Theatersportspiele richtig gut! – 6. Dreier-Synchro

von Stephan Holzapfel:

Bei der 3er-Synchro synchronisieren sich 3 Spieler nach dem Prinzip: Spieler A spricht Spieler B, Spieler B spricht Spieler C, Spieler C spricht Spieler A. Anfangs stellen sich die Figuren in einem kurzen Monolog vor, anschließend spielen sie zusammen eine Szene.

Wie witzig sind die Fehler?

Die Dreiersynchro ist ein sehr schweres Spiel, das Übung erfordert, wenn es gut werden soll. Leider existiert der Mythos, dass es nicht so wichtig ist, wie man dieses Spiel spielt, da gerade die Fehler besonders witzig seien. Tatsächlich können kurze Irritationen, bei denen die Spieler z.B. für einen kurzen Moment nicht mehr wissen, wer wen spricht und sich verblüfft angucken, eine sehr komische Wirkung haben. Daraus allerdings zu schließen, dass das Spiel umso komischer wird, je mehr Fehler passieren, wäre fatal. Die Fehler sind wie das Salz in der Suppe, ohne wäre vielleicht fade, aber zuviel macht alles schnell ungenießbar. Es ist ein schmaler Grat. Spieler, die von dem Spiel grundsätzlich überfordert sind, sind kein schöner Anblick.

Die Lippen hinken oft hinterher

Oft versucht der Spieler, der gerade synchronisiert wird, mit seinen Lippen genau die Worte zu formen, die sein Mitspieler ihm in den Mund legt. Da er ja aber nicht weiß, was kommt, werden seine Lippenbewegungen meistens den gesprochenen Worten hinterherhinken, was die verblüffende und komische Wirkung der Synchronisation stark reduziert und den Spieler schlecht aussehen läßt. Es ist taktisch klüger, den Mund eher unspezifisch zu bewegen, z.B. ständig das Wort “Rhabarber” lautlos zu sprechen. Man sollte bedenken, dass auch bei der Synchronisation von Filmen die Lippenbewegungen genau genommen nicht zu den neu gesprochenen Worten passen, was aber meistens gar nicht auffällt. Viel entscheidender für eine überzeugende Wirkung ist das möglichst gemeinsame Beginnen und Beenden von Lippenbewegungen und Text, sowie der passende körperliche Ausdruck. Wenn die Stimme wütend ist, sollte das auch der Spieler darstellen. Um die Lippensynchronität zu erleichtern sollte eher langsam gesprochen werden.

Man muss dafür sorgen, dass die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf den darstellenden Spieler gelenkt wird, der nur die Lippen bewegt, nicht auf den sprechenden. Der sprechende sollte sich deshalb möglichst wenig bewegen und evtl. zur Seite oder nach unten oder hinter vorgehaltener Hand sprechen, der darstellende Spieler dagegen sollte deutliche, sogar leicht übertriebene Bewegungen machen. Für die Zuschauer muss immer klar sein, welche Figur gerade “dran” ist, sonst wirkt die Szene wirr.

Es ist empfehlenswert, die Szene nicht sofort mit allen drei Spielern zu beginnen, sondern erst zu zweit oder sogar alleine aufzutreten, so kommt man leichter ins Spiel.

Wenn Männer Frauen sprechen (und umgekehrt) kann das besonders komisch wirken, deshalb ist es günstig, das Spiel mit einem gemischten Team zu spielen. Da man bei dem Spiel anderen Worte in den Mund legen kann, kann es eine komische Wirkung haben, wenn man das mal “ausnutzt”, und den anderen besonders positive Dinge über die eigene Figur sagen lässt, was aber nur wirkt, wenn es sehr offensichtlich gemacht wird.

Man sollte aufmerksam darauf achten, ob das Spiel überhaupt beim Publikum gut ankommt. Ich persönlich habe oft eine eher reservierte Stimmung wahrgenommen. Es ist sicher kein Spiel, mit dem man leicht einen Treffer landet.

Wer bei der 3er-Synchro zu schnell durcheinanderkommt, sollte vielleicht eher eine 2er-Synchro spielen.

In der Artikelserie “Theatersportspiele” sind bislang schon erschienen:

Zwackelmann

3 thoughts on “Theatersportspiele richtig gut! – 6. Dreier-Synchro”

  1. Interessant, was so in der Auswahl der geläufigsten Theatersport-Games liegt 🙂 finde ich gut!

    Wir spielen die “ABC-Synchro” ziemlich häufig, da der Effekt einfach ungemein ist. Ein Spiel, bei dem das Publikum direkt merkt, dass es schwer ist – ich finde es gut für das letzte Spiel der 1. HZ oder eben als Zugabe o.ä.. Aus dem Grund schlage ich auch vor, um es einzustudieren, ein Schema des Auftretens der Figuren zu lernen, das man dann später wieder großzügig vergessen darf.

    1. A allein (Figur, Ort etablieren)
    2. B allein (Figur, Beziehung, evtl. Konflikt etablieren)
    3. C allein (Figur, alles was noch fehlt und i-tüpfelchen etablieren)
    4. A und B
    5. B und C
    6. C und A
    7. alle 3

    –> Dieses Schema sollte dazu führen, dass die Komplexität erstmal reduziert wird und man sich voll auf den gerade nötigen Part konzentrieren muss.

    Allerdings ist meine Wahrnehmung, dass das Spiel meist sehr überdreht-comedylastig und absurd wird. Es bietet aber wie alle diese Spiele den Reiz, dass man sich selbst in Schwierigkeiten bringen kann (“Du? Hier? Ich werde dich fertigmachen.”).

    Witzige Anekdote: Neulich spielen wir das Ding und wir brauchen eine vierte Figur. Also schlüpft ein Spieler schnell in diese (für ihn zweite) Figur hinein – und ein vierter, der außerhalb saß, fängt an, diese Figur zu synchroniseren. Das ist achtsames Teamwork!

  2. @ Claudia: Der Dank gilt allein Stephan Holzapfel, der die Titeländerung vorgenommen hat. Wir sind ja schließlich alle lern und wandelbar, wir Improvisateure.

    @ Chris: Danke für die Variante. Nur eine Frage. Nachdem A den Ort etabliert hat, geht A dann ab, oder findet das in Monologen statt?

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