IMPRO12: Impro unterwegs: Klavierwerkstatt – eine Show mit Sang und Klang

von Manuela Hoffmann:

BERLIN – Sieben Teilnehmer des ImproFestivals 2012 der Gorillas haben in Prenzelberger „Klavierwerkstatt Goecke und Fahrenholtz“ am Samstag Abend den 24.3. ein Improspiel gegeben. Fünf Schauspielerinnen und zwei Musiker haben die besagte Werkstatt in ihrer Gesamtheit bespielt und für eine Stunde in eine musikalische Impro-Bühne verwandelt. Die Werkstatt diente hier als Spielraum sowie Improvisations – und Inspirationshilfe, sowohl für die Spielerinnen als auch für die Musiker.

Impro in der Klavierwerkstatt, Foto: Manuela Hoffmann

Das erlesene Publikum des Abends, mit Vorliebe für leise Töne, hat sehr aufmerksam die feinsinnigen Einfälle der gespielten Figuren verfolgt. Und aufmerksam musste das Publikum an diesem Abend sein. Denn das Ensemble hat eher assoziativ gespielt. Fünf Impro-Frauen: Baraba Klehr (Gorillas Berlin ), Inbal Lori (Three Falling, Israel), Liselotte Nooyen (Tokodrama Amsterdam), Kirsten Sprick (hidden shakespeare Hamburg) und Karin Werner (Theater Turbine Leipzig), ließen sich anfangs von einer Alltagsgeschichte inspirieren. Diese wurde von Klavierbaumeister Christophorus Goecke als Einstieg in das Spiel erzählt. Die Anekdote handelte von zwei Männern mit „femininem Überbau“, die sich nach einigen situativen Hindernissen doch zum Kauf eines teuren Cembalos durchringen konnten. Die Spielerinnen nahmen diese Vorlage um zu zeigen, dass ein einfacher Staubwedel Wunder vollbringen kann – Frau wedelt einfach den Ärger zwischen den Menschen weg!

Die nächste Spiel-Vorlage kam wieder vom Klavierbauer Goeck im Form von Angaben zu seinem Lieblingsinstrument Klavier, der geheimnisvoll und facettenreich wie eine Frau dargestellt werden sollte. Bei der Darbietung dieses erotischen Phänomens kam es sogar zu einigen „stimmhaften Höhepunkten“. Inbal Lori hat sich in diesem Moment von einem von der Decke hängenden „Aphrodisiakum“ – einem Steuerungsteil – lustvoll inspirieren lassen.

Das Aphrodisiakum, Foto: Manuela Hoffmann

Der letzten Geschichte von Meister Goecke über eine außendienstliche Begegnung mit dem zu stimmenden Klavier fehlte ein bisschen der Pepp. Diese handelte vom obligatorischen Frühstück, das vergammeln musste, weil die Familie den Meister zuerst mit Chorälen und dann mit ausgiebigen Gebeten gut zu stimmen versuchte, bevor dieser den Zutritt zum Instrument bekam. Dem entsprechend unkoordiniert fiel meines Erachtens die anschließende Szene aus. Ich hatte Probleme dieser zu folgen bzw. konnte nicht nachvollziehen, warum die Figuren plötzlich Gott um einen Mann für sich baten. Und warum tauchte dann statt einem Mann eine Tochter Gottes auf? Derartige Missverständnisse könnte man sicherlich gut ausräumen, wenn der deutschen Geschichte eine schnelle Übertragung ins Englische gefolgt wäre.

Den Abschluss des Abends leitete der Schlagzeuger ein, in dem er plötzlich anfing, diverse Geräusche durch Klopfen auf die Ausstattung zu erzeugen. Sehr gelungen war die letzte Szene der Impro-Profis. Zwei Figuren zappten kommentierend durch die TV-Kanäle und ließen die übrigen drei ihren Kommentaren entsprechend agieren. Anschließend knipsten sie sich einfach selbst weg.

Der Abend war insgesamt gelungen. Die Spielerinnen agierten einfallsreich und wurden fabelhaft von dem Schlagzeuger Benjamin Strauß (Berlin Big Band) und den Klavierspieler Rudy Redl (Gorillas) musikalisch unterstützt. Diese haben stets aufmerksam auf das Spielgeschehen reagiert und ihre Musik sehr gut an die gespielten Szenen angepasst. So wurde die Atmosphäre der Szenen gefördert und ihnen viel Dramatik verliehen. Aber auch die Darstellerinnen passten sich in ihrer Performance der Musik an. Meistens waren es leise Szenen, die aber ab und an von einer temperamentvollen Power-Frau Inbal Lori kräftig aufgemischt wurden.

Dieses außergewöhnliche Format wurde zum ersten Mal letztes Jahr bei der IMPRO 2010 gespielt. Als verbindendes Element dienen die Anekdoten des Meisters Goecke, an denen sich die Spieler und die Musiker schnell orientieren und assoziativ agieren mussten. Das Format ist deswegen tatsächlich eine Herausforderung und für „sensible und feinfühlige Gemüter“ geeignet, die auch klassische Musik lieben.

www.improfestival.de

www.die-gorillas.de

www.pianos-berlin.de