Impro 2014: Impro Lightbox – hier bestimmt das Licht

von Susanne van Dyk:

Impro 2014Zum ersten Mal bot am Montag den 23.03.2014 das internationale Improfestival eine Show in französischer Sprache. Franck Buzz und Sébastian Chambres von Impro Infini (Frankreich) präsentierten gemeinsam mit Ihren Kollegen Kevin Gillese (Dad’s Garage, USA), Maria Adele Attenasio (Voci e Progetti, Italien) und Lucien Bourjeily (Impro Beirut, Libanon) eine Improshow, in der die Impulse durch Licht (Thomas, Impro Infini, Frankreich) und Musik (Hannu Risku, Stella Polaris, Finnland) gesteuert wurden. Konzept und Idee stammen von Franck Buzz, der bereits vor seiner Improkarriere auf 10 Jahre Erfahrung als ausgebildeter Lichttechniker gesammelt hat.

Qualitäten und Atmosphären

Impro 2014: L'amoure
L’amoure, Foto: Susanne van Dyk

Interessant wurde es bereits beim Einlass in English Theater Berlin, als die Zuschauer von Platzeinweisern in schwarzen Ganzkörperanzügen und Leuchtioden bestückte Finger zu Ihren Plätzen geleitet wurden. Die Show an sich hatte eine ziemlich klare Grundstruktur. Ein immer wiederkehrendes Element war das musikalische Intermezzo, begleitet von einer psychedelischen Projektion an die Bühnenrückwand.

Nach dieser Einspielung lag es am Techniker eine Lichtkreation auf die Bühne zu bringen, die dann die Schauspieler (alle in schwarz gekleidet) inspirieren sollte. Das war ein großes Geschenk für die Spieler, denn die Qualitäten und Atmosphären, die Thomas kreierte, waren alle sehr unterschiedlich und luden dazu ein den Raum auf sämtlichen Ebenen zu bespielen.

Vielseitige Geschichten

Die durch das Licht geforderten Ebenen führten zu sehr eigenständigen und unterschiedlichen (spannend, rührend, skurril, lustig, absurd …) Geschichten: Zwei unterschiedlich große weiße Ellipsen an der Bühnenrückwand inspirierte Sébastian und zu einer Lovestory zwischen einem Kopf und einem Bein. Eine Bauleuchte am Kabel brachte uns in ein Museum, in dem die Zuschauer als Mumien einbezogen wurden. Zwei Kreise auf dem Boden führten in einen Tanzsalon und ein weißer langer Balken an der Rückwand in eine U-Bahn. Weitere führten die Spieler in den Geburtskanal, eine skurrile Kampfmanege, zu einem exzentrischen König, der darauf besteht, dass Köpfe rollen u.v.m..

Der Prozess der Inspiration

Ein Kopf muss fallen, Foto: Susanne van Dyk
Ein Kopf muss fallen, Foto: Susanne van Dyk

Es war zudem spannend zu sehen zu sehen, wie sich die Spieler vom Licht haben inspirieren und überraschen lassen. Oftmals sah man förmlich in Ihren Gesichtern, wie sehr sie sich über eine neue Lichteinstellung freuten – man konnte auf den Stirnen förmlich »Fantastique« lesen. Besonders beeindruckten waren die Formathausherren im spielerischen Umgang mit dem Licht, aber auch Kevin Gillese überzeugte in seinem Spiel.

Am Liebsten an den Reglern

Dieses Format beweist, dass die Lichttechnik bei der Improvisation kein schmückendes Beiwerk ist oder sein sollte, sondern das Potential hat die Improvisation voranzutreiben. Unbedingt erwähnen muss man die Leistung von Hannu Risku, der die Lichtstimmung wunderbar in seine musikalische Begleitung aufgenommen und mit mehreren Instrumenten bedient hat. Leider konnte er sich hier aber nicht als Impulsgeber durchsetzen. Dies wäre sicherlich möglich, wenn sich das Licht auch während der Szenen verändern würde.

Franck Buzz verriet mir nach der Show, dass er den Zuschauern am Liebsten kleine Remote Controller in die Hosentasche stecken würde, damit auch sie das Licht während der Szenen variieren können. Eine Variation im Licht wäre toll, da die starken Lichtstimmungen oftmals dazu führten, dass die Geschichten sich nicht herausbewegen und entwickeln konnten. Francks Idee rührt aber sicherlich daher, dass er am Liebsten an den Reglern sitzen würde, was bedeuten, dass er dann nicht auf der Bühne stehen könnte … Dafür hatte er im Vorfeld mit Thomas die aufwendige Lichtinstallation eingerichtet, die dann nach Thomas Ermessen bedient wurde.

Zum Schluss noch: Tolle Show. Danke, mehr davon!

Thomas Jäkel
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