote Opfer mit den Indizien (Schal um die Augen, Kondom im Mund, Damenschuh in der Hand)  wie es vom Spurensicherungs-Paar gefunden wird. Die beiden sind als im weitesten Sinne komisches Paar angelegt – Frau Siefert und Frau Seifert kabbeln sich ständig (durchaus gekonnt).

Keiner kennt den Mörder

Im Laufe des Abends ermittelt nun der Komissar, der vom Opfer-Darsteller gespielt wird. Die restlichen drei Spieler sind Verdächtige, wer von ihnen Täter ist, wird verdeckt ausgelost. Weder das Publikum, noch der Komissar, noch die Mitverdächtigen wissen, wer es ist. Und das ist ein echtes Problem, wie der Kritiker vermutet:

Die drei Verdächtigen müssen bis zum Schluß alle ähnlich verdächtig bleiben, damit die “Wer war es”-Spannung nicht leidet, denn Kommissar und Publikum sollen es herausbekommen. Damit ist es aber schwierig, den Figuren und Beziehungen Dynamik zu verleihen.

In einem guten Krimi ist das “Wer war es” raffiniert konstruiert. Doch wie soll man das als Impro-Spieler leisten, wenn niemand weiß, welcher Mitspieler der Mörder ist? Fiese Fallen, Verfolgungen, Drohungen, Duelle, alles was Action und schöne Bilder liefern könnte – wie soll man es spielen, wenn keiner weiß, wer der andere ist und auch niemand es verraten darf? Tatort, Mordart und Indizien sind ja von außen bestimmt, die Schauspieler müssen das alles nachträglich in die Geschichte einführen, so, dass jeder verdächtig ist, der Täter aber einen Hauch mehr. Ja, die Spieler von Paternoster schaffen das, aber es beengt sie wohl auch. Einen schwierigen Knoten zu binden mag eine reife Leistung sein, aber möchte man das auf einer Bühne sehen?

Witze statt Action

Völlig unnötig Tempo aus der Show nehmen aber die regelmäßigen Dialoge zwischen Komissar und Pianist . Der Komissar soll wohl hier seinen Fall reflektieren, es wird aber vor allem gewitzelt und das eher flach. Sowieso verlässt sich Paternoster an diesem Abend sehr auf Gags, häufig sexuell gefärbt. Sicher lachen viele, aber wer nur still die Augen verdreht, bleibt im Dunkeln. Und muss im Altersheim unbedingt die Karikatur einer total debilen Tattergreisin gespielt werden? Wie die alte Dame in der fünften Reihe sich dabei wohl gefühlt hat?

An diesem Abend wird der wahre Täter verhaftet – wohl dadurch, dass er als einziger den Konflikt mit dem Ermordeten leugnete und regelmäßig Kondome mit Blaubeergeschmack kaufte. Schön, dass wir nun den Mord sehen, durchaus mit Spannung gespielt.  Mit Ach und Krach wird  auch gerechtfertigt, warum das Opfer Schal um den Hals, Schuh in der Hand und Kondom im Mund hat, doch plausibel wirkt das nicht, eher klamaukig. Sind drei Indizien vielleicht etwas viel?

Die Zuschauerin, die den Täter schon zur Pause ahnte und ausgelost wird, gewinnt Freikarten und “ein Essen zu zweit” – eine Tütensuppe.

Kann MordArt auch ganz anders sein? Der Kritiker wird sich einen zweiten Eindruck verschaffen.

Paternoster spielt MordArt jeden letzten Samstag im Monat im BühnenRausch und jeden ersten Donnerstag im BKA-Theater (im März ausnahmsweise erst am 18.)

Zwackelmann

12 thoughts on “Ein schwieriger Fall”

  1. Ohne Ihren Eindruck relativieren zu wollen, Herr Zwackelmann, ich halte das Format für sehr gelungen, obwohl ich sonst auch eher solche Formate bevorzuge, die nur wenige Regeln haben. Zwar ist es in der Tat durch viele formale Bedingungen eingegrenzt, aber es liegt an den Spielern, darin die Freiheit des Spiels zu finden. Ich habe Paternoster zwei Mal mit dieser Form gesehen, und habe selbst einmal mitgespielt. Ich fand es sehr inspirierend und witzig.
    Also: Noch mal angucken. Urteil (hoffentlich) relativieren.

