Hören, Spielen, Leuchten – Die Gruppe „Hear and Now Dimensions“ gab ihr Debüt in der Brotfrabrik

von Nicole Restle:

BERLIN – Ein Abend jenseits des klassischen Impro-Theaters – so kündigte Nils Foerster von der Brotfabrik das neue Impro-Format „Hear and Now Dimensions“ an, das seine Premiere am 5. April 2012 auf der Kleinkunstbühne am Caligariplatz hatte. Tatsächlich ging es bei dieser Performance, die von den Schauspielern Mandy John und Thomas Jäkel sowie dem Pianisten Stephan Ziron und der Lichttechnikerin Manou Voigt entwickelt wurde, nicht allein um improvisiertes Theaterspiel. Tonangebend war im wahrsten Sinne des Wortes die Musik. Sie schuf Stimmungen, Assoziationen und Rhythmen, die die Schauspieler zur ihren Geschichten, die Beleuchterin zu ihren Lichteffekten inspirierte.

Musik bestimmt das Spiel

Konkret erlebte das Publikum der gutbesuchten Brotfabrik folgendes: Nachdem das Ensemble sich und ihr Konzept kurz vorgestellt hatte, begann die Vorstellung in kompletter Dunkelheit. Spot an auf zwei Hände und 88 weiße und schwarze Tasten. Stephan Ziron improvisierte eine Weile lang jazzige, melancholische Musik. Schließlich forderte er Mitwirkende wie Zuschauer auf, Begriffe zu nennen, die ihnen bei diesen Klängen in den Sinn kamen: „Fischerboot“, „Kurklinik“, „Abschied“, „Regen“, „Grün“ – diese verbalen Vorgaben erhielten Thomas Jäkel und Mandy John für ihr Spiel. Die beiden setzten sie nicht in einer durchlaufenden Handlung, sondern in verschiedenen Episoden um. Sie gaben ein zerstrittenes Paar am Strand, Fischer, die um ihre Existenz kämpfen, begegneten sich als Therapeut und Patientin, Mutter und Sohn.

Wichtiges und einziges Requisit war eine große Rolle Absperrband, das die Organisatoren der Brotfabrik dem Ensemble als „Überraschung“ auf die Bühne gelegt hatten. Thomas Jäkel, der sehr engagiert spielte und größtenteils die Szenen initiierte, und Mandy John, die mit sparsamen, aber pointierten Bemerkungen das Publikum zu Lachen reizte, nutzten es als Fischernetz, Drachenschnur, Verband, Strick zum Aufhängen oder Nabelschnur.

Viel Applaus

Stephan Zirons Klavierspiel, das meist jazzig, gelegentlich kontrapunktisch a la Bach war, blieb nahezu die ganze Zeit präsent. Musik und Darstellung – das wurde in vielen Momenten sehr deutlich – befruchteten sich gegenseitig: Dynamik und Gestik des Theaterspiels beeinflussten die musikalische Improvisation und umgekehrt. Manou Voigt in der Lichtregie lieferte die dazu passenden Illuminationen.

Das Publikum spendete den Künstlern am Ende langanhaltenden Applaus. Mit gutem Grund, besitzt doch der Ansatz von „Hear and Now Dimensions“ das Potential, ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Spiel und Licht zu kreiieren. Gleichwohl wäre der Abend noch eindrucksvoller gewesen, wenn es Schauspieler wie Pianisten gelungen wäre, die vorgegebene melancholische Stimmung durch andere Gefühlsmomente aufzulockern und zu kontrapunktieren. Das nächste Mal ist „Hear and Now“ am 5. Mai 2012 in der Brotfabrik Berlin zu erleben.

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