IMPRO 2015: Das Format – wegformatiert

von Sören Boller:

BERLIN – Am Abend des 16. März 2015 begrüßte Leon Düvel (Die Gorillas) das zahlreich erschienene Publikum im Ratibor Theater zur Festivalshow „Das Format“. Dabei standen nicht, wie sonst beim Festival üblich, Spieler_innen des Festivalensembles auf der Bühne, sondern die Teilnehmer_innen eines Workshops, die unter Anleitung von Leon Düvel eine neue Impro-Langform entwickelt hatten. Als musikalischer Support war Danny Jaffé am Piano (Drama Light, Mannheim).

Das Format
Das Workshopensemble holt Vorgaben für ihre Langform ein (Fotos: Sören Boller)

Das an nur vier Wochenenden von der bunt zusammengewürfelten Truppe entwickelte Format startete mit drei Geräuschvorgaben aus dem Publikum, zu denen die Gruppe anschließend eine Reihe von Freeze-Takes spielte. Im Folgenden wurden vom Publikum zwei der angespielten Charaktere ausgewählt und als Helden ihrer jeweiligen Geschichten ausgestattet.

Beide Erzählstränge wurden parallel fortgeführt und verwoben sich zu einer Langform, ohne dabei jedoch inhaltlich verknüpft zu werden. Soweit so gut. Das Konzept schien sinnvoll strukturiert und ermöglichte besonders durch feine Schnitttechniken dynamische Szenenübergänge.

Das Format
… in verschiedene Richtungen …

Format C: <Story>

Was leider nicht besonders gut funktionierte war das Storytelling. Die beiden Hauptcharaktere wurden in den ersten Szenen noch halbwegs gut mit Hintergrundinfos ausgestattet, danach verloren sich jedoch beide Erzählstränge in einem Wirrwarr aus Nebencharakteren, unklaren Zielen, halbherzigen Emotionen und konsequent nicht angenommenen Angeboten. In der Geschichte um eine Berliner Street-Workerin mit alkhoholabhängigem Ehemann ging erst um ein nicht weiter definiertes Beziehungsproblem, dann um einen nicht benannten Konflikt zwischen Kolleginnen und schließlich um ein nicht ausgesprochenes Geheimnis der Heldin.

Der andere Erzählstrang handelte von den letzten Überlebenden einer außerirdischen Spezies („Klingor(!)nen“), die auf ihrem Flug durchs Weltall Flashbacks der Berufswahl erlebten, dann von einem bösartigen Parasiten befallen wurden, welcher dann aber keine Rolle mehr spielte, und schlussendlich wurde die Suche nach einem neuen Planeten, der aus unbekannten Gründen das Überleben der Spezies garantieren sollte, erzählt. Die Show war nach nur knapp 50 Minuten ohne ein klares Ende der Erzählstränge vorbei, worauf noch ein paar Out-Takes aus beiden Geschichten gespielt wurden.

Wer hochkarätiges Improtheater erwartet hatte, wurde an diesem Abend enttäuscht. Als Workshoppräsentation – und so war die Show ja auch angekündigt – trotzdem ein unterhaltsamer Abend und vor allem eine schöne Abwechslung im Festivalprogramm.

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