  2. Hallo Kjel, hallo Dan,

    wie schon bedeutet, sind alle Kritiken hier auf Impro-News.de dem subjektiven Empfinden der jeweiligen Kritiker geschuldet. Unglücklicher Weise mißfiel nun Paternoster unserem werten Herrn Zwackelmann zwei Mal in Folge. Wir von der Redaktion fanden aber die Kritik eine spannende Betrachtung des Formats und haben uns nicht nur deshalb dazu entschlossen sie zu veröffentlichen.
    Was wir aber auch sehen und diesem Anschein möchte ich mit diesem Kommentar ausdrücklich entgegentreten, dass man annehmen könnte, Herr Zwackelmann ficht nur gegen Paternoster. Wir wollen mit Impro-News.de die Improszene zusammenbringen und nicht entzweien. Daher haben wir (Marco und ich) uns entschieden, uns so schnell wie möglich selbst ein Bild zu machen! Wir zweifeln nicht an den guten Absichten und dem Sachverstand des Herr Zwackelmann, nur wir glauben, dass die Konstellation Paternoster plus Zwackelmann unter keinem guten Stern steht.
    Und eines sei noch angemerkt, dass die Besprechung von Kritikern sich nicht mit dem Interesse und Zuspruch des Publikums deckt, ist nicht neu – aus der Kulturgeschichte sind etliche Beispiele bekannt.

    Spontane Grüße

    Thomas Redaktion Impro-News.de

  3. Hallo Zwackelmann, ich habe die Show gesehen und fand sie sehr unterhaltsam und spannend! Auch den Kommissar fand ich wunderbar und ich habe ihn mir als Hauptdarsteller gewünscht. Und die Antwort auf ihre Frage ist Ja! Mordart ist anders und war es für mich schon an diesem Abend! Grüße Eva

  4. Ein interessantes Problem. Wir alle wissen, wie schwierig es ist, eine Impro-Show zu beurteilen, da die Spieler eben mit Risiko auf die Bühne gehen. Das Risiko ist Teil der Freude, und man kann eben auch scheitern. Das müsste eine Kritik berücksichtigen. Andererseits ist es erfrischend, dass es überhaupt mal ernsthafte Rezensionen von Improtheater-Shows gibt, statt immer nur Wischi-Waschi-Lobhudeleien, in denen zum hundertsten Mal steht “Die Impropopos haben sogar ein Musical improvisiert, in dem eine Nonne und ein Keks schlagfertig eingebaut wurden.” Selbst die zitty schreibt zum Gorilla-Improfestival jedes Jahr praktisch denselben Text. Publikums-Gästebücher sind bekanntlich auch trügerisch.
    Also mach weiter Zwackelmann, auf dass es noch mehr Zwackelmänner geben werde.
    Das schöne ist ja hier bei impro-news, dass wir die Möglichkeit haben, zu kommentieren. Ich finde eben z.B., dass das Format nicht einengt, sondern ziemlich viel Spielraum lässt. Inwieweit es die Spieler nach so vielen Jahren noch inspiriert, wissen Paternoster wahrscheinlich selber ganz gut. Mir hat es jedenfalls bisher immer gefallen.
    Fies fand ich: “Ein brillanter Hauptdarsteller hätte sicher einiges herausreißen können.” Ich weiß nicht, wer an dem Abend gespielt hat, aber du weißt doch, wie sensibel wir Schauspielerseelchen sind…
    Also bitte noch mehr Rezensionen und auch Geschmacksurteile, aber bedenke, dass es improvisiert ist.

