5 Dinge: Eine Improtheatergruppe gründen


Hier 5 Tipps aus meiner Erfahrung für eine Gründung einer Improgruppe und darüber hinaus. Ich trete mit den Improbanden und den Impro Dadas auf den Bühnen Berlins auf.

Du hast schon einige Kurse absolviert. Und im neuen Kurs findest du Menschen mit denen du dich besonders verstehst. Zusammen erschafft ihr kollaborative, magische Momente. Der Zeitpunkt ist gekommen. Warum nicht einfach eine eigene Improgruppe ins Leben rufen? Unabhängigkeit, kreatives DIY, keine Kursgebühren mehr und den Ruhm des Schöpferischen genießend. Einerseits.

1. Nutze das Momentum.

Andererseits. Während man bei bezahlten Kursen einfach “nur” hingeht, braucht es für die neue Gruppe einiges an Zeit, Energie, Pflege und Leidenschaft: einen annehmbaren Raum zum Trainieren, ein Format kreieren und üben, Auftrittsort klar machen, Termine abstimmen, Namensfindung, Trainer, Website, Werbung etc.

All das ist natürlich schaffbar und macht sogar Spaß: wenn ihr das Momentum nutzt. Dieser Zeitraum, wo ihr gemeinsam als Gruppe verliebt und high seid. Dann macht Nägel mit Köpfen. Gemeinsam etwas zu erschaffen das Größer ist als du selbst ist unbezahlbar.

2. Du bist in einer polyamorösen Beziehung. Oder: Diversität umarmen.

Nicht nur mal zufällig als Szene auf der Bühne. Auch hinter der Bühne. Ihr seid ab jetzt miteinander verbandelt. Freiwillig und auch in einer Weise verbindlich. Ja, das ganze wird persönlich.

Ich will euch lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens, in guten und in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit. Bis dass der Applaus uns scheidet.

Wenn ihr es bis zum 5- jährigen Bühnenjubiläum zusammen schafft, dann wisst ihr, was ich meine. Jeder hat mal mit jedem Beef. Aber das groovt sich ein, das ist normal.

Deshalb: achtet auf regelmäßigen Austausch. Nicht nur darüber, was es zu organisieren gibt, sondern auch wie es deinen Kollegen wirklich geht, was sie bewegt, sorgt und freut. Umarmt eure Unterschiedlichkeit.

Geht zusammen trinken, feiert Geburtstage und Shows, erschafft eure Rituale und macht gemeinsam Improurlaub, Festivals und Fortbildungen. Es gibt soviel zu lernen mit einer Improgruppe. Wie in einer langen Partnerschaft. Amen.

3. Verbindende Verbindlichkeit schaffen.

Ein regelmäßiger Termin zum Spielen und Trainieren schafft Verbindlichkeit in deinem Kopf und Kalender. Am besten einmal pro Woche. Denn es gibt genügend Gelegenheiten, wo nicht immer alle können, Feiertage oder die Wirklichkeit dazwischen funkt. Damit man aber konsequent üben, Neues ausprobieren sowie an Formaten schrauben kann, sind geplante Improtermine unausweichlich. Genauso wie getroffene Absprachen.

4. Kritik? Ja, und Geduld haben.

Ja, man darf sich vergleichen. Und der eigene Kritiker darf auch mäkeln (wird er sowieso). Doch am Ende hast du nicht mit Impro angefangen um nach einer Show stundenlang über „Fehler“ nachzudenken, Improlehrern oder anderen Improgruppen hinterherzulaufen, sondern – lass mich raten –  dich selbst freier, spontaner und kreativer zu fühlen. Also versuche in jedem Training und in jeder Show so gut wie möglich im Moment zu sein. Echte Präsenz. Und genau wie du macht jedes Gruppenmitglied für sich eine Persönlichkeitsentwicklung durch. Und ihr zusammen eine Gruppentherapie. Manche nennen es auch Professionalisierung. Und das kann auch mal etwas dauern.

5. Weiter ausprobieren und wachsen.

Ihr habt immer nur Games gemacht? Wie wäre es mal mit einer Langform? Du spielst oft dieselben sieben Charaktere, traust dich nicht auch mal deine Gruppe anzuleiten, singst nie auf der Bühne oder hast noch nie auf Englisch improvisiert? Tadaaa, eine neue Gelegenheit zum Scheitern, äh..wachsen. Impro heißt auch immer bereit zu sein für das Unbekannte, das Neue. Aus der Komfortzone in die Lernzone werden neue mentale Muster gehäkelt. Auch wenn es mal wehtut für die Spieler – oder das Publikum.

Du bist am Ende des Textes. Das Lernen fängt immer wieder von vorne an.
Viel Spaß auf eurer Reise.


Der Artikel erschien im Orginal hier: http://www.hellopresence.com/blog/4/5wie-gruende-ich-eine-improtheatergruppe

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Andreas Mueller
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