Rückblick auf das Kölner ImproFestival 2010

von Marco:

Gerade zurückgekehrt aus Köln möchte ich kurz meine subjektiven Eindrücke vom diesjährigen Kölner ImproFestival, welches bereits zum 5. Mal stattfand, hier in das Blog bringen. Obwohl ich bereits seit einigen Jahren Improtheater spiele und verschiedene Workshops und Kurse besucht habe, war ich doch noch nie auf einem der in der Regel jährlich stattfindenden Festivals in Deutschland. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich würde jedem Impro-Interessierten empfehlen, einmal an einem solchen Festival teilzunehmen! Unglaublich, was man in 3-4 Tagen so alles erleben, wieviel unterschiedliche Menschen kennenlernen und natürlich Impro-Erfahrungen im Rahmen der Workshops, Auftritte und Diskussionen mit Mitspielern und Trainern man da machen kann.

Aber erst einmal zu den Fakten, damit man sich ein Bild machen kann, wie das Festival ablief: An drei Kurstagen (Freitag/Samstag/Sonntag) wurden 6 Impro-Kurse  zu den Themen “Charaktere”, “Be in the Moment”, “Langform”, “Masken”, “Pantomime” und “Tschechow/Schiller/Brecht” angeboten, die mit jeweils 12 Unterrichtsstunden (3/6/3) über alle 3 Tage gingen. Als Zusatz gab es noch einen Extra-Kurs zu “Bühnen-Schminke”.

Neben den Kursen gab es an jedem Abend Impro-Shows, teils zum selber Mitspielen, teils zum Zuschauen bei den Profis. Den Auftakt machte dabei am Donnerstag Schirmherr Bernhard Hoecker mit Freunden, die ein Impro-Match gegen die Gastgeber Clamotta spielten. Weiter ging’s am Freitag mit einem Impro-Match für 12 Workshop-Teilnehmer, bei denen sich der “Publikumsliebling” am Ende für die große Abschlussshow am Samstag qualifizieren konnte. Zeitgleich bestritten andere Workshop-Teilnehmer eine Quiz-Impro-Show. Im Anschluss – und damit schon zu späterer Stunde (ab 22.00h) – startete ein offener Impro-Marathon, bei dem alle Workshop-Teilnehmer und Trainer eine Bühne bespielten und zwar so lange, bis weniger Leute im Publikum saßen als sich auf der Bühne befanden. Mit knapp 3,5 Stunden konnte der Rekord vom Vorjahr hierbei zwar nicht gebrochen werden, aber es herrschte  zumindest in der späteren Phase der Show eine sehr schöne Atmosphäre in, um und auf der Bühne. Die letzten Zuschauer wurden gegen 01:30h noch zu einem gemeinsamen Abschluss-Gruppen-Song vor leeren Stuhlreihen auf die Bühne geholt. Samstag Abend folgte dann vor 450 Zuschauern die große Show zum Gewinn des Impro-Sterns, bei dem Mitglieder verschiedener deutscher Profi-Gruppen zusammen mit dem Publikumsliebling vom Vortag um den “Oskar der Impro-Szene” in Form eines Maestros kämpften. Den Abschluss des Festivals bildete ein Kinder-Märchen-Langform-Impro-Show am Sonntag nachmittag (bei der die Kinder im Publikum allerdings in der Unterzahl waren), ebenfalls bestritten von Festival-Teilnehmern. Zu allen Show mit Festival-Teilnehmer-Beteiligung konnte sich jeder im Vorfeld anmelden, allerdings mussten die Plätze dann wegen zu vielen Meldungen teilweise verlost werden.

Alle Shows waren gut besucht (wozu sicherlich auch die vielen Festival-Teilnehmer selber sorgten) und fanden auf professionellen Bühnen mit 100-450 Zuschauern statt, so dass man durchweg vor guter Kulisse spielte. Für meinen Geschmack lag der Schwerpunkt der meisten Shows etwas zu sehr auf den Show-Formaten (Spiele, Spiele, Spiele…) und es gab auch aus den Reihen der Teilnehmer einige, die sich mehr Freiraum für echte Stories oder Langformformate gewünscht hätten,  aber die Geschmäcker sind ja verschieden.

Durch das enge Beieinander von Workshops und Shows sowie der Tatsache, dass man von morgens bis Abends von impro-begeisterten Menschen umgeben ist, ergaben sich natürlich jede Menge Diskussionen um alle möglichen Aspekte des Improtheaters. Eine wahre Quelle der Inspiration aber auch der kritischen Betrachtung! Verbindungen wurden geknüpft und ich könnte mit meiner Gruppe jetzt ohne Probleme durch Deutschland reisen und mit verschiedenen Lokal-Gruppen ein Match spielen.

Einfach Spitze waren auch die Trainer. Aus erster Hand (da ich den Kurs besucht habe) kann ich jedem nur einen Kurs bei Isolde Fischer (Drama Light) ans Herz legen. Tolles Thema, gut vorbereitet, motivierende Anleitung, auf jeden Teilnehmer individuell eingegangen – Improherz was willst du mehr? Andere Teilnehmer berichteten ähnlich von ihren Trainern (dabei  übrigens auch der Berliner Trainer Urban Luig), so dass man eigentlich kaum den falschen Kurs wählen konnte.

Wohnen konnte man übrigens preiswert und direkt bei den Kursräumen in einem Gästehaus. Die Unterbringung in teilweise 6-8 Bettzimmern mit Dusche auf dem Gang mag vielleicht nicht Jedermanns Sache sein, aber zur intensiven Atmosphäre trägt auch dies bei.

Zum Abschluss, weil sie es sich mehr als verdient haben, ein ganz großes Lob und vielen Dank an Eva, Astrid, Markus und Stefan von Clamotta, die dieses Festival mit sehr viel Engagement vorbereitet haben und ständig zur Stelle waren um Organisatorisches zu klären, gute Stimmung zu verbreiten, die Shows zu managen, selber zu spielen und einfach auch dabeizusein. Vermutlich haben sie in den 4 Tagen nicht viel geschlafen…

2 thoughts on “Rückblick auf das Kölner ImproFestival 2010”

  1. Hallo Marco,

    ein wirklich verdientes Loblied auf das Kölner Improfestival 2010.
    Da ich den gleichen Kurs miterleben durfte, kann ich Deiner Beschreibung nur voll und ganz zustimmen. Einzig bei der Aufteilung der abendlichen Shows am Freitag hätte ich mir gewünscht, dass diese nicht zeitgleich stattfinden, um bei allen mit dabei sein zu können. Hoffe man sieht sich bald wieder…

    Grüße aus Hannover

    Ralph

  2. zu Ralph: ja, stimmt einerseits, anderseits war das Angebot an Shows, die man besuchen konnte ja wirklich so reichlich, dass man auch bei bester Terminplanung gar nicht zu allen hätte hingehen können. (wieviel Impro-Shows verträgt ein durchschnittlicher Impro-Spieler eigentlich am Tag 🙂

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