  5. Ich fand sehr mutig, was die Schauspieler bei MordArt zeigen. Ich habe sie im Prenzlauer Berg in einem Theater geschaut, was mir sehr gut gefallen hat. Deshalb habe ich auch schon vielen meiner Freunden MordArt empfohlen und bisher hat keiner es schlecht gefunden.
    Wenn man vielleicht zu viel Theater gesehen hat, gefällt einem soetwas nicht mehr, aber wenn man sich einfach einen schönen Abend machen will, dann kann man da hingehen!!!

  6. Hallo Welt 🙂

    Ich verfolge schon eine Weile (still) diese Seite, doch nun möchte ich – als Improtheaterzuschauerin – auch einmal meine Meinung sagen.

    Einige meiner Freunde sind beim Improtheater tätig und so bekomme ich so einiges mit und sehe sehr viele Shows.

    Dabei muss ich gestehen – das wird jetzt Herrn Zwackelmann nicht gefallen – gefällt mir der Krimi von Paternoster am besten. Und ich habe schon viiiiiiele davon gesehen!!

    Vielleicht ist Herr Zwackelmann schon “zu sehr drinn” in der Szene, so dass er die einfachen – aber gerade die besonderen – Momente gar nicht mehr erkennen kann. Ich finde sein Schreiben sehr negativ und wundere mich – ob er mit dieser Einstellung in Shows geht. Hmmm.

    Aber okay, ist seine Meinung, zum Glück unterscheiden sich die Geschmäcker und würden einige Leute zu Zwackelmann in die Show gehen (ihr habt ja geschrieben, er ist auch Improspieler), kann es ja ebenso sein, dass viele seine Art nicht gut finden. versteckt er sich deswegen hinter “Zwackelmann”???

    Ich bin nur neugierig und wundere mich über dieses Versteckspiel und frage mich: wovor fürchtet er sich?? Irgendwie kann man “Zwackelmann” auch nicht ernst nehmen deswegen, weil er – mir und meinen Freunden – ängstlich erscheint. Was hat er zu verbergen??

    Wir fänden es cooler, wenn er sich “outen” würde. Ist irgendwie komisch sich über ein Phantom aufzuregen :))))

    Oder aber – man könnte von ihm Lernen!! Wenn man wüsste, wer er ist, was er macht, etc. – könnte man in seine Kurse!

    Nunja, das wollte ich mal loswerden. Ich finde es einfach schade, dass so eine negative Kritik hier steht und die Redaktion ebenso zugesteht, Zwackelmann hat etwas gegen Paternoster.

    Da wünsche ich mir, als Zuschauerin und Impro-Fan, den Zwackelmann mal *live* zu sehen!!

    Also Zwackelmann – warum hast Du Angst? Wer austeilt – muss auch einstecken!!!!

    Ganz liebe Grüße

    *trotzdem-und-gerade-deswegen-immer-noch*
    Paternoster-Fan ISI

  7. Hallo Isi v. B. wir freuen uns, dass Du Dein Schweigen brichst und Dich an der Diskussion beteiligst. Deine Fragen an Herrn Zwackelmann kann ich nicht beantworten, aber ich möchte gern auf zwei Dinge antworten:

    1. Du schreibst …(ihr habt ja geschrieben, er ist auch Improspieler)… Wo haben wir das geschrieben? Wir haben nicht behauptet, dass er Improspieler sei. Vielmehr haben wir immer darauf hingewiesen, dass wir gern eine Kritik an der Kritik hätten und nicht an der Ausbildung und Fähigkeit des Kritikers, da dies unserer Meinung nach zwei verschiedene Sachen sind.

