Das Improv Barter Projekt in Brüssel – Interview mit Dona Ursu

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Dona Ursu
Dona Ursu (Foto: Bogdan Grigore)
macro war im Oktober als Trainer beim zweiten Improv Barter in Brüssel. Das Interview mit Dona ist im November per E-Mail entstanden.

macro: Hallo Dona-Iuliana! Zuerst einmal stell dich doch kurz vor.
Dona: Mein Name ist Dona (niemand nennt mich mit meinem zweiten Vornamen Iuliana, ich hätte den nie in meine Facebook-Namen reinnehmen sollen). Ich bin Rumänin und lebe in Brüssel seit 6 Jahren, wo ich als Simultanübersetzerin arbeite. Vor zwei Jahren entdeckte ich Improtheater und war sofort davon gefesselt.

macro: Du hast ein interessantes Programm namens “Improv Barter” gegründet. Was ist das genau?
Dona: Improv Barter ist ein Projekt, das ich sehr lieb gewonnen habe. Es ist ein Weg Improspieler, die gern reisen, zu animieren, ihre Fähigkeiten für eine tolle Zeit in Brüssel zu tauschen. Das funktioniert so: ein reiselustiger Improtrainer hält einen kostenlosen Workshop in Brüssel und sie/er bekommt folgendes dafür: Unterkunft bei mir zu Hause, hausgemachte Gourmetverpflegung und … eine selbstgestrickte Mütze. Die Idee ist es, langsam eine Community aufzubauen, die an diesen Workshops teilnehmen und damit von den Fertigkeiten des Trainers profitieren und dafür ebenfalls nützliche Dinge oder Fähigkeiten im Gegenzug anbieten. Wir haben hier schon Leute die Stadtführungen machen können, Gitarrenunterricht geben, Französisch unterrichten, kochen oder Mützen stricken. Im Grunde ist es so: kommt ein Improvisateur nach Brüssel um einen Improv Barter zu machen, geben wir unser bestes, sie oder ihn zu verwöhnen.

macro: Und das kann ich vollständig bestätigen. Es war eine fantastische Zeit in Brüssel für mich. Und meine gestrickte Mütze ist umwerfend. Die Idee Fähigkeiten zu teilen und zu tauschen ist ganz großartig. Wann hast du mit dem Improv Barter angefangen?
Dona: Danke, das freut mich sehr zu hören, das du das sagst. Der Improv Barter ist noch in den Kinderschuhen sozusagen. Ich startete die Idee auf Facebook diesen Sommer und es war unglaublich, wie gut es aufgenommen wurde. Wir hatten den ersten Improv Barter im August, Nathan Keates aus Cardiff, UK.

macro: Und wie lange existiert die Gruppe schon und was für eine Art Gruppe ist das?
Dona: Es ist eine offene und wachsende Gruppe von Leuten mit ganz verschiedenen Improleveln, von absoluten Anfängern bis hin zu Performern. Ebenfalls unterscheiden sich die Level der Workshops. So haben wir zum Beispiel im Februar einen Meisner Workshop von Euro Keith aus Lyon. Der zielt eher auf Schauspieler oder Leute mit Schauspielerfahrung – ist aber auch offen für jede/jeden, denn der Improv Barter soll Leuten die Möglichkeit geben, neue Dinge auszuprobieren. Deshalb wächst die Gruppe auch weiter an, und weil ich sehr begeistert von Impro bin und nicht aufhören kann mit jedem darüber zu sprechen bis sie neugierig genug sind, das einmal auszuprobieren.
Oh, und wir sind etwa seit einem knapp unter einem Jahr aktiv, glaube ich.

macro: Spannend. Es ist also mehr eine Plattform um Improspieler aus Brüssel zu vernetzen? Gibt es auch klassische Gruppen oder Mitglieder von Ensemblen beim Improv Barter?
Dona: Ja, es ist eine Plattform, um Improspieler zusammenzubringen, in der Art dass wann immer ein Improtrainer von außerhalb nach Brüssel kommt, rufe ich es über die Dächer (die Facebook-Dächer sind das gewissermaßen) zu allen Improvisateuren, die ich kenne in Belgien (nicht nur Brüssel) und umliegend (Brüssel ist sehr einfach und preisgünstig aus Frankreich, UK, den Niederlanden und Deutschland zu erreichen).
Also ja, Mitglieder aus Improgruppen kommen auch zu Improv Barter Workshops. Aber gleichzeitig ist es auch eine Plattform, um die Liebe zum Impro zu streuen und neue Leute mit Impro vertraut zu machen. Bisher hatten wir in jedem Workshop jemanden, für den Impro komplett neu war. Und ich liebe es, wenn Leute Impro entdecken. Es ist großartig zu sehen, wie hingerissen sie davon sind, und zwar sofort.

