Click – Improvisation braucht Freiheit

Click
Tim Orr und Inbal Lori (Fotos: Thomas Jäkel)

von Thomas Jäkel:

BERLIN – Am Donnerstag den 10.11.2016 präsentierten Inbal Lori und Tim Orr ihr Format Click im Rahmen der Impro Embassy. Die Zuschauer im gut gefüllten Ratibortheater erlebten eine wilde Kurzformenshow, die sich den Ereignissen der letzten Tage nicht entziehen konnte.

Das Format Click stellten Inbal Lori aus Israel und Tim Orr aus San Francisco auf dem Improfestival in Amsterdam 2015 vor. Die Idee ist schnell erklärt: Die Zuschauer senden vorab Fotos von Personen, Orten oder Dingen ein, die nummeriert vorliegen. Das Publikum wählt eine Nummer, das Bild wird auf die Bühne projiziert und die beiden – die das Bild zum ersten Mal sehen – lassen sich kurz inspirieren und springen in eine Szene. Keine weiteren Abfragen oder Vorgaben. Nur das Bild.

Die Verwendung der Fotos ist dabei komplett unterschiedlich, sie können als Kulisse dienen, einen Charakter inspirieren, vertont oder auch als Fotos in einem Album betrachtet werden. Stets gelingt es den beiden konkret in eine Szene einzusteigen. Dabei ergänzen sich die energetisch-quirlige Inbal Lori mit dem nicht minder energetischen, aber ruhiger wirkenden Tim Orr zu einem unterhaltsamen Gemisch. Die unbändige Spielfreude der Beiden ist ein Genuss, denn sie haben sichtlich Lust am Spiel miteinander.

Aber es gibt ein Aber. Dieser Abend war etwas anders. Hier wurde herausragendes Improtheater geboten, dass keinen unzufrieden nach Hause gehen ließ. Aber irgend etwas war anders. Ich kenne beide und hatte sie noch nicht so gesehen. Sie schienen nicht ganz so unbeschwert und etwas lag quer. Tim Orr bestätigt es im von Theaterscouting gesponserten Nachgespräch, die Wahl Trumps zwei Tage zuvor hatte den Kalifornier tief erschüttert. Und dieses Gefühl, diese Stimmung in der Luft war nicht abzuschütteln. Das Publikum verstand es, viele äußerten ein ähnliches Gefühl zu haben.

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Die Improvisation ist nicht frei. Sie wird von Menschen gemacht, die sich nicht den Einflüssen ihrer Umgebung entziehen können. So ist das Bild von Trumps Gesicht, dass genau passend um ein Pissoire geklebt wurde, nur das auffälligste Indiz. Beide Spieler waren etwas aus ihrer Bahn geschüttelt, beide konnten nicht diese Schockstimmung ablegen, sondern brachten sie mit auf die Bühne. Und ich habe es verstanden und genossen. Denn die Improvisation ist nicht frei, sie ist fest in die Menschen und in den Raum und die Zeit eingebunden. Aber was man daraus macht, dass ist die Kunst und die ist bekanntlich frei.

Tim und Inbal sind nun auf Tour, ihr weg führte sie nach Israel, aber auch Amsterdam und Hamburg. Wer also die Gelegenheit hat, dem sei Click wärmstens empfohlen.

Samstag, 26.11.2016 in Hamburg: http://steife-brise.de/termine/termin/world-impro-2/

www.clickimprov.com

Thomas Jäkel
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