IMPRO2011 – Noodt macht erfinderisch, aber nicht nur ihn

von Thomas:

Der Impro-Abend “Noodt macht erfinderisch” im Heimathafen Neukölln war angekündigt als eine Show um den Barpianisten eines Kreuzfahrtschiffes; den internationalen Spielern ist es geschuldet, dass er anders und sehr bezaubernd geworden ist.

Noodt macht erfinderisch
Noodt macht erfinderisch, Bühne, Foto: Impro-News

Anmoderiert von Tom Jahn (Gorillas), bekam jeder der 9 Improvisierer Vorschläge, welche sie in Rollen an Bord des Luxusliners “MS Impro” übersetzten: Die Erbtante mit ihrem Neffen dem Fischer (Maja Dekleva, Narobov und Henk van der Steen, Troje), das frisch verheiratete Paar (Missie Peters, SpeakEasy und Rashid Sidgi, Theaterturbine), die einsame männerhungrige Dame (Pia Hierzegger, Theater im Bahnhof), der verzweifelte Ehemann (Matthieu Loos, Compagnie Combats Absurdes) und selbstverständlich die Crew, bestehend aus Bootsmann (Tom Jahn), Suppenköchin sowie Verpflegungsoffizier (Kirsten Sprick, hidden shakespeare) und dem Kapitän (Randy Dixon, unexpected productions).

Gleich ging das Verwirrspiel los. Der verzweifelte Ehemann suchte seine schwangere Frau, die letztlich überhaupt nicht mit an Bord gegangen war.  Die stets alkoholisierte Tante erspürte jedes emotionale Problem, vom Liebeskummer bis zu der geheimen Angst des Kapitäns vor Wasser. Ihr Neffe fand letztlich sein Glück bei der männerhungrigen Dame und das sehr junge Paar fand nach Problemen und Zweifeln wieder zusammen. Am Ende band Randy Dixon alle ausgelegten Stränge zusammen und so überwand der Kapitän nicht nur seine Wasserangst, sondern fand gar in der Dame seine Mutter wieder und in der Tante seine große Liebe.

Noodt macht erfinderisch
Noodt macht erfinderisch, Schlussszene, Foto: Impro-News

Aber wie so oft, ist bei einem Improvisierten Abend die Geschichte nicht das was am Ende wirklich beeindruckt, es ist das Wunder der Improvisation. Diese magischen Momente, wenn Menschen, die aus so vielen Ländern zusammengekommen sind, frei und mit großer Spielfreude zusammenspielen. Und hier ist jeder der an diesem Abend beteiligten Spieler hervorzuheben. Aber es soll bei ein paar Beispielen bleiben.

Beeindruckend waren Matthieu Loos mit französischem Scharm vorgetragene Lieder in der Sprache der Liebe. Besonders das getrennte Duett über Einsamkeit mit Missie Peters gehörte zu den Gänsehautmomenten des Abends. An dieser Stelle will ich die kanadischen Poetin ermutigen ruhig viel mehr zu singen, denn ihr Sinn für Poesie ist eine wunderbare “Klangfarbe”. Und auch Henk van der Steens herzzerreißender Blues und der traurige Trennungssong von Rashid Sidgi beeindruckten.

Den Mittelpunkt des Abend spielte aber der 10. im Bunde, der Musiker Christpher Noodt am bühnenfüllenden Flügel, der einen ungarischen Pianisten gab. Zwar kam keiner der Spieler zu ihm “an die Bar”, um mit ihm über seine Probleme zu sprechen, aber er war musikalisch immer dabei. So dicht habe ich lang keine musikalische Begleitung mehr erlebt. Er bewies stets ein feines Gespür für die emotionale Lage der Szene und konnte im gleichen Moment illustrativ auf pantomimisches Spiel eingehen. Die Improvisierer revanchierten sich für die wunderbare Atmosphäre und ließen sich inspirieren und treiben – ein Genuss zum Sehen und Hören.

Das Einzige, was mir unverständlich bleibt ist, dass es zwischen den deutschsprachigen Spielern immer wieder zu Szenen auf Deutsch kam. Das mag besonders für die Teile des Publikums nett gewesen sein, die das Programmheft vorher nicht gelesen hatten und sich daher vom “vielen Englisch” überrascht sahen. Jedoch verunsichern diese Szenen stets die Spieler, die kein Deutsch sprechen und hängten sie mitunter von der Story ab. Dann muss die Not erfinderisch machen.

Abgesehen davon bleibt zu sagen: Noodt machte einfach Spaß und so bleibt zu hoffen, dass es spätestens im nächsten Jahr wieder heißt: “Noodt macht erfinderisch!” Danke für den tollen Abend.

Thomas Jäkel
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