2. Theatersport Cup Berlin: Titelverteidiger begeistern

von Macro:

Logo Theatersport Cup 2012BERLIN – Der 2. Theatersport Cup  veranstaltet von Theatersport Berlin startete gleich mit ein Hochkaräter in das Turnier. Titelverteidiger Rocket Sugar Factory und die Sieger der Improliga Berlin Paternoster standen zusammen auf der Bühne im gut gefüllten Frannz Club. Die ebenso charmante wie auch resolute Moderatorin Jana Kozewa – musikalisch unterstützt von Uwe Matschke – (beide Theatersport Berlin) begrüßte die in Österreich lebenden Amerikaner Jim Libby und Jacob Banigan sowie die in Berlin ansässigen Lutz Albrecht und Urban Luig. Dabei legte Jana Kozewa mit Witz und Tempo bei der Begrüßung gleich die Richtung des Abends vor.

Begonnen mit einem Dutch Square zeigte sich bei leicht vertauschten Spielpositionen Chaos und der souveräne Umgang der Spieler damit. Alle vier hatten dabei viel Spaß auf der Bühne, und das strahlt aufs Publikum ab. Die Zuschauer votierten trotz mehrerer Entscheidungsversuche dann auch für Punkteteilung.

Genuß am Scheitern auf hohem Niveau

Freie Szenen der beiden Teams folgten. Paternoster legte mit einer Sprach-Switch-Szene vor, eine Coming Out Geschichte im Berliner Außenbezirk Buch auf deutsch und Kisuaheli. Rocket Sugar Factory spielten ihre Stärken – einfaches und fokussiertes Storytelling zusammen mit großer Bühnenpräsenz – in einer Playstation und Pumpernickel-Geschichte aus und holten sich die Punkte.

In einem relativ gesangsarmen Musical mit nur 2 Songs über Integration auf dem Bau holten Paternoster die nächsten Punkte und glichen aus. In der Herausforderungsrunde mußten Lutz und Urban 6 Personen und dabei mindestens 2 Frauen auf die Bühne bringen, eine überaus anspruchsvolle Aufgabe. Dem entsprechend fiel die Antwort-Herausforderung ebenso schwer aus, eine Szene im Stile von Kleist sollten die beiden Amerikaner zeigen. Elegant gelöst bekam Jim die Vorleserolle und Jacob tanzte dazu die Szene. Mit viel sichtbaren Genuß am Scheitern auf hohem Niveau gewannen die beiden diese Runde und gingen mit Führung in die Pause.

Zweite Hälfte – zwei Langformen

Die zweite Hälfte stand im Zeichen zweier Langformen, die in je zwei Akten zu erzählen waren. Dabei lag die Bewertung und damit das Gewicht auf der Regie der Szenen und nicht auf dem Spiel der Akteure. Jim verlor Stein Schere Papier gegen Jacob und begann eine romantische Kömodie anzuleiten. Seine Schauspieler machten ihm aber das Leben besonders schwer. Das Publikum hatte daran ebenso Spaß, wie die sich gegenseitig provozierenden Spieler.

Die zweite Geschichte versetzte Regisseur Urban in die Shakespeare-Welt, die Jim Libby mit einem ergreifenden Monolog eines nicht ernst genommenen Königs einleitete. Das Publikum wurde später in den Aufstand gegen den König voll mit hineingezogen – Jacken, Röcke, Schuhe, und alles was beim Rock´n Roll geworfen wird, flogen auf die Bühne. Jeweils eine, bei der souveränen Moderatorin herausverhandelte, Zusatzminute ließ für beide Geschichten ein emotionales Ende zu. Toll. Und das Publikum war zu recht schwer begeistert.

Danach folgte das zuerst sehr undurchsichtige Punktevergabeverfahren, das Rocket Sugar Factory deutlich zum Sieger kürte. Hier wäre eine klarere Erklärung oder ein Zählverfahren geschmeidiger gewesen. So wird über die Abstimmung mehr als nötig diskutiert – auch wenn das Ergebnis völlig in Ordnung geht. Der Abend und die gezeigten Leistungen waren ausgesprochen überzeugend. Glückwunsch an beide Teams. Schaut sie euch bei einem der nächsten Matches beim Theatersport Cup unbedingt an.

Schlussverbeugung Theatersport Cup 2012-09-18
Schlussapplaus. v.r Moderatorin Jana Kozewa, Jacob Banigan, Jim Libby, Urban Luig und Lutz Albrecht / Foto: Macro
Thomas Jäkel
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