Impronale 2013 – Der Improkal-Wettbewerb

von macro: Impronale

HALLE – Das Impronale Festival in Halle kürt fast immer auch ein Impro-Format. Zum Improkal-Wettbewerb waren 2013 vier internationale Formate eingeladen. Nach jeder Aufführung durfte das Publikum Schulnoten vergeben, wie die Aufführung spontan aus dem Bauch heraus wirkte, wie gut die Formatidee war und wie die Umsetzung gelang. Die Aufführungen fanden an zwei Tagen im ehemaligen Thaliatheater – jetzt Puschkino – in Halle statt.
Ohne jeden Zweifel zu Recht gewann Our Ionescu den Improkal 2013 für das beste Format, Platz zwei ging an den Playground Club vor der Steifen Brise. Herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten.

Our Ionesco | Julie Doyelle, Matthieu Loos, Marko Mayerl, Mats Karlsson
Das Format Our Ionesco widmet sich dem absurden Theater im Stil von Eugène Ionesco. Ausgangspunkt war ein Traum einer Zuschauerin, der ausführlich abgefragt wurde und später das Ende des Stückes bilden wird. Dann wird von den drei Spielern die Bühne mit Objekten aus dem Theater schnell zu einer Szenerie zusammengebaut. Das Stück beginnt möglichst alltäglich und real als Zweierszene. Der vermeintliche Author dieses Stückes kommt auf die Bühne und beschreibt sein Stück in surrealer Szenerie. Er benennt dabei auch das zentrale Thema des Stückes, in diesem Falle der Preis von Ambition in Zusammenhang mit dem Tod. Das Stück hat im weiteren Verlauf sowohl absurde wie auch reale Elemente. Die drei Spieler schaffen es dabei, eine Vielzahl sehr starker visueller Bühnenszenerien zu entwickeln und dabei den Druck und die Kraft des Stückes immer weiter zu steigern. Über der Szenerie scheinbar schwebend begleitet Mats Karlsson das Geschehen musikalisch großartig und nutzt das Theaterhaus ebenso als Instrument für eine ganz eigene Klangwelt. Die Szenerie endet im Traum und lässt das Publikum sich begeistert von den Sitzen erheben und tosend applaudieren.

FM von Kolektiv Narobov
FM von Kolektiv Narobov

FM | Kolektiv Narobov
Gregor Moder und Maja Dekleva Lapajne lassen sich von zwei Transistor-Radios inspirieren. Mit einem starken Anfangsbild – beide sehr fokussiert beleuchtet –  nähern sie sich mit ihren Frequenzen einander an. Inspiration zu Szenen kommt ausschließlich aus dem Radio, es findet keine Zuschauerinteraktion statt. Nach jeder Szene gehen die Akteure in ihre Ausgangssituation an den Radios zurück, was der Show für 90 Minuten etwas statisches gab. Die Figuren hatten durchweg zu kämpfen, ihre richtige Einstellung im oder zum Leben zu finden. So entstand eine etwas dunkle und stark gespielte Collage.

Playground Club
Playground Club

What if I told you… | Playground Club
Nadine Antler, Ben Hartwig und Norbert Deeg stellen Geheimnisse in den Mittelpunkt ihrer Show. Die Zuschauer können Geheimnisse anonym auf kleine Kärtchen schreiben. Diese werden dann in einem Lesesessel auf der Bühne ausgewählt und dann verlesen, was dann die Szenen beeinflusst. Dabei wird mal nah am Geheimnis und mal weiter weg davon gespielt. Die oder der Vorlesende hat gleichzeitig eine Regierolle und sagt ein Spielformat für die Szene an. Beeindruckend für mich war hier die Einstiegsszene aus drei Geschichten, die sich langsam und spielerisch elegant miteinander verschmolzen. Dabei wurde ausschließlich durch klar unterscheidbare Figuren zwischen den Szenen gewechselt. Zum Schluß wurden Geheimnisse der Spieler gemischt mit weiteren Niedergeschriebenen verlesen. Und es waren dabei so Inspirierende dabei, dass ich mir mehr persönliche Geheimnisse “freigelassen” wünschte.

Show of the Dead - Steife Brise
Show of the Dead – Steife Brise

Show of the Dead | Steife Brise
Die Steife Brise brachte die knallige Umsetzung des Zombiegenres mit. Dabei spielten nicht nur die zahlreich angereisten Hamburger der Brise sondern auch die Workshopteilnehmer aus dem Kurs von Verena Lohner. Drei Orte wurden von einer artifiziellen, unsichtbaren Stimme vom Publikum abgefragt. Dort wunderschön durch Theaterlicht dirigiert sahen wir Einblicke in das normale Leben einiger Protagonisten. Der Infektionsherd war nur einem Spieler und dem Publikum bekannt durch eine sehr stylische Eröffnungsszene. Mittels lautem Herzschlag sah das Publikum nach der Virusübertragung die erste Transformation dieses Spielers zum Untoten. Dann nahm langsam und unaufhaltsam das Schicksal seinen Lauf. Eine Zombie-Tanzeinlage mit Zuschauerabfrage zu “Staying Alive” setzte die Mitte des Stückes theatral ab, bevor es ernsthaft und blutig weiter ins Finale ging. Der Spaß, den alle Spieler sichtbar beim Splattern auf der Bühne hatten, schwappte buchstäblich auch auf das Publikum über. Das war mein persönliches Lieblingsformat dieses Jahr.

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