    2. schreibst Du: … Ich finde es einfach schade, dass so eine negative Kritik hier steht und die Redaktion ebenso zugesteht, Zwackelmann hat etwas gegen Paternoster. … Das ist schlichtweg ein Mißverständnis. Ich denke, Du beziehst Dich auf folgende Sätze aus meinem ersten Kommentar, die sich aber genau dagegen verwehren: … Was wir aber auch sehen und diesem Anschein möchte ich mit diesem Kommentar ausdrücklich entgegentreten, dass man annehmen könnte, Herr Zwackelmann ficht nur gegen Paternoster. Wir wollen mit Impro-News.de die Improszene zusammenbringen und nicht entzweien. Daher haben wir (Marco und ich) uns entschieden, uns so schnell wie möglich selbst ein Bild zu machen! Wir zweifeln nicht an den guten Absichten und dem Sachverstand des Herr Zwackelmann, nur wir glauben, dass die Konstellation Paternoster plus Zwackelmann unter keinem guten Stern steht. …

    Wir haben nichts gegen Paternoster und wir wissen, dass sie eine herausragende Improvisationstheatergruppe sind, wovon man sich immer wieder überzeugen kann. Dass es aber auch ihnen nicht gelingt allen zu gefallen, ist leider so. Die Reaktionen zeigen aber doch, dass der Einschätzung eines Kritiker viele Stimmen widersprechen, aus gutem Grund, eigener Erfahrung und mit Recht.

    Vielleicht liebe Isi v. B. hast Du ja Lust und reichst nach Deinem nächsten Besuch bei Paternoster Deine Kritik ein – wir würden uns freuen.

    Spontane Grüße
    Thomas von Impro-News.de

  8. Liebe Kritiker-Kritisierer, Paternosterfreunde und andere,

    vielen Dank für eure Kommentare,ich finde es gut, dass ihr euch äußert und ich so ein Feedback bekomme.

    Wichtig ist mir: ich habe zwei Paternoster-Shows gesehen, die mir in einigen Punkten nicht gefallen haben – nicht mehr. Ich habe also nichts grundsätzlich gegen Paternoster. Und selbst wenn mir weitere Shows nicht gefallen sollten, hätte ich nichts persönlich gegen diese Gruppe. Nur gefiele mir ihre Art zu Spielen dann vielleicht nicht so. Einzelne Mitglieder dieser Gruppe gefallen mir aber auf jeden Fall und ich sehe auch, dass sie auf hohem Niveau spielen können. In meinen Kritiken finde ich ja auch nicht alles schlecht.

    Ich würde mich freuen, wenn andere auch Shows rezensieren und hier ein persönliches, aber auch begründetes Urteil mitteilen. Am besten fände ich es, wenn wir einmal die selbe Show besuchen würden und anschließend jeder aus seiner Perspektive schreibt. Denn beim Impro ist ja jede Show verschieden, was eine Diskussion schwer macht, wenn man zwar die gleiche aber nicht die selbe Show gesehen hat.

    Wer Lust auf dieses Experiment hat, darf sich sehr gerne melden.

    Immer wieder kommt sinngemäß der Kommentar “Wer es nicht besser kann, darf auch nicht kritisieren.” Das halte ich für falsch. Ein Beispiel: man geht ins Restaurant, bestellt z.B. Mousse au chocolat und es schmeckt einem nicht. Schmeckt vielleicht angebrannt. Darf man das dann nicht sagen, wenn man selber noch nie Mousse au chocolat gemacht hat? Würde man es aktzeptieren, wenn der Koch sagt: “Du kannst es doch auch nicht besser?” Nein. Der Anbieter muss es können, nicht der Konsument. Der bezahlt. Der Gast sollte vor seiner Kritik allerdings wissen, welche Bandbreite es bei Mousse au chocolat gibt, er sollte sich auskennen.

    Wenn wir nur beurteilen dürften, was wir selber besser können, würde es schwierig. Wer würde vom Chirurg nach einem OP-Fehler den Kommentar “Sie können es doch auch nicht besser” gelten lassen?

    Bei der Kunst gibt es allerdings wenig Objektives, das macht es schwieriger, Urteile sind deshalb immer auch persönlich gefärbt, sie sollten allerdings trotzdem begründet sein.

    Ich verstehe, dass manche wissen wollen, wer ich wirklich bin. Ich möchte es auch irgendwann sagen, vielleicht schon demnächst. Ich bitte aber bis dahin um Verständnis für mein Pseudonym, da ich erst einmal erfahren möchte, welche Reaktionen einen als kritischen Kritisierer erwarten. 🙂

    Vielen Dank. Ich wünsche allen maximalen Impro-Spaß!