macro: So ist alles in Englisch? Brüssel als Hauptstadt Europas hat eine eine große englischsprachige Szene, richtig?
Dona: Ja, es ist Englisch. Und es gibt schon eine große englische Improszene in Brüssel. Da ist die American Theatre Company mit einem starken Improtheater-Zweig, dann sind da die Improv for Dummies, eine Gruppe, die alle nicht Englisch-Muttersprachler sind (größtenteils Italiener glaube ich) und nun den Improv Barter. Und ich wäre nicht überrascht, weitere zu finden, die ich noch nicht getroffen habe bis jetzt. Und hier ist ein großes Publikum für Englischsprachiges Improtheater, wegen der enorm großen Auswanderer-Community.
Und es sei gesagt, dass Brüssel eine blühende Impro-Szene auf Französisch hat, die LIB (Ligue d’improvisation belge professionnelle) und die FBIA (Fédération belge d’improvisation amateur) sind hier ansässig.
Und vermutlich gibt es auch Impro in Flämisch hier, ich weiß es aber nicht genau, da ich leider kein Flämisch spreche.

macro: In dem Workshop mit mir hatten wir Teilnehmer aus 7 verschiedenen Ländern. Das ist ein unglaublicher Reichtum an unterschiedlichen Hintergründen und eine große Chance. Wir spielten Szenen, in der jede/jeder in ihrer/seiner Muttersprache sprach. Wie fühlte sich das an?
Dona: Oh ja, das war toll. Meine liebstes Spiel aller Zeiten bisher 🙂 Es stimmt, Leute aus so vielen Nationen zu haben macht das gemeinsame Impro spielen noch aufregender. Diese Übung, die wir mit dir gemacht haben, wo jeder in seiner Muttersprache spielte war brilliant, weil wirklich jede Szene urkomisch war und alle sich verstanden haben ohne das Vehikel Sprache. Und es ist nebenbei ein großartiger Weg um Talking-Head-Szenen zu vermeiden.
Leute zögern machmal Impro in einer anderen Sprache zu spielen, in dem Falle Englisch und ich erzähle ihnen dann immer von diesem Spiel, was wir mit dir gemacht haben, als Argument, dass Sprache nicht so bedeutend ist und sich mit Kommunikation und Beziehung diese Sprachbarriere überschreiten lässt.

macro: In der Tat, es war beeindruckend zu sehen, wie brilliant das funktionierte. Hast du Pläne für die Zukunft des Improv Barters?
Dona: Ich habe massenweise Pläne! Weiter erstaunliche Improvisateure nach Brüssel holen, meine eigenen Workshops geben, offen für alle und gratis für alle natürlich. Und ich spiele mit dem Gedanken, ein Improfestival zu organisieren. Wenn ich das mache wirst du es als erster erfahren.

macro: Oh ja, ein Improv Barter Festival klingt super. Wie können Leute am Improv Barter teilnehmen?
Dona: Ja, ein Improv Barter (zusammen mit anderen Gruppen hier!) Festival – das ist mein geheimer Traum 🙂
Leute können den Improv Barter auf Facebook finden oder mir einfach eine Nachricht schicken (mein Facebook-Name ist Dona-iuliana Ursu) oder an die Pinwand vom Improv Barter schreiben und ich melde mich umgehend zurück. Oder einfach eine E-Mail an donaursu@yahoo.com schreiben.

macro: Und du suchst nach Improtrainern, die das wunderschöne Brüssel besuchen wollen? Irgendwelche speziellen Interessen?
Dona: Wir haben bisher großartige Trainer hier gehabt und es ist schwer zu sagen, ob wir etwas Bestimmtes suchen. Immer wenn ich faszinierende Improvisateure treffe, die faszinierende Dinge machen, versuche ich sie nach Brüssel einzuladen. Idealer Weise würde ich gern die Improv Barter so verschieden wie möglich haben. Zum Beispiel ist da der Meisner-Technik Workshop Anfang nächstes Jahr. Einige meiner persönlichen Spezialinteressen wären Trance Masken, Physical Theatre und Kontact-Impro. Idealerweise soll der Improv Barter so vielseitig wie möglich sein. Aber auch Musical, Solo-Impro … oh da gibt es so viel, ich kann das gar nicht entscheiden.

macro: OK, offen für alles. Perfekt für Impro. So vielen Dank für deine Zeit und das Interview. Improv Barter ist eine sehr inspirierende Idee.
Dona: Danke sehr. Und was anderes könnte ich sagen als: Kommt nach Brüssel und trefft uns!

macro
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