IMPRO12 – ‘Film ab’ statt ‘U-Turn’

von Macro:

BERLIN – “Wie es im Leben so ist, nicht alles läuft nach Plan…”,  so musste der Moderator des Sonntag Abends – Thomas Chemnitz von den Gorillas – die Show im nicht ganz vollen Heimathafen Neukölln leider beginnen. Beim angekündigte Format “U-Turn” ging laut Thomas in der Generalprobe alles schief, Freund Murphy und sein Gesetz ließen grüßen. Das kommt vor, aber wenn man hervorragende Improspieler in der Stadt hat, geht da trotzdem was.

Das kurzfristig zusammengestellte Ersatzprogramm hieß „Film ab“ und beinhaltete verschiedene Impro-Formate mit Filmbezug. Es spielten Randy Dixon (Unexpected Productions aus Seattle), Naomi Snieckus (National Theatre of the World, Toronto), Mike Fly (Toronto), Per Gottfredsson (Stockholms Improvisationstheater, Schweden)  sowie Björn Harras und Robert Munziger (beide Gorillas).

Randy Dixons Disneyland Actionfilm, Foto: Macro

Als erstes wurde eine Filmszene angespielt, die dann von den Spielern direkt weiter entwickelt wurde. Schnell wurde ein Slapstick-Game etabliert und sorgte für einen guten Start. Ein Genre-Replay, zwei live synchronisierte Filmschnipsel sowie zwei gesungene Titelsongs ließen für mich aber die eigentlichen Stars des Abends hervortreten: die Musiker Katie Freudenschuß von Hidden Shakespeare (Hamburg) &  Placebotheater (Münster)  sowie Felix Raffel von den Gorillas (Berlin). Beide hatten sich noch nie vorher getroffen, spielten aber so gekonnt miteinander und das über eine recht weite Sichtentfernung, dass es eine Wucht war. Gerade der von Per Gottfredsson performte Titelsong „Burning Water“ hatte James-Bond-Niveau.

Im zweiten Teil gab es Anfangsszenen mehrerer Filme, von denen nach jeder Runde einer eliminiert wurde. Randy Dixons Disneyland-Actionfilm und Per Gottfredsson schwermütige Ingmar Bergman-Adaption lieferten sich dabei ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das schwedische Drama um Liebe, Schuld und Tod setze sich knapp durch, aber als Zugabe – die eindringlich gefordert wurde – konnte auch Dixons mörderischer und sündiger Disneyland-Streifen zu Ende gespielt werden.

Schwermütige Stimmung à la Ingmar Bergmann, Foto: Macro

So war dieser doppelt improvisierte Abend in jedem Fall sehr gute Unterhaltung. Schauspielerisch war viel dabei: Naomi Snieckus überzeugte durch immense Spielfreude und Energie, Per Gottfredsson war für mich der Vielseitigste – ein Alleskönner. Randy Dixons Bühnenpräsenz und Ruhe fand ich ebenso beeindruckend. Mike Fly, Robert Munziger und Björn Harras spielten auf höchstem Niveau mit und setzen viele schöne Impulse. Und bei soviel Lob ist das Herausragen der Musiker nur noch höher einzuschätzen.

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