  9. Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Zwackelmann, liebe Improfreunde,

    seit einiger Zeit verfolge ich als betroffener “Hauptdarsteller” die Diskussionen um den besagten Mordartabend. Einige Kritikpunkte von Herrn Zwackelmann finde ich durchaus nachvollziehbar. Nachvollziehen kann ich allerdings noch mehr die Diskussion um das Pseudonym hinter dem sich Herr Zwackelmann verbirgt. Denn wenn jemand in einem öffentlichen Medium Kritiken schreibt, dann muss der Leser auch wissen von wem die Kritik kommt und wie sie dem entsprechend einzuschätzen ist. Theaterkritiker unterzeichnen ihre Kritik häufig mit Kürzeln, die aber dem jeweiligen Schreiberling zuzuordnen sind.
    Da ich nicht weiss wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt, kann ich mich nur auf die vorliegende Kritik beziehen. In seinem Kommentar schreibt Herr Zwackelmann,dass man nicht Zwangsläufig die Qualifikation als guter Improspieler haben müsse, um zu kritisieren. Da gebe ich ihm vollkommen recht und schätze ihn auch nicht als solchen ein, bin aber der Meinung, dann sollte man zumindest das Schreiben von Kritiken gelernt haben. Ich will diese beide Punkte an einem Beispiel verdeutlichen: “…Mordopfer verfügt über keinerlei Hauptrollenqualitäten.Körper, Mimik und Stimme sind eigentlich irgendwie immer gleich…” Ich bin nicht der Meinung das es beim Improtheater Hauptdarsteller gibt, nur Rampensäue… wenn ich an diesem Abend keine war, ehrt mich das wohl eher und Herr Zwackelmann hat den Improgeist vielleicht nicht verstanden, wenn er von Haupt und Nebenrollen ausgeht. Die Äußerung “sind eigentlich immer irgendwie gleich” zeigt mir das Herr Zwackelmann auch das Schreiben nicht gelernt hat. Eine differenzierte Kritik könnte sich so lesen: ´Dem Darsteller Tobias Triebswetter gelingt es nicht die unterschiedlichen Charaktere des Kommissars und des Mordopfers herauszuarbeiten. Vielleicht fehlen ihm dazu die technischen Mittel? Da er weder auf unterschiedliche Körperhaltungen noch unterschiedliche Stimmklangfärbung zurückgreift…` usw.
    Damit bin ich bei meinem letzten Kritikpunkt an der Kritik des Herrn Zwackelmann angelangt: Wenn Herr Zwackelmann es vorzieht sich hinter einem Pseudonym zu verbergen, hat er vermutlich seine Gründe, aber wenn Darsteller in einer professionellen Kritik rezensiert werden, dann bitte namentlich. Dann kann der der Zuschauer, respektive Leser, diese Kritk auch besser nachvollziehen. Er könnte sich dann dafür entscheiden die Aufführungen, an denen der genannte Darsteller beteiligt ist, zu meiden. Oder aber er könnte die Meinung des Kritikers relativieren, in dem er sich sagt, ach den Triebswetter hab ich aber schon mal gesehen, so schlecht war er doch gar nicht. So jedenfalls wie bei Herrn Zwackelmann bleibt die Kritik ein subjektiver Einheitsbrei, bei dem die Milch “angebrannt” war. Da bleibt mir nur die Frage: Herr Zwackelmann haben sie schon mal Mousse au Chocolat gemacht?

