Workshop: Improtheater und Musik – ein Interview mit Stephan Ziron

Der Pianist und gestandene Impro-Musiker Stephan Ziron (Paternoster, Hear and Now) bietet am ersten Oktoberwochenende einen Workshop mit dem schlichten Titel “Improtheater und Musik” an. Neben der Arbeit an Songstrukturen sowie der richtigen Performance wird es um die Macht der Musik in einer improvisierten Szene gehen. “Dass Musik jedoch ein aktiver Gestalter ist, wenn man ihn bewusst wahrnimmt, ist selbst für die routiniertesten ImprospielerInnen immer wieder überraschend.” *

Impro-News sprach mit Stepahn Ziron über seinen Workshop und seine Sicht auf improvisiertes Theater:

Gegen die Wirkung der Musik in einer Szene kann sich sowieso niemand wehren.

Impro-News: Du hast den zweitägigen Workshop in vier Themenkomplexe unterteilt: “Songarten und Songstrukturen”, “Szenen begleiten – Szenen beeinflussen”, “Gestaltungsmöglichkeiten von Songs” und “Wie wirkt Musik auf Impro-SpielerInnen?”. Wendet sich Dein Workshop neben Improspielern auch an Impro-Musiker?

Stephan Ziron: Natürlich wendet sich mein Workshop auch an MusikerInnen, die Improgruppen begleiten. Ich denke, es ist auch eine gute Gelegenheit für sie neue Strukturen und Gestaltungsmöglichkeiten von und durch Musik im Improtheater kennen zu lernen und sich auszutauschen. Ich fände es in jedem Fall sehr spannend, wenn ImpromusikerInnen teilnehmen würden, da ein Austausch auf jeder Ebene produktiv ist.

Impro-News: Was sollte ein Teilnehmer für den Workshop an Erfahrung und Können mitbringen?

Stephan Ziron: Wir schaffen gemeinsam in diesem Workshop die Hürde zu nehmen und Hemmungen zu überwinden auch wenn die TeilnehmerInnen noch nie in ihrem Leben ein Lied improvisiert haben. Das hat bisher immer geklappt, egal welche Vorkenntnisse jemand mitbrachte. Die Erfahrung und Bewusstwerdung, was Musik mit einem auf der Bühne machen kann, setzt keine Vorkenntnisse voraus. Das einzige was benötigt wird, sind zwei funktionierende Ohren. Gegen die Wirkung der Musik in einer Szene kann sich dann sowieso niemand mehr wehren. Und das wollte bisher auch niemand. Im Gegenteil.

Impro-News: Wann ist es vorteilhaft, wenn einzelne Spieler einer Gruppe in einen Workshop gehen und wann sollte eine Gruppe lieber über ein Gruppencoaching nachdenken?

Stephan Ziron: Das ist schwer zu sagen. Generell ist es ja nicht verboten, sich als Gruppe bei einem Workshop anzumelden. Jedoch kann im Gruppencoaching individueller auf die Bedürfnisse und Vorkenntnisse der gesamten Gruppe eingegangen werden. Es gibt zahlreiche Arten, wie Improtheater gespielt wird. Das ist von Gruppe zu Gruppe verschieden und kann im speziellen Coaching dann besser berücksichtigt werden. Jedoch empfehle ich jedem, sich auch persönlich weiterzubilden. Das bringt dann letztlich auch der Improgruppe etwas. Denn was gibt es besseres, als ein oder mehrere SpielerInnen, die neue Erfahrungen und Kenntnisse mit in das Spiel der Gruppe einbringen?

Du mußt nur Deine Ohren öffnen.

Impro-News: Wie bist Du zum improvisierten Theater gekommen?

Stephan Ziron: Ich hatte bereits bevor ich im Jahr 2005 nach Berlin zog, improvisierte Pianokonzerte gegeben und wusste gar nicht, dass es auch improvisiertes Theater gibt. In Berlin stieß ich auf Kollegen, die mir davon erzählte. Und da Impromusiker rar waren, und wohl heute noch sind, probte ich fortan mit einer Gruppe. So etwas sprach sich herum. Man hilft hier und dort aus. Und innerhalb kürzester Zeit hatte ich mit nahezu fast allen Improgruppen Berlins zu tun. So bin ich auch zum Improtheater Paternoster gekommen. Ich habe mich im Improtheater von Anfang an aufgehoben gefühlt, da ich einen Platz gefunden habe, meine Kenntnisse und Fähigkeiten über Musikgenres und Musikstimmungen anzuwenden. Und das mache ich bis heute gern und gebe dies in Kursen und Workshops weiter.

Impro-News: Welche Herausforderung reizt Dich am meisten am improvisierten Theater?

Stephan Ziron: Als Musiker reizen mich natürlich kreative Eingaben vom Publikum. Ein Zeitalter, die exotischsten Musikgenres, fernab von Country, Volksmusik oder anderer “Klassiker”, die oft von den Zuschauern kommen. Dabei liebe ich es ein musikalisches Genre oder ein Zeitalter möglichst detailreich und treffend zu improvisieren. Die feinen Nuancen in den unterschiedlichen Genres oder die authentischen Instrumente einer Epoche zu zeigen, sind die größten und schönsten Herausforderungen beim Improspiel für mich. In Bezug auf ImprospielerInnen ist es wohl die größte Herausforderung gemeinsam so gut zu improvisieren, dass die Zuschauer hinterher meinen, den Song gibt es bereits und er wäre von einer CD abgespielt.

Impro-News: Gibt es einen Ratschlag, dem Du jedem Improspieler mit auf dem Weg geben würdest, wenn es um Impromusik geht?

Stephan Ziron: Löse Dich von zu fest gefahrenen Strukturen, gib dich Deinem Gefühl hin und spüre, was die Musik mit Dir machen kann. Du musst nur Deine Ohren öffnen. Der Rest ist gemeinsame Improvisation im Hear and Now.

————

Workshop: Improtheater und Musik
Samstag, 2. Oktober 10 bis 14 Uhr
Sonntag, 3. Oktober 13 bis 17 Uhr

5-10 TeilnehmerInnen
80/60 Euro Teilnahmegebühr

Workshop-Raum mit Bühne im Theaterdock

Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.stephanziron.de/workshop_oktober.html

* Das Zitat stammt aus der Workshopbeschreibung.

Thomas Jäkel
Follow