IMPRO 2014: Das Format

Impro 2014von Claudia Hoppe:

BERLIN – Am Abend des 24. März 2014 fand im Ratibor-Theater eine Impro-Show mit dem Titel “Das Format” statt, in der  zwei Workshops der Gorilllas Impro-Schule Formate vorstellten, die sie selbst erarbeitet hatten. Der Zuschauerraum des gemütlichen Kreuzberger Theaters war, soweit ich das überblicken konnte, bis auf den letzten Platz gefüllt.

Eine Kreuzfahrt voller Rückblenden

Als erstes ins Rennen ging der Kurs von Michael Wolf (die Gorillas, Berlin), der etwa elf Spieler umfasste (neun Männer, zwei Frauen). Das Format des Kurses bestand aus einer Rahmenhandlung, die auf einem Kreuzfahrtschiff angesiedelt war (Schauplatz nicht vom Publikum bestimmt), zu der immer wieder zurück gekehrt wurde. In Rückblenden werden dann die persönlichen Geschichten von drei Passagieren erzählt, wofür sich jeder der drei vorher bestimmten Spieler eine Anfangsinspiration vom Publikum holte.

Im Verlauf des Formats sahen wir dann je drei Rückblenden zu jeder der Individual-Geschichten, die jeweils damit eingeleitet werden, dass der entsprechende Spieler nach vorne tritt und zu einem Monolog ansetzt. Die anderen auf der Bühne befindlichen Spieler drehen in der Zeit dem Publikum den Rücken zu, bis sie wieder in die Szene einsteigen. Zwischen den Rückblenden sehen wir immer wieder kleine “Slices of Life” auf dem Kreuzfahrtschiff.

Leben und Alltag der Zuschauer

Nach der Pause zeigte das fünf-köpfige Ensemble (bestehend aus drei Frauen und zwei Männern) des Kurses von Lee White (CRUMBS, Winnipeg, Kanada), woran es in den letzten Wochen und Monaten gearbeitet hatte. In ihrem Format soll es um Zuschauer gehen, um deren Leben, deren Alltag. Hierzu wurde ein Überbegriff, eine allumfassende Inspiration, vom Publikum abgefragt (“Freiheit”).

Was folgt ist eine Szenen-Collage, in der die Spieler immer wieder sehr gekonnt mit dem Wechsel der Ebenen spielen – in dem Sinne, dass sie vorher gespielten Szenen neue Figuren-Konstellationen folgen lassen, die die vorherigen als die Handlung einer Fernsehserie, eines Films oder eines Buches definieren. Ein Stilmittel, das mir ausgesprochen gut gefallen hat. Schade fand ich lediglich, dass der Maestro selber, Lee White, nicht auf die Bühne gekommen ist, um seinen Schützlingen Support zu zeigen – nicht einmal zum Abschlussapplaus. Vielleicht wollte er einfach so weit wie möglich los lassen und den Spieler den gesamten Abend selbst in die Hand geben, ihnen sozusagen die volle Verantwortung für ihre Show und ihr Spiel schenken.

Nachtrag vom 28.03.2014:

Nachdem ich heute noch einmal mit einem Ensemble-Mitglied des Formats aus der zweiten Hälfte der Show gesprochen habe ist mir auch klar geworden, was das beobachtete Spielmuster des Ebenenwechsels (s.o.) mit dem in der Einleitung des Formats angekündigten Motto “Zuschauer” zu tun hatte: Natürlich ist genau das der Kern und die Umsetzung des Mottos “Zuschauer”, dass immer wieder auf sie und deren Alltag rekurriert wird!

Fazit: Ein Abend mit zwei unterschiedlichen Ensembles

Einen Abend wie diesen sollte man nicht unter den Kriterien betrachten, wie sie an andere Shows dieses Festivals gestellt werden. Die Unterschiede im Spielerlevel der beiden Ensembles sind, denke ich, für den Zuschauer durchaus spürbar, denn die Spieler des Lee-White-Ensembles haben meines Wissens nach schon relativ lange Impro-Erfahrung und treten teilweise selbst mit ihren eigenen Gruppen regelmäßig auf. Dennoch haben auch die Spieler in der ersten Hälfte ihre Sache gut gemacht. Die Übergänge zwischen den Rückblenden und dem Setting auf dem Schiff waren schön und sauber ausgeführt. Alle drei Individual-Geschichten wurden sauber und schlüssig, teilweise sogar in nicht-chronologischer Reihenfolge erzählt. Jeder Spieler schien mir gleich viel Bühnenzeit zu haben (das gilt übrigens auch für die zweite Hälfte) – und das ist bei einem elf-köpfigen Ensemble alles andere als leicht zu bewerkstelligen! In diesem Sinne: Weiter so!

Claudia Hoppe

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