    Mit freundlichen Grüßen

    Tobias Triebswetter

  10. Hallo Lesende dieser Seite,
    da hat mich doch die Mousse au Chocolat verleitet, mich auch zu beteiligen. Wenn ich mich als Gast über eine “angebrannte” Mousse beschwere, muss ich nichts über deren Herstellung wissen. Wenn ich öffentlich eine Kritik übe, erwarten die Lesenden vielleicht, dass ich weiß, dass die Schokolade der Mousse au Chocolat im Wasserbad erwärmt wird und der Rest kalt bleibt. Eine angebrannte Mousse zu zaubern, keine Ahnung, wie das gehen soll.
    Will sagen, wenn ich in einer Kritik Vermutungen über die Ursache meines Nicht-Gefallens anstelle, wirkt es aus meiner Sicht unprofessionell, wenn ich das notwendige Hintergrundwissen nicht habe. Das ist für mich der Unterschied zwischen der Beschwerde eines Gastes und einer Kritik in einem Feinschmeckerblatt. Vielleicht missverstehe ich auch Inhalt und Ziel der Impro-News-Seite.
    Grundsätzlich finde ich mittlerweile die Auseinandersetzung hochinteressant und ich fühle mich irgendwie auch geschmeichelt. Ja, wir können Impro und schaffen teilweise eine hohe Intensität, schreibt er. Dass das selbstverständlich ist und der Kritiker mehr verlangt, ehrt mich. Das zeigt, dass er eben auch meine Professionalität anerkennt, ja voraussetzt. das ist mehr, als bei manch anderer Kritik der Fall ist. Wenn meine Mousse dann doch nicht schmeckt, wäre vielleicht ein direktes Gespräch gut. Vielleicht nehme ich für Zwackelmanns Geschmack zu viel Zartbitter-Schokolade oder er hätte gern mehr Alkohol drin. Beim Impro kommt beim Erwärmen auch schon mal Wasser in die Schokolade, dann muss man eben arbeiten, bis alles wieder glattgerührt ist. Aber angebrannt ist mir eine Mousse noch nicht. Vielleicht kommt daher das Unverständnis an der Kritik. Ich habe eine andere Vorstellung vom Kochen. Lieber Zwackelmann, ich lade Dich/Sie herzlich ein, Dich mit mir bei einer Mousse über unseren Impro-Begriff auszutauschen (lass uns zusehen, dass wir einen Termin vor April bekommen, im Winter ist die Salmonellen-Gefahr nicht so groß :-)). Wer mitessen möchte, ist aus meiner Sicht herzlich eingeladen.

  11. Hallo liebe Dörte, lieber Tobias,

    ich will an dieser Stelle auch noch kurz auf Eure Kommentare antworte, damit nicht der Eindruck entsteht, wir würden die Angelegenheit nicht weiter verfolgen. Angeregt von den Kommentaren und Einsprüchen gegen die Zwackelmannartikel, haben wir nun Grundsätze zum Kritikschreiben zusammengetragen und zur Diskussion gestellt: Improvisiertes Theater Kritisieren – eine Diskussion/
    Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr Euch an der Diskussion beteiligt und auch Eure Meinung zu den Grundsätzen schreibt!

    Was die Einladung zur Mousse ou Chocolat und dem damit verbunden Gespräch über Impro betrifft, so würden wir gern dabei sein. Vielleicht sollte man das ganze auch in einem größeren Rahmen packen, aber dass können wir auch per E-Mail besprechen.

    Spontane Grüße
    Thomas

  12. Hallo Frau Engelhardt, hallo Herr Triebswetter, hallo an alle,

    vielen Dank für die Kommentare, ich versteh die Kritik an meinem Pseudonym und werde, falls ich weiter schreibe, unter meinem richtigen Namen schreiben.

    Kompliment an Herrn Triebswetter, dass er sich als “Hauptdarsteller” outet und mich zwar deutlich kritisiert aber nicht übermäßig gekränkt reagiert.

    Frau Engelhardt hat Recht, dass ich die Professionalität von Paternoster voraussetze und anerkenne und deshalb auch durchaus mehr erwarte als bei einer Amateurgruppe.

    Das Angebot, sich zu einem direkten Gespräch zu treffen, finde ich spannend und bin dazu gerne bereit. Alles Weitere per Mail.

    Bitte auch auf dieser Seite lesen: Improvisiertes Theater Kritisieren – eine Diskussion

    Herzliche Grüße an die Impro-